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Wie Hund und Katze mit einem Pieks zum Lebensretter werden

Wie Hund und Katze mit einem Pieks zum Lebensretter werden

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Nachdem ein Tropfen Blut aus der Pfote entnommen und untersucht worden ist, werden anschließend bei dem gesunden Tier an der Halsvene mit einer kleinen Nadel bis zu 500 Milliliter Blut abgenommen. Foto: dpa
  • Blutspenden auch für Hunde und Katzen oft überlebenswichtig.
  • Halter können Tiere für Blutspender-Datenbank registrieren lassen.
  • Projekt ist in Europa einzigartig.

An Rhein und Ruhr. 

Bernhard liegt völlig gelassen auf dem Behandlungstisch. Ihn stört es auch nicht, dass der Arzt erst einen Tropfen Blut aus seiner Pfote und dann 50 Milliliter aus seiner Halsvene entnimmt. „Er ist eben eine coole Socke“, sagt Besitzer Silvio Fuchs stolz und streichelt dem schwarz-weißen Kater über das Fell. Als wüsste Bernhard, dass er gerade etwas Gutes tut und schon bald einer kranken Katze das Leben rettet. Er ist eine von Tausenden Katzen in Deutschland, die Blut spenden. Denn nicht nur bei Menschen geht es oft um Leben und Tod, wenn fremdes Blut benötigt wird.

„Auch für Tiere sind Blutspenden sehr wichtig“, sagt Max Krauß, Leiter der Tierklinik Dr. Krauß in Düsseldorf. Ob durch schwere Unfälle, große Operationen, bei bestimmten Krebserkrankungen, bei Vergiftungen mit Rattengift oder schweren Infektionskrankheiten wie etwa die durch Zecken übertragene Babesiose – es gibt viele Gründe, warum Hunde und Katzen (bei anderen Tierarten wird das bisher nicht gemacht) auf fremdes Blut angewiesen sind. In der Düsseldorfer Klinik gibt es derzeit 25 Hunde und Katzen, die regelmäßig spenden. Da die Konserven bis zu vier Wochen gelagert werden können, sei fast immer Blut vorrätig, sagt Krauß. „Sollte es einmal zu Engpässen kommen oder die richtige Blutgruppe nicht vorrätig sein, dann müssen wir unsere Spenderkartei konsultieren. Das kommt aber selten vor“, so der Klinikleiter.

„Herzblut für Katzen“ ist die einzige Blutspender-Datenbank für Katzen in Europa

So wie den Halter von Kater Bernhard. Silvio Fuchs ist nämlich Initiator der Blutspender-Datenbank „Herzblut für Katzen“. Vor acht Jahren kam die Idee, als für einen Kater nach einem Spendertier gesucht wurde, doch niemand so recht wusste, wie das bei Katzen mit der Spende funktioniert. Noch heute ist das die einzige Datenbank in ganz Europa. Allein in Deutschland sind 3500 Halter mit circa 10.000 Katzen registriert.

Kater Bernhard ist sehr begehrt. Tierärzte schätzen nicht nur das ruhige Gemüt, sondern vielmehr seine seltene Blutgruppe. „95 Prozent der Katzen haben Blutgruppe A, Bernhard Gruppe B“, erklärt Silvio Fuchs. Und weil der kleine Moppel, wie ihn sein Besitzer liebevoll nennt, zehn Kilo wiegt, können Tierärzte auch ein bisschen mehr Blut abnehmen – dem Kater schadet das nicht. „Bernhard hat jede Spende gut verkraftet. Die Nadel ist ja auch so klein, dass sie bei Babys verwendet werden könnte“, versichert Silvio Fuchs. Der 31-Jährige kennt sich aus, er versorgt in Oberhausen 30 Katzen auf seinem Gnadenhof. „Die meisten Tiere sind alt und krank. Bei mir haben sie noch ein schönes Restleben“, sagt der Katzenliebhaber. Eine Menge Arbeit für den hauptberuflichen Krankenpfleger, denn die Spender-Datenbank betreibt er ehrenamtlich. Zwei bis drei Anrufe bekommt Silvio Fuchs jeden Tag.


Bei der Datenbank „weissepfoten“ sind 2000 Hunde registriert

Bei Hans-Joachim Holz gehen pro Tag nicht ganz so viele Anrufe ein, doch fünfzehn sind es pro Monat allemal. Das, was Silvio Fuchs für Katzen aufgebaut hat, macht Hans-Joachim Holz für Hunde. Vor zehn Jahren hat er den gemeinnützigen Verein „weissepfoten“ gegründet – mittlerweile sind 2000 Hunde registriert. „Leider beschäftigen sich viele Besitzer erst mit dem Thema, wenn es das eigene Tier betrifft. Es müsste noch viel mehr Spender geben“, findet der erste Vorsitzende Hans-Joachim Holz. Wenn es keinen geeigneten Spender gebe, dann müsse das Tier in vielen Fällen eingeschläfert werden. Dabei sei es nach Angaben beider Tierschützer ein sehr geringer Aufwand, die Hunde und Katzen zu registrieren und später auch ihr Blut zu spenden.

Wie Halter Hund und Katze mit wenigen Angaben registrieren können

Und das funktioniert so: Nachdem alle erforderlichen Daten – Rufnummer, Wohnort, Name und Alter des Tieres – auf den Internetseiten „herzblutfuerkatzen.de“ oder „weissepfoten.de“ eingetragen worden sind, folgt im Falle eines Notfalls ein Anruf eines Tierarztes bei den beiden Initiatoren. Silvio Fuchs und Hans-Joachim Holz suchen dann in ihrer Datenbank nach geeigneten Spendern in der Nähe. Die Blutgruppe spielt zunächst keine Rolle, da vor jeder Spende eine Untersuchung durchgeführt und ein großes Blutbild durch einen Tropfen Blut erstellt wird. „Bei Katzen ist das jedoch nicht ganz so einfach wie bei Hunden, da diese wesentlich empfindlicher sind“, erklärt Tierarzt Krauß. Daher werde mit jeweils einem Bluttropfen der erkrankten sowie der gesunden Katze eine Kreuzprobe gemacht. Passt alles, wird bei Hunden bis zu 500 und bei Katzen bis zu 50 Milliliter Blut über die Halsvene abgenommen. Dabei können laut Tierarzt Krauß auch Komplikationen wie ein Schock auftreten, schließlich wisse man nie, was passiert. Doch sei weder bei den Tieren, die Krauß betreut, noch bei den Hunden und Katzen, die Silvio Fuchs und Hans-Joachim Holz vermittelt haben, bisher mehr aufgetreten als ein Hämatom.