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Anton Källberg verärgerte Timo Boll und trumpft in Hagen auf

Anton Källberg verärgerte Timo Boll und trumpft in Hagen auf

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Foto: Jakob Studnar
Der 18-jährige Schwede Anton Källberg fuhr statt Top-Star Timo Boll zum World Cup. Beim TTC Hagen mischt er die Tischtennis-Bundesliga auf.

Hagen. 

Es ist nicht leicht, Timo Boll auf die Palme zu bringen. Doch Anton Källberg hat es geschafft. Der 18-jährige Schwede schnappte dem großen Star im August die Wildcard für den World Cup weg, dem drittgrößten Turnier nach Olympia und WM. Das hatte Boll noch nicht erlebt. „Ich fühle mich ausgebootet“, hatte der 34-Jährige geschimpft. Eine ungewohnt emotionale Reaktion für den sonst so besonnenen Hessen.

Und Källberg? „Mich hat das nicht sonderlich getroffen.“ Der Schwede – blonde Haare, wache Augen – sitzt im Foyer des Deutschen Tischtennis Zentrums (DTTZ) in Düsseldorf und zuckt mit den Schultern. „Ich habe gehört, dass es ihn aufgeregt hat, aber ich habe mit ihm nicht darüber gesprochen“, erzählt er auf Englisch, „ich verstehe ihn, aber sorry, Timo, die Wildcard konnte ich dir nicht überlassen.“ Er lacht, ein freches Grinsen huscht über sein Gesicht. Selbstbewusstsein in seiner charmantesten Form.

Källberg: „Habe sogar schon Fans“

Anton Källberg gilt als eines der größten Tischtennis-Talente Europas. Er ist Jugend-Europameister, erreichte bei seinem ersten World Cup das Achtelfinale und arbeitet hart an seinem Ziel, irgendwann eine Medaille bei den Olympischen Spielen zu gewinnen. Danny Heister, Bundesliga-Coach von Borussia Düsseldorf, hat den 18-Jährigen in seine Trainingsgruppe im DTTZ aufgenommen. Er will ihn formen. Anton Källberg setzt es um, macht in der Bundesliga mit seinen Leistungen Werbung für sich. Längst steht er auf der Spieler-Wunschliste von Rekordmeister Düsseldorf.

Doch ganz so weit ist er noch nicht. Noch ist Källberg der Star des TTC Hagen. „Ich habe sogar schon Fans“, erzählt er, „zwar nicht so wie Timo, aber es werden mehr.“

In Düsseldorf trainieren, in Hagen spielen

Wenn Källberg, 1,83 Meter groß, zum Tisch schlufft, seine Tasche lässig über die schmale Schulter geworfen, wirkt er vergnügt. Nicht wie ein Weltstar. Eher wie einer, der bei der Bezirksmeisterschaft zum Halbfinale antritt. Ein ganz normaler Junge. Einer, der sich auf das Spiel freut. „Tischtennis, nur Tischtennis“, lautet die Antwort, wenn man ihn nach seinen Hobbys fragt. Vorbilder hat er eigentlich keine: „Ich will einfach so spielen, wie ich es gut finde.“

Für sein Hobby verließ Anton Källberg 2014 seine Heimat Schweden und ging nach Deutschland, nach Ochsenhausen. Er grinst. Den Ortsnamen spricht er mühelos aus. Doch vielleicht fand er ihn einmal witzig. Seit dieser Saison lebt und trainiert Källberg in Düsseldorf, spielt in der ersten Bundesliga für den TTC Hagen.

„Die Stimmung bei den Spielen könnte besser sein. Aber sonst habe ich mich gut eingewöhnt. Schweden und Deutschland sind nicht so verschieden. Hier wird nur mehr geplant, wann man was zu tun hat“, sagt er lachend. Trotz seines jungenhaften Aussehens wirkt Källberg sehr reif. „Seitdem ich 14 bin, lebe ich in Trainingszentren“, erklärt er. Seine ganze Familie spielt Tischtennis. Seine Ambitionen, sich auf den Sport zu konzentrieren, wurden immer unterstützt. In eine leere Wohnung kommen, von der Familie getrennt sein – all das macht dem 18-Jährigen nichts aus. Tischtennis. Nur Tischtennis.

Siege gegen Düsseldorf

Dafür steht er täglich in der Halle. Obwohl er mit internationalen Trainingspartnern viel Englisch spricht, kann Källberg etwas Deutsch. Das Wort „Aufschlag“ zum Beispiel. Der ist seine Spezialität. Wie ein Zauberer, der mit einer großen Geste von dem eigentlich Wichtigen ablenken will, holt Källberg mit dem rechten Arm zu einem Bogen aus, um dann an der Tischkante den Aufschlag zu spielen. Der Trick klappt oft. Was er auf den Tisch zaubert, zieht den Gegnern reihenweise die Schuhe aus. Selbst im Duell mit Meister Düsseldorf konnte er darauf bauen. Beim 3:2 der Hagener gewann er gegen die erfahrenen Spitzenspieler Kamal Achanta und Panagiotis Gionis bei.

Anton Källbergs Wunsch nach besserer Stimmung wurde erfüllt. Die Jubelrufe kannten nur einen Namen: seinen.