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4 Gründe für einen Besuch auf den Shetlandinseln

4 Gründe für einen Besuch auf den Shetlandinseln

Wer sich aufmacht, Schottlands nördlichsten Archipel zu erkunden, wird mit Inselkultur und Wildlife belohnt. Auf dem Programm stehen nicht nur zottelige Ponys, sondern auch Orcas, Seevogelkolonien und Schafe.

Lerwick. 

Mittendrin im Länderdreieck Schottland, Norwegen und den Färöer-Inseln lugen die Shetlandinseln wie ein lang gestreckter Krokodilsrücken aus dem Atlantik – mystisch, oft nebelumhüllt und gesegnet mit unendlichem Horizont.

Über 100 Inseln zählt der Archipel, 16 sind bewohnt. Die meisten der gut 20 000 Insulaner leben auf der Hauptinsel Mainland. Ihrer dünnen Besiedlung setzen sie eine starke Gemeinschaft entgegen, dem rauen Klima warme Wollwaren – handgestrickt. Wer Shetland bereist, wird schnell spüren: Hier geben die Elemente den Takt vor.

Ein kurzes Inselquartett für Shetland-Neulinge:

1. Inselhauptort Lerwick – der quirlige Knotenpunkt

Wie aus einem Guss präsentiert sich das Inselzentrum allen, die sich Shetland vom Wasser nähern. Die Fähre gleitet durch die Bucht von Lerwick, an der sich graue, steinerne Häuser Hügel hinaufziehen. So still und beschaulich das Städtchen dazuliegen scheint, so betriebsam geht es im Fähr- und Fischereihafen zu. Große Hallen von Fischhandelsunternehmen säumen die Landungsbrücken. Die Fischerei ist neben der Ölindustrie Shetlands wichtigster Handelszweig.

Als Ausgangspunkt empfängt die kleine Inselhauptstadt Reisende mit einer Auswahl unterschiedlicher Unterkünfte, vom Sterne-Hotel bis zur Jugendherberge. Lohnenswert ist der Besuch des Shetland Museum & Archives. Über die umfangreiche Ausstellung können sich Besucher der Natur, Geschichte und dem prägenden Wikinger-Erbe Shetlands in kompakter Weise nähern.

2. Der alte Fels und das Meer

«The Old Rock» nennen die Einheimischen gern ihre Insel. Manche Gesteine im Inselnorden sind 2,8 Milliarden Jahre alt.

Shetland, geformt durch tektonische Verschiebungen, durch Eiszeiten, Regen, Wind und Wellen, ist seit 2015 ein ausgewiesener Unesco Global Geopark. Hier herrscht Geodiversität. Unterschiedliche Gesteinsarten fügen sich wie zu einem großen Puzzle zusammen: Neben Gneisen formt sich der Archipel unter anderem aus Granit und Kalkstein, aus Schiefer und vulkanischem Gestein.

Zu bestaunen ist Letzteres an der Steilküste von Eshaness, wo mächtige Atlantikwellen ungebremst an der Westküste brechen und das Gestein in Stücke zu schlagen scheinen.

So dramatisch zeigt sich das Landschaftsbild längst nicht überall. Die von fjordähnlichen Meeresarmen zerfurchten Küstenlinien lassen den Archipel andernorts fast lieblich wirken.

3. Inselhopping: 16 Inseln – 16 Welten

85 Kilometer misst die lang gestreckte Hauptinsel Mainland von Nord nach Süd. Sie ist umringt von unzähligen Felsbrocken, winzigen Eilanden sowie 15 weiteren bewohnten Inseln, jede für sich ein Mikrokosmos. Manche, wie Muckle Roe, Trondra oder die angrenzenden Inseln East und West Burra, liegen so nah, dass sie über Brücken mit dem Festland verbunden sind.

Für die Erkundung weiter entfernter Inseln gilt das Prinzip Inselhopping. Es locken etwa Fetlar oder Foula, Papa Stour, die nördlichste Insel Unst oder das südlichste, abgelegenste Eiland Fair Isle. Doch auch, wer den Fährplan gründlich studiert und die Reise perfekt organisiert hat, muss seine Pläne mitunter über Bord werfen. Schließlich regiert auf den königlichen Inseln das Wetter-Gesetz.

Stets erreichbar ist hingegen die Halbinsel St. Ninian’s Isle: Ein 500 Meter langer Dünenstreifen verbindet sie mit der Südwestküste Mainlands. Beidseits vom Atlantikwasser umschwappt, lockt dieser sogenannte Tombolo zum Sprung ins (ziemlich kühle) Meer – und St. Ninian’s zu einer Wanderung.

4. Wolle, Wale und watschelnde Papageitaucher

Es ist unmöglich, nicht dem Charme der putzigen Papageitaucher zu erliegen, die jährlich von April bis August zu Tausenden die Shetlands bevölkern. Dann kehren sie in ihre angestammten Bruthöhlen auf den hohen Klippen zurück. Gemeinsam mit ihren Artgenossen, etwa Basstölpeln und Trottellummen, Schmarotzerraubmöwen und Tordalken, veranstalten sie ein lärmendes Spektakel.

Insbesondere auf den Inseln Unst und Noss oder in Sumburgh Head nehmen die Seevögel die steilen Felsen ein wie die Stockwerke eines Hochhauses. Wer sein Fernglas geduldig aufs Meer richtet, erspäht mit Glück Delfine – sogar Orcas gibt es.

Weniger wild, doch nicht von diesem kleinen britischen Inselreich wegzudenken sind nicht nur freche Shetlandponys, sondern vor allem lockenbepackte Schafe, welche die Einwohnerzahl Shetlands um mehr als ein Sechsfaches übertreffen. Unbeeindruckt stemmen sie sich gegen den ewigen Wind und die Wetterküche, was ihre dicke, zu Strickgarn gesponnene Wolle weltweit begehrt macht.

Auf den Shetlandinseln wird das Strickhandwerk mit den bekannten Fair-Isle-Mustern generationenübergreifend gelebt und zelebriert, und zwar alljährlich im Frühherbst zur Shetland Wool Week.

Kein Wunder, dass die derzeitige Strickweltmeisterin Hazel Tindall von hier stammt: 262 Maschen strickt sie in nur drei Minuten. (dpa)