Am finalen Sonntag waren sie nur noch Zuschauer: Phoenix Hagen Juniors und Phoenix Youngsters fehlten im Halbfinale um die deutsche Basketball-Meisterschaft in eigener Halle nicht viel zum Sieg, am Ende waren die Gegner aus Frankfurt und Ludwigsburg einen Tick besser. Insgesamt 5000 Besucher kamen zum Top4.
Hagen.
Einen Moment des Feierns gab es am Finaltag dann doch noch. Vor dem Schlussviertel des Endspiels um die deutsche Meisterschaft erhoben sich die Phoenix Hagen Juniors auf der Vip-Tribüne der Enervie Arena geschlossen, um lautstark zu applaudieren. „MVP, MVP“, skandierten die Jung-Basketballer, einer der ihren – Spielmacher Haris Hujic – wurde gerade auf dem Parkett als wertvollster Spieler der Saison in der Nachwuchs-Bundesliga geehrt. Für die Juniors allerdings ein schwacher Trost, sie hätten lieber als gesamtes Team dort agiert. Doch das Finale des Top4-Turniers hatten sie tags zuvor in einem Thriller mit zweimaliger Verlängerung gegen Eintracht Frankfurt (80:88) ebenso verpasst wie die jüngeren Phoenix Youngsters, die im Halbfinale der Jugend-Bundesliga BBA Ludwigsburg mit 60:68 unterlagen. „Morgen können wir stolz sein“, brachte Nachwuchs-Koordinator Matthias Grothe die Stimmung auf den Punkt: „Heute aber überwiegt die Enttäuschung. Wir hatten in beiden Spielen eine Superchance.“
5000 Zuschauer kommen zum Ischeland
Knapp 5000 Zuschauer waren an beiden Endrunden-Tagen zum Ischeland gekommen, um die besten deutschen Basketball-Talente zu sehen. Für eine „tolle Atmosphäre“ bedankte sich Liga-Geschäftsführer Uwe Albersmeyer und räumte ein: „Ich hätte mir gewünscht, dass ein Hagener Team ins Finale kommt, dann wären es noch ein paar Besucher mehr gewesen.“ Die, die da waren, erlebten neben den knappen Phoenix-Niederlagen, wie die beiden Titelverteidiger entthront wurden. In der NBBL erwischte es Alba Berlin schon im Halbfinale beim 56:66 (19:34) gegen den FC Bayern München, der auch im Endspiel gegen die Frankfurter mit 69:59 (30:31) – angeführt vom herausragenden Richard Freudenberg (24 Punkte) – triumphierte. „Frankfurt war nach den zwei Verlängerungen gegen uns ein bisschen müde“, befand Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann. Seine Youngsters hatten immerhin den Trost, gegen den späteren Meister ausgeschieden zu sein. Denn Ludwigsburg bezwang im JBBL-Endspiel auch den mit großer Fan-Unterstützung angereisten Vorjahressieger Young Dragons aus Quakenbrück mit 62:61 (39:31). Allerdings mussten die Barockstädter nach vermeintlich komfortabler 62:47-Führung noch zittern, ehe der letzte Wurf des später zum MVP gekürten Philipp Herkenhoff sein Ziel verfehlte.
Ein Gewinn für Standort Hagen
Zu diesem Zeitpunkt hatten die Hagener Talente ihren Halbfinal-Frust schon halbwegs verdaut. Auch wenn Coach Falk Möller, mit den Juniors nun schon zum dritten Mal auf dem letzten Schritt ins Finale gescheitert, von einer kurzen Nacht berichtete: „Ich habe nur zwei Stunden geschlafen, bin alle Szenen in Gedanken noch mal durchgegangen.“ Als seine Spieler mit ihm nach dem NBBL-Finale zur ungeliebten Auszeichnung mit der Bronzemedaille von der Tribüne aufs Parkett marschierten, rangen sie sich denn auch nur ein gequältes Lächeln ab. Dabei hätten sie – ebenso wie die Youngsters – allen Grund, stolz zu sein, befand Thomas Haensel. „Beide Mannschaften waren ganz dicht dran, es fehlte nur etwas Glück“. sagte der Phoenix-Aufsichtsrats-chef: „Aber für den Standort des Deutschen Basketball-Bundes ist es doch ein echter Gewinn, dass wir als einziger Klub mit zwei Teams unser Jugendkonzept zeigen konnten.“ So gab es nach der Basketball-Großveranstaltung mit großer Sogwirkung, von den sportlichen Verlierern abgesehen, viele zufriedene Gesichter. Haensel: „Und in Hagen gab es über drei, vier Tage kein freies Hotelbett.“
Nachwuchs-Bundesliga: In zweiter Verlängerung geht Comeback-Kids die Luft aus
