Es ist schon wieder passiert. Am Montag (22. September) haben Unbekannte der Bahnstrecke zwischen Köln und Düsseldorf einen unterirdischen Schacht geöffnet und mit einem Trennschleifer alle Kabel durchtrennt – mit üblen Folgen.
Das Stellwerk in Leverkusen wurde lahmgelegt. Über 17 Stunden musste die wichtige Bahn-Strecke zwischen Köln und Düsseldorf gesperrt werden. Die Polizei wertet den Angriff als Sabotage (mehr dazu hier >>>). Der Staatsschutz ist wegen eines möglichen politischen Motivs eingeschaltet. Wieder einmal.
Und dabei blieb es nicht: Auch andernorts in NRW wurden Anfang der Woche Kabel an Bahnstrecken beschädigt – am Montag zwischen Herzogenrath und Kohlscheid, am Dienstag im Heinsberger Stadtteil Dremmen. Die Polizei prüft aktuell noch, ob die Taten zusammenhängen.
Doch was sollen diese Sabotage-Akte eigentlich bringen und sind sie überhaupt zu verhindern?
Bahn-Sabotage in NRW – wer steckt dahinter?
Manipulierte Weichen, durchtrennte Kabel und Brandanschläge auf Stellwerke. Die Liste der Angriffe auf das Netz der Deutschen Bahn in NRW ist lang. Die Folgen für Pendler sind häufig gravierend. Entsprechend groß ist der Unmut über die Verursacher. Doch wer steckt eigentlich dahinter?
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Im aktuellen Fall ist das noch nicht geklärt. Noch hat das NRW-Innenministerium eine Anfrage von DER WESTEN zu einem möglichen Bekennerschreiben unbeantwortet gelassen. Nach einem Anschlag auf die Strecke zwischen Duisburg und Düsseldorf tauchte Anfang August jedoch ein solches auf. Damals bekannte sich das „Kommando Angry Birds“ zu der Brandstiftung. Ob die linksextremistische Gruppe tatsächlich dafür verantwortlich war und wer ihre Mitglieder sind, ist bislang ein Rätsel.

Das stand im Bekennerschreiben
Aus dem Bekennerschreiben auf der linken Plattform „Indymedia“ ging im August hervor, dass man „einige der wichtigsten Wirtschaftszentren Europas“ stören wolle „direkt oder indirekt“. „Vieles würde unendlich viel besser gehen ohne das industrielle System“, hieß es weiter. Im Gegensatz zur „Mainstream-Umweltbewegung“ setzte man auf Konfrontation. „Die Zeit, an einer Versöhnung der Seiten zu arbeiten, ist vorbei“, hieß es.
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„Diese Gruppen lehnen Reformen ab und fordern einen Systemumbruch“, warnte Politologe Andreas Müller von der Universität Duisburg-Essen vor einer Radikalisierung der Klimabewegung. Doch wer das „Kommando Angry Birds“ ist beziehungsweise wie viele Mitglieder es zählt, ist bis heute unklar. Die Polizei ermittelte in jede Richtung, auch mögliche Trittbrettfahrer seien nicht ausgeschlossen.
Linksextremismus oder Trittbrettfahrer?
Das ist nach Ansicht von Holger Schmidt auch dringend notwendig. Der Terrorismus-Experte warnte im „WDR„, die Ermittlungen ausschließlich auf die linksextreme Szene zu richten. Denn in der Vergangenheit seien beispielsweise auch Sabotage-Akte aus Russland gesteuert worden und ein Klima-Hintergrund vorgetäuscht worden.
Die möglichen Motive eines russischen Angriffs auf die Infrastruktur in Westeuropa liegen auf der Hand: Neben dem Schaden am Wirtschaftsstandort stehen die Verunsicherung sowie eine Spaltung der Bevölkerung im Vordergrund. Wer auch immer dahintersteckt: Ein vorschnelles Urteil spielt den Verursachern nur in die Karten.
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Fest steht: Die wiederkehrenden Sabotage-Akte geraten zur Zerreißprobe für alle, die auf dem Weg zur Arbeit auf die Gleise der Deutschen Bahn angewiesen sind. Leider ist ein Angriff auf die Infrastruktur kaum zu verhindern, wie ein Sprecher der Bundespolizei auf Nachfrage von DER WESTEN erläuterte. Schließlich seien die Kabelschächte neben den Bahngleisen gut zugänglich, um im Fall einer technischen Störung schnell handeln zu können. Eine vollständige Bewachung des 33.000 Kilometer langen Schienennetzes in Deutschlands sei unmöglich.
Hoffnung setzt die Deutsche Bahn allerdings auf die digitale Stellwerkstechnik. Dadurch gebe es zukünftig mehr Möglichkeiten, Signale über alternative Netzwerke zu senden, falls eine Verbindung zu einem Stellwerk ausfällt. „Hierdurch könnte das System auf lange Sicht widerstandsfähiger gegen Störungen werden“, so Bahn-Experte Niklas Hoth gegenüber dem „WDR„.
Und das hilft nicht nur bei Sabotage-Akten, sondern auch bei Unfällen. Dass nämlich ein Kabel durch einen Bagger zerrissen wird, komme nach Angaben von Johannes Runfeldt, Sprecher der Arbeitsgruppe Kritische Infrastruktur, deutlich häufiger vor als ein gezielter Angriff auf die Infrastruktur. Davon können Bahn-Pendler tatsächlich ein Liedchen singen.




