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Landwirt im Bergischen baut Kiwi-Früchte an

Landwirt im Bergischen baut Kiwi-Früchte an

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Foto: Margret Klose
Gut 400 Kilo Kiwis erntet der Leichlinger Landwirt Peter Marseille pro Jahr, stets im November oder Dezember. Erfahrung aus drei Jahrzehnten.

Rheinisch-Bergischer Kreis. 

Wer Kiwi-Pflanzen im eigenen Garten hat, hat die Früchte probiert und vielleicht direkt wieder ausgespuckt — zu sauer! Klarer Fall von „zu früh geerntet“. Der Fachmann holt seine Kiwi-Früchte erst im November/Dezember rein, so wie Peter Marseille. Beim 63-jährigen Landwirt aus Leichlingen sind es in normalen Jahren immer gleich um 300 bis 400 Kilo – so auch jetzt. „Die Ernte war dieses Jahr gerade richtig“, sagt Marseille. Und süß sind die Früchte auch, jedenfalls die ersten. Die anderen kommen noch ins Kühlhaus, Marseille verkauft Kiwis den ganzen Winter hindurch.

Wichtig: „Kiwis brauchen den ersten Frost“, erklärt der Landwirt im Gespräch mit der NRZ. In diesem Jahr war das, wohlgemerkt, nicht ganz einfach. Am 2. Dezember aber war das Thermometer in Leichlingen auf Null Grad gesackt. Danach hat Marseille geerntet. Die üppigen Kiwi-Pflanzen ranken sich an seinem Bauernhaus hoch, bis rauf zum Schornstein.

Aus Überzeugung keine Chemie

Kiwi-Pflanzen hat Marseille seit gut 30 Jahren, 1990 gab es die erste Ernte. Wohl kaum jemand erntet in Nordrhein-Westfalen so viele von diesen Früchten. Der Mann ist also „Kiwi-Pionier für NRW“, wenngleich er sich lieber als „Pilz-Botschafter“ sieht. Pilze sind auf seinem 10-Hektar-Hof die Haupterwerbsquelle. Aus Überzeugung verzichtet er auf Chemie. „Nachhaltigkeit ist für mich das A und O“, sagt der Landwirt. Und seine Kiwis haben da einen ganz klaren Pluspunkt: Sie müssen nicht aus dem 20 000 Kilometer entfernten Neuseeland einmal um den halben Globus geflogen werden, damit man sie hier essen kann.

Marseille und seine Frau hatten sich die Kiwi-Pflanzen zunächst eigentlich als „Kühlespender“ zugelegt. Der Hof (Familienbesitz seit 1737, zehn Hektar Land) liegt auf einem Berg, 147 Meter über dem Meeresspiegel. Im Sommer knallt die Sonne auf die Terrasse. „Da ist schon das Wachs von Kerzen geschmolzen“, erzählt der Landwirt. Kiwi-Pflanzen schienen da als probates Mittel. Ihre großen Blätter sorgen für Kühle und Schatten. Und die Früchte haben sich längst zum schönen Nebenerwerb entwickelt.

Dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Frost und dem Geschmack der Früchte, hat Marseille allerdings schon in frühen Jahren selbst erst lernen müssen. Wichtig ist auch das konsequente Zurückschneiden zwischen Weihnachten und Neujahr. „Die Früchte wachsen nur auf den jährlich neu wachsenden Ranken“, erklärt der Landwirt. Er hat zwei männliche und eine weibliche Kiwi-Pflanze, gut zu unterscheiden an den blauen und rosafarbenen Blütenstengeln bei der Blüte im Juni: „Das sind die gleichen Farben wie bei der Babykleidung beim Menschen.“

Bestäubt werden die Kiwis übrigens nur von Hummeln. „Da geht keine Biene oder Wespe ran“, sagt Marseille. Die Hummeln haben ihn auch schon mal im Stich gelassen, wetterbedingt. Dann gab es im Dezember nur 30 bis 40 Kilo Kiwi. Das sind schlechte Jahre, 2015 zählt nicht dazu.