Dreimal schienen sie schon geschlagen und kehrten zurück, doch am Ende fehlte den Comeback-Kids die Kraft. Zwei Verlängerungen – wie zuletzt das Bundesliga-Team im Heimfinale gegen Bonn – boten die Phoenix Hagen Juniors den Zuschauern am Ischeland. Um dann doch, wie die Profis, im Halbfinale der Nachwuchs-Bundesliga gegen die Eintracht Frankfurt/Fraport Skyliners mit 80:88 (74:74, 65:65, 34:41) zu verlieren. Eine bittere Niederlage, wie nicht nur Jonas Grof befand: „Wir wollten unbedingt gewinnen haben und haben unfassbar geil gekämpft“, sagte der Teamkapitän, „aber wir haben auch zu viele individuelle Fehler gemacht.“
Das galt schon für die erste Halbzeit. MVP Haris Hujic startete mit acht schnellen Punkten, tauchte dann aber weitgehend ab. Für Jugend-Nationalspieler Niklas Kiel auf der Gegenseite, der 18 seiner insgesamt 24 Punkte in Halbzeit eins erzielte, galt das nicht. Nach der 20:18-Viertelführung gab Phoenix die Initiative aus der Hand, bei Kiels 24:35 (16. Minute) schien sich der Traum vom Finale früh zu verabschieden. Doch die Gastgeber – angeführt von Grof und Center Marcel Keßen – erhöhten die Intensität, liefen nun Fastbreaks und holten Korb um Korb auf. Beim 54:49 vor dem Schlussviertel schien das Momentum bei den Gastgebern, trotz vergebener Korbleger führte man bis drei Minuten vor Schluss (58:55), ehe Frankfurts Jules Dang Akodo die Partie zu kippen schien. Bei seinem 60:65 nach Steal gegen Grof schien die Partie 34 Sekunden vor dem Ende gelaufen. Grofs Dreier und Hujics nervenstark verwandelte Freiwürfe – seine ersten Punkte seit dem Startviertel – bedeuteten aber den Ausgleich, Keßen blockte Akodos letzten Wurf.
In der Verlängerung setzte aber erneut Frankfurts Spielmacher Nadelstiche, seine beiden Dreier führten zum 65:71. Doch wieder zeigten die Gastgeber Herz, Grofs Ausgleich 5,1 Sekunden vor der Sirene brachte die zweite Extrazeit. In der die Juniors ihr Déjà-vu erlebten, wieder sorgte Akodo für den Sechspunkte-Rückstand (74:80). Und diesmal konnten die Hagener nicht mehr kontern. Als Grof 17 Sekunden vor Ende beim 80:85 mit dem fünften Foul vom Feld musste, war die Partie entschieden. „Bei zwei Verlängerungen sind es Kleinigkeiten, die entscheiden. Und das hat Frankfurt besser gemacht“, bedauerte Coach Falk Möller, dessen Team den Vergleich an der Dreierlinie klar verloren hatte. „Ein Shoot-out mit Frankfurt funktioniert nicht“, bemängelte der Trainer: „So ein Spiel müssen wir über die Verteidigung entscheiden. Und damit haben wir zu spät angefangen.“
- Phoenix Juniors – Frankfurt 80:88 n.2.V.(74:74,65:65,34:41)
- Phoenix Juniors: Keßen (18, 18 Rebounds, 4 Blocks), Grof (28, 1/3 Dreier, 10 Rebounds, 4 Assists, 4 Ballverluste), Hujic (13, 3/12 Dreier, 3 Assists, 4 Ballverluste), Jasinski (14, 1/6 Dreier, 12 Rebounds), Meyer-Tonndorf, Krieger (4, 3 Assists), Zahner-Gothen (2), de Oliveira (1).
Eintracht Frankfurt/Fraport Skyliners: Kiel (24, 2 /4 Dreier, 22 Rebounds), Dang Akodo (25, 5/11 Dreier, 8 Assists), Musovic (9, 7 Assists), Knothe (8), Trtovac (11, 13 Rebounds), Okeke (8), Mihaljevic (2), Akbayir (1), Scheffels, Williams.
Spielviertel: 20:18, 14:23, 20:8, 11:16, 9:9, 6:14.
Teamstatistik: 39:33% Wurfquote, 5/22:11/32 Dreier, 15/26:23/38 Freiwürfe, 58:57 Rebounds, 14:20 Assists, 5:2 Steals, 15:12 Ballverluste, 6:4 Blocks.Er brauchte ein paar Minuten, ehe er wieder lächeln konnte. Jasper Günther stützte sich auf eine Werbebande der Enervie Arena, völlig erschöpft stand er dort, der Blick ging einen Moment lang ins Leere. Günthers Phoenix Hagen Youngsters hatten soeben das Halbfinale um die deutsche U16-Meisterschaft verloren. Der spätere deutsche Meister, die Basketball Akademie Ludwigsburg, siegte knapp mit 68:60 (28:31), die Chance auf das Heim-Endspiel war für Phoenix bis kurz Schluss stets greifbar gewesen.
