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Rapper-Video aus dem Gerichtssaal blamiert die Justiz

Rapper-Video aus dem Gerichtssaal blamiert die Justiz

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Foto: Screenshot: NRZ
Der Essener Musiker „KC Rebell“ drehte im Wuppertaler Landgericht. Mit Schrotflinten, Justizbeleidigungen – und offizieller Genehmigung. In Zukunft will das Gericht Drehbücher jetzt genauer überprüfen.

Wuppertal/Essen. 

Ungewöhnlich ist es nicht, dass im Wuppertaler Landgericht Filme gedreht werden. Erst kürzlich war die Crew des ZDF-Krimis „Kommissar Stolberg“ zu Gast. Das komme häufig vor, so Sprecherin Kerstin Planken. Männer mit Schrotflinten, Mittelfinger für die Justiz und ein Rapper, der die Richterschaft beleidigt, sind selten.

Doch nun gibt es solch einen Film. Drehort: LG Wuppertal. Der Musiker „KC Rebell“ rechtfertigt im Video zum Song „Anhörung“ seine Einstellungen und Taten im Leben. Für viele wohl recht rabiat. „Wäre dem Präsidenten des Landgerichts der Inhalt des Videos bekannt gewesen“, so Planken, „hätte der Dreh nie stattgefunden.“

Aber er hat stattgefunden. Der Präsident des Landgerichts hatte den Termin für den 22. März genehmigt. Das Ergebnis zeigt den Rapper im Gerichtssaal während einer „Anhörung“, bei der er sich unter anderem zu Vorstrafen und Frauenfeindlichkeit äußert. Die Handlung endet mit einem Mittelfinger für die Richter und der Befreiung des „Angeklagten“ durch Masken-Männer mit Schrotflinten.

Von dieser Story hat das LG Wuppertal nach eigenen Angaben nichts gewusst. „Die Produktionsfirma wurde zu dem Inhalt des Videos befragt und erklärte, darin würde sich ein Künstler in einer Anhörung zu seinem Werk äußern“, berichtet Planken. Laut Landgericht waren das irreführende verkürzte Angaben, mit denen der Inhalt des Videos verschleiert wurde. Ob weiter nachgehakt wurde oder nicht, wisse sie nicht. Es sei aber auf keinen Fall bekannt gewesen, dass es sich um einen Rapper handelte und welche „wahre inhaltliche Richtung“ hinter dem Dreh gesteckt habe – dem Landgericht sei der Song nicht vorgelegt worden.

Rapper KC Rebell selbst, der mit bürgerlichem Namen Hüseyin Köksecen heißt, behauptet das Gegenteil. „Es gab keine Einwände, deswegen versteh ich die Aufregung im Nachhinein nicht.“ Er stehe hinter jeder Zeile, der Text sei autobiografisch. „Die Bilder sind aber davon getrennt zu betrachten. Es ist ein Actionstreifen. Wenn Bruce Willis fünf Leute abknallt, regt sich keiner darüber auf“, so der Essener Musiker.

Präsidenten entscheiden, an wen sie die Säle des Gerichts „vermieten“

Für das LG Wuppertal hat der Vorfall auf jeden Fall Konsequenzen. Das Gericht werde sich zukünftig noch detaillierter über den Inhalt der Drehs informieren, heißt es. Möglicherweise auch mit der Vorlage des Drehbuchs. Denn ob Gerichte ihre Säle privaten Produktionsfirmen zur Verfügung stellen wollen, ist eine Sache des Hausrechts. Darüber entscheidet der jeweilige Präsident.

Christian Friehoff, Geschäftsführer des Bundes der Richter und Staatsanwälte in NRW, begrüßt es grundsätzlich, wenn Gerichte offen und bürgernah sind.

„Das schließt ein, dass man auch eher kontroversen Themen wie einem Rap-Video aufgeschlossen gegenübersteht. Falls ein solcher Vertrauensvorschuss ausgenutzt wird, ist eine Chance vertan worden. Zu dem konkreten Fall kann ich natürlich aus der Ferne schon deshalb nichts sagen, weil ich die Vorgänge nur vom Hörensagen kenne.“

KC Rebell selbst sagt, er wisse, dass er mit einigen Texten provoziere. Er habe auch schon viele Verhandlungen gehabt, auf die er nicht stolz sei. „Eine Haftstrafe habe ich aber nicht abgesessen. Generell heiße ich nichts Negatives gut. Das gilt auch für Gewalt.“