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„Die wären auch so gestorben!“ – Eklat bei Demo vor Skandal-Apotheke in Bottrop

„Die wären auch so gestorben!“ – Eklat bei Demo vor Skandal-Apotheke in Bottrop

„Gemeinsam gegen Krebs“ war das gelebte Motto der Demo in Bottrop.

„Die wären auch so gestorben!“ – Eklat bei Demo vor Skandal-Apotheke in Bottrop

„Die wären auch so gestorben!“ - Eklat bei Demo vor Skandal-Apotheke in Bottrop

Eklat bei der Demo „Gemeinsam gegen Krebs“ in Bottrop

Etwa 150 Menschen demonstrierten gegen den Apotheker Peter S. in Bottrop.

  • Bei der Demonstration „Gemeinsam gegen Krebs“ kam es zu einem Eklat
  • Der Protest richtete sich gegen den Bottroper Apotheker von Peter S.
  • Ein Passant wählte drastische Worte

Bottrop. 

Zuerst war es ein stiller Protestzug, der sich am späten Mittwochnachmittag durch die Bottroper Innenstadt schlängelte. Rund 150 Angehörige und Betroffene des Bottroper Apotheker-Skandals protestierten für mehr Kontrollen in Apotheken und saubere Medikamente.

Als die Demonstranten sich jedoch vor der Apotheke versammelten, wo Peter S. tausende lebenswichtige Krebsmedikamente gestreckt und unhygienisch gearbeitet haben soll, ging ein Passant die Versammlung an.

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Eine Betroffene reagierte verärgert auf Kunden, die zeitgleich die Apotheke besuchten. Sie bezeichnete den Apotheker als Mörder, der viele Krebspatienten auf dem Gewissen habe.

Und dann wählte ein Passant die Worte, die viele Peter S. unterstellen und die auch ein Zeuge dem Apotheker vorwirft: „Die wären auch so gestorben“, sagte der Mann und hinterließ teilweise fassungslose, aber auch aufgebrachte Demonstranten.

„Wir kämpfen um unser Leben und müssen dann so eine Ignoranz erleben“, schüttelt Eva-Maria Sievert (59) den Kopf. Die Gladbeckerin leidet an Lymphdrüsenkrebs. Nach mittlerweile sechs Chemotherapien ist sie pflegebedürftig, gibt sich aber auf der Demo kämpferisch.

Nach dem Skandal begann die Angst

Genau dafür hat Heike Benedetti (56) die Veranstaltung organisiert. Sie möchte die Betroffenen zusammenbringen – für Gerechtigkeit kämpfen.

Auch sie erhielt Infusionen mit Medikamenten gegen ihren Brustkrebs aus der Bottroper Apotheke. Körperlich gehe es ihr mittlerweile gut. Aber als sie davon erfahren hat, dass auch sie von dem Skandal betroffen sein könnte, „ging das Kopfkino wieder los“, wie sie sagt.

Die Chemo war für sie eine körperliche und seelische Belastung. Sie hat sie Angst, dass die Tortur wegen zu niedrig dosierter Medikamente völlig umsonst gewesen sein könnte.

Unsicherheit nagt an den Betroffenen

Niemand weiß, bei wie vielen Präparaten der Apotheker geschlampt hat. Bei einer Razzia wurden 27 Infusionen mit zu niedrigen Dosierungen sichergestellt. Die Dunkelziffer könnte immens sein.

Die Stadt Bottrop hat unlängst eine umfangreiche Liste der Medikamente veröffentlicht, die möglicherweise unterdosiert waren.

Viele Menschen sind verunsichert. Doch Heike Benedetti will nicht untätig bleiben. „Als ich davon gehört hatte, habe ich sofort Anzeige erstattet“, sagt die 56-Jährige. Sie hofft, dass mehr Nebenkläger zugelassen werden als die 27 Betroffenen, deren Infusionen an dem Tag der Razzia gefunden wurden.

„Wenn es am Ende nicht funktioniert, habe ich es wenigstens versucht“, meint Benedetti und kündigte weitere Aktionen an, auch um die Aufmerksamkeit der Politik zu bekommen. Vor allem, weil sie einen Vertreter der Stadt am Demo-Tag in Bottrop vermisst habe.