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Ruhrgebiet: Transfrau macht Umwandlung rückgängig – und heißt nach schlimmen Erlebnissen wieder Marc

Ruhrgebiet: Marc wollte so gerne als Janine akzeptiert werden. Doch nach schlimmen Erlebnissen, gab er/ sie auf.

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© privat

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Gefangen im falschen Körper – dieses Gefühl hat Marc Dominik Rosenzweig jeden Tag. Vor 34 Jahren ist Marc als Junge in Düren (Ruhrgebiet) geboren. Im Laufe der Jahre wird immer klarer, dass Marc sich nicht als männlich empfindet. Schließlich entschied sich er / sie (Anm. d. Red.: Marc möchte nicht auf ein Personalpronomen reduziert werden) vor einigen Jahren zu einer Geschlechtsumwandlung. Doch das machte alles nur noch schlimmer.

Für das neue Ich hagelte es heftige Anfeindungen, sogar körperliche Gewalt musste Marc Rosenzweig erfahren. 2021 hielt er/ sie es nicht mehr aus und ruderte wieder zurück. Im Gespräch mit DER WESTEN hat Marc Rosenzweig seine/ ihre traurige Geschichte erzählt.

Ruhrgebiet: Der lange Weg zur Frau

An die einst junge Frau Janine erinnern nur noch die Brüste – ansonsten ist der/die Transfrau wieder Marc Rosenzweig. 2013 war die Brust-OP für Marc R. ein wichtiger Schritt zur Frau. Bereits im Teenageralter merkte Marc R., dass er/sie nicht glücklich war. Inzwischen ist Marc 34 Jahre alt, doch erst Anfang 20 öffnete eine TV-Sendung mit dem Titel „Transgender – mein Weg in den richtigen Körper“ Marc die Augen: „Da habe ich gemerkt, dass ich mich als Frau fühle.“

Ruhrgebiet Transfrau Marc
Ruhrgebiet: Transfrau Marc Rosenzweig muss die Brüste immer verstecken. Foto: privat

Das sei 2011 gewesen und von da an ging es ganz schnell. Für eine Geschlechtsumwandlung musste Marc zum Psychologen. Zwei voneinander unabhängige Gutachten bestätigten ihm/ ihr die Transsexualität. Wichtige Voraussetzungen für die Krankenkasse, um die Finanzierung von Brustimplantaten sowie das Abschleifen des Kehlkopfes zu bewilligen. Ungefähr 8 Jahre lang nahm Marc Hormone ein, um seinem wahren Ich näher zu kommen. Sein/ ihr männliches Geschlechtsteil behielt Marc, auch wenn er/ sie sich damit nie identifizieren konnte.

Marc ließ sich die Haare wachsen und färbte sie schwarz bis er/ sie sich endlich als Janine präsentieren konnte. Auch ganz offiziell wurde sein/ ihr weiblicher Name im Pass eingetragen. Aufgrund seiner/ ihrer recht späten Geschlechtsanpassung seien die männlichen Gesichtszüge und die maskuline Figur jedoch auch durch Schminke und Kleider noch zu erkennen gewesen. Und das habe heftige Folgen gehabt. Die Familie habe seine/ ihre Geschlechtsumwandlung zwar akzeptiert, doch die Gesellschaft habe Janine abgelehnt.

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Ruhrgebiet: So sah Marc als Janine aus. Foto: privat

Traum wird zum Alptraum

„Beim Einkaufen oder bei Behördengängen wurde ich beleidigt – meistens von jungen Männern“, berichtet der/ die Transfrau. Auch vor körperlichen Angriffen hätten die Männer keinen Halt gemacht. Die Anfeindungen seien selbst in großen Städten wie Berlin oder Köln passiert. „Nach einigen Jahren habe ich es nicht mehr ausgehalten und 2021 endgültig die Notbremse gezogen.“

Seitdem kleidet sich Marc wieder als Mann und trägt seinen Geburtsnamen wieder. Doch innerlich bleibt er/sie Janine. „Ich fühle mich ganz schlimm, weil ich die ganze Zeit im Zwiespalt lebe. Ich habe das nur schweren Herzens gemacht – nur aus Angst vor Übergriffen. Denn eigentlich kann ich mich so nicht verwirklichen, wie ich mich im Grunde genommen fühle.“ Im Pass wird Marc kein Geschlecht zugeordnet, er/ sie ist als divers eingetragen.

Transfrau will Brüste loswerden

Um mit dem Kapitel endlich abzuschließen, will sich Marc seine Implantate wieder entnehmen lassen. Doch die Krankenkasse wolle nicht für die Kosten aufkommen, sondern verweise ihn immer an einen Therapeuten. Marc selbst habe nicht das Geld für den Eingriff. „Aktuell trage ich weite Klamotten, damit niemand die Brüste sieht. Auch im Sommer habe ich letztes Jahr schon immer Hoodie getragen, aber das ist natürlich ätzend. Aber die Angst, dass wieder Anfeindungen kommen, war einfach zu groß, um ein T-Shirt oder ähnliches zu tragen“, schildert der/ die Transfrau sein/ ihr Leid. An Besuche im Schwimmbad sei mit dem B-Körbchen gar nicht zu denken. Marc hofft, dass die Krankenkasse irgendwann seinen Antrag bewilligt. So lange versucht er/ sie jeden Cent für die OP zusammenzukratzen.


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Marc Dominik Rosenzweig ist am Dienstag (7. Februar) mit seiner/ ihrer bewegenden Geschichte auch auf Sat.1 zu sehen. In der Talkshow „Britt – der Talk“ berichtet er/sie um 16 Uhr neben anderen Betroffenen unter dem Sendungsmotto: „trans – Mein Weg zum wahren Ich“ von seinem/ ihrem Leben.