Doch es dauerte nicht lange, bis Jasper Günther sein verschmitztes Grinsen wieder fand. Seine Freundin, sein Papa, seine Mitspieler – alle nahmen ihn in dem Arm oder klopften ihm auf die Schulter. Die Nachricht: Kopf hoch, das wird wieder. Erstaunlich reif für einen 15-Jährigen sagte der Jugend-Nationalspieler: „Ludwigsburg hat verdient gewonnen. Den Traum vom Finale und von der deutschen Meisterschaft konnten wir uns nicht erfüllen. Aber es war auch ein Traum, hier vor so vielen Zuschauern spielen zu dürfen.“
Ein Publikum von mehr als 2500 Menschen machte das Halbfinale für das Team von Trainer Matthias Grothe zu einem unvergesslichem Basketball-Erlebnis. Aber nicht nur den Fachleuten unter ihnen war klar: Die Athletik und die Größe der Ludwigsburger Akteure stellte Phoenix vor zu viele Probleme. Das Rebound-Duell entschieden die Gäste klar für sich (52:42), insgesamt 21 Mal griffen sich der starke Topscorer Lawrence Mugagan und Co. Abpraller am offensiven Brett ab. Sechs geblockte Würfe und insgesamt 44 erzielte Punkte in der Zone sprechen ebenfalls für eine starke Ludwigsburger Physis, Phoenix hingegen haderte mit einer unterirdischen Feldwurfquote (34 Prozent). „Athletisch waren sie in einer anderen Liga“, bekannte Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann. Auch beeindruckend: Exakt die Hälfte der Punkte (34) kamen beim Team von Coach Daniel Nelson von Bankspielern. Es war eben eine Team-Leistung.
Dennoch waren es die Gastgeber, die zu Beginn den Ton angaben. Nach einem Treffer von Philipp-Merten Purps lagen die Youngsters mit 10:1 (5.) hoch vorne. Noah Tepelidis brachte Phoenix zu Beginn des zweiten Viertels sogar zweistellig in Front (23:13) und Vladimir Pinchuk traf wenig später zur höchsten Youngsters-Führung (28:17). Doch Ludwigsburg nutzte Unkonzentriertheiten der Grothe-Truppe und verkürzte zur Halbzeit.
Direkt nach der Pause machten die Ludwigsburger eindrucksvoll klar, wie stark ihre Physis ist: Zwei spektakuläre Blocks hinten, zwei Offensiv-Rebounds und Korbleger vorne – schon führten die Barockstädter (31:32). Grothe versuchte den Lauf mit einer Auszeit zu stoppen, doch seine Jungs wirkten nun verunsichert, Pässe kamen nicht an, das Offensiv-Spiel war statisch. Ludwigsburg zog in der 27. Minute zweistellig davon (35:45), ehe Phoenix aus der Lethargie heraus kam und den Kampf annahm. Langsam kamen die Youngsters wieder heran, in der 37. Minute gelang Tepelidis der 57:57-Ausgleich. Doch nach guter Verteidigung von Topscorer Günther und Co. kam Ludwigsburg immer wieder unbeirrt zu zweiten und dritten Chancen. 30 Sekunden vor dem Ende brachte Mugagan die Vorentscheidung (60:65), im nächsten Angriff setzte er mit einem beidhändigen Dunking zum 60:67 ein letztes Ausrufezeichen.
„Das Spiel haben wir leider im dritten Viertel verloren“, fand Noah Tepelidis, während Matthias Grothe zugab: „Ludwigsburg hat verdient gewonnen. Beim Rebound hat uns heute leider Marco Hollersbacher gefehlt.“ Dass seine Mannschaft eine großartige Saison gespielt habe, wolle er ihr erst später sagen.
Jasper Günther war das schon ein paar Minuten nach Spielschluss klar. Sein Grinsen zeigte Stolz und auch: Zuversicht für das, was auf ihn und die Phoenix-Jugend in den nächsten Jahren noch zukommt.
- Phoenix Youngsters – BBA Ludwigsburg 60:68 (31:28)
- Phoenix Youngsters: Purps (2), Günther (16), Wegmann, Ewald (2, 6 Assists), Fischer (3), Tepelidis (12), Cadez, Pinchuk (11, 8 Rebounds), Walhöfer (2), Hartmann, Krumme (9), Scheller.
Basketball Akademie Ludwigsburg: Seric (11, 10 Rebounds), Mugagan (13, 14 Rebounds), Luyeye (6), Franz (5), Stierlen (1), Auerbach (8), Abraha (8), Emanga (5), Kater (4), Hellwig (3), Massing (4), Brekalo.
Spielviertel: 19:13, 12:15, 14:22, 15:18. – Teamstatistik: 34:39% Wurfquote, 2/13:2/10 Dreier, 16/27:14/29 Freiwürfe, 42:52 Rebounds, 12:10 Assists, 8:6 Steals, 18:19 Ballverluste, 2:6 Blocks.