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Ruhrgebiet: Obdachloser Mann lehnt Impfung ab – sein Motiv ist völlig überraschend

Ruhrgebiet: Obdachloser Mann lehnt Impfung ab – sein Motiv ist völlig überraschend

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Ruhrgebiet: Obdachlose können sich nun seit dieser Woche impfen lassen. Foto: Funke Foto Service/Metin Gülmen

Ramon Klein hat es geschafft! Der Mann aus Hagen im Ruhrgebiet, der seit zwei Jahren auf der Straße lebt, hat am Mittwoch seine Corona-Impfung erhalten.

Nach einem kurzen Piks von Impfärztin Dr. Anjali Scholten war die Sache erledigt. Der großgewachsene Mann mit Kappi ist zufrieden. „Ich fühle mich wie vorher – nur mit leichterem Gewissen“.

Ruhrgebiet: Obdachlose bekommen Corona-Impfung

Hagen ist die erste Stadt im Ruhrgebiet, in dem Menschen aus prekären Wohnverhältnissen sich durch mobile Teams gegen Corona impfen lassen können. Rund 160 Menschen haben das Angebot am Mittwoch in Wehringhausen angenommen, am Donnerstag geht es in Altenhagen weiter. Das Land NRW hatte 1.000 Dosen Johnson & Johnson-Impfstoff zur Verfügung gestellt.

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Ramon Klein hofft nach der Spritze auf ein Stück Rückkehr zur Normalität. Denn Corona ging nicht spurlos an ihm vorbei: „Der Freundes- und Familienkreis wird weniger, weil man sie ja nicht mehr besuchen gehen kann.“ Immerhin komme er in der Nacht bei Bekannten unter, müsse nicht auf der Straße kampieren.

Sorge um Impffolgen bei Obdachlosen

Auch in Essen wurden seit dieser Woche erste Obdachlose geimpft. Das Team von „Essen packt an“ kümmert sich seit Jahren um Obdachlose in der Stadt. Sie sorgen sich vor allem um eines: „Nach dem langen Winter sind viele Obdachlose gesundheitlich schlecht dran. Deshalb machen wir uns Sorgen, wie die Obdachlosen die Impfung verkraften werden“, schildert Helferin Aina.

Ihr Vorschlag: Nach der Impfung sollten bei Bedarf Übernachtungen in einem Hostel möglich sein. Helferin Betty: „Schon gesunde Menschen fühlen sich nach einer Impfung häufig schlapp und bleiben einige Tage zu Hause. Wir fänden es wichtig, dass Obdachlose bei Bedarf ein solches ,Zuhause auf Kurzzeit‘ nutzen können und nicht ganz ohne Beobachtung sind.“

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Stefan will sich erstmal nicht impfen lassen

Am Suppenfahrrad neben der Essener Marktkirche wartet Stefan. Er hat sich eine warme Mahlzeit abgeholt. Der 44-Jährige erzählt, dass er sich vorerst nicht impfen lassen will: „Ich habe viele Bekannte, die schon geimpft worden sind. Ich persönlich würde mich aber nicht impfen lassen. Ich sehe darin einfach keine Notwendigkeit. Andere sollen bevorzugt werden.“

Natürlich habe auch er die eine oder andere gesundheitliche Einschränkung. Er sagt aber auch: „Im Kern bin ich gesund, schaffe es, nachts unter einem Dach zu schlafen. Ich trinke nicht exzessiv, nehme keinen Drogen. Und ich achte viel auf Hygiene. Ich sehe mich also nicht gefährdeter als andere Menschen. Deshalb lasse ich den älteren und vorerkrankten Menschen den Vortritt.“

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„Impfneid ist schrecklich“

Er wolle auch keine Zwei-Klassen-Gesellschaft, erläutert stattdessen: „Impfneid ist schrecklich. Wir werden ohnehin schief angeguckt. Da will ich nicht noch hören, dass ich mich vorher habe impfen lassen, obwohl es andere nötiger hätten.“

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