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Was Rösler, Westerwelle und andere FDP-Minister nun vorhaben

Was Rösler, Westerwelle und andere FDP-Minister nun vorhaben

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Foto: Maurizio Gambarini/dpa
So hart der Absturz war, so schnell haben sich einige FDP-Minister auf dem internationalen Parkett neue Perspektiven erschlossen. Philipp Rösler etwa geht nach Genf zum Weltwirtschaftsforum, Guido Westerwelle gründet eine Denkfabrik-Stiftung, Leutheusser-Schnarrenberger wird wohl Generalsekretärin des Europarats. Doch nicht jeder gestrandete Minister hat sich schon berappelt.

Berlin. 

In seiner besten Zeit kokettierte Philipp Rösler mit dem Vorhaben, er werde mit 45 Jahren aus der Politik aussteigen. Jetzt ist Rösler 40 Jahre alt und schon alle Ämter los: Erst den FDP-Vorsitz, seit zwei Wochen auch den Job des Wirtschaftsministers. „Meine aktive Zeit als Politiker ist beendet“, stellte Rösler am Sonntag zum Ausgang eines bitteren Jahres klar. Immerhin hat der glücklose Spitzenliberale eine „Anschlussverwendung“ gefunden: Er wird im Februar einer der Geschäftsführer des Weltwirtschaftsforums in der Schweiz, zuständig für Regierungskontakte.

Er habe „gute und interessante berufliche Angebote“ bekommen, sagt Rösler. Seit dem Wahldebakel mied er als Minister öffentliche Auftritte. Die Schmähungen, die Häme hatten ihn tief getroffen. So entschied sich der Mediziner nach zehn Jahren als Berufspolitiker für die große Zäsur. Mit Frau und den fünfjährigen Zwillingen zieht er von Hannover nach Genf, dem Sitz des Weltwirtschaftsforums (WEF).

Welt-Elite trifft sich in Davos

Die private Stiftung, von rund tausend großen Unternehmen finanziert, versteht sich als Dialogplattform für Wirtschaft und Regierungen. Rösler nahm als Minister mehrmals an den jährlichen Gipfeltreffen der Welt-Elite aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft im schweizerischen Davos teil. Dort wurde er 2010 als „Young Global Leader“ nominiert. Daher rührt auch der gute Kontakt zu WEF-Gründer Klaus Schwab, der Rösler jetzt als Managing Director für die regionalen Aktivitäten des Forums außerhalb der Schweiz engagierte .

Rösler ist da nicht der erste Ex-Minister: Vorgänger Börge Brende war mal norwegischer Wirtschaftsminister, er wechselte nach fünf Jahren im Oktober zurück nach Norwegen, diesmal als Außenminister. So ein Comeback schließt Rösler für sich aus; der hinterlassene Scherbenhaufen ist wohl auch zu groß.

Die bisherige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat gute Aussichten, im Juni 2014 Generalsekretärin des Europarats zu werden. Dem Gremium von 47 Staaten hat die 62-Jährige schon einmal angehört. Jetzt ist sie offiziell deutsche Kandidatin für den Generalsposten, was sie dem Einsatz von Guido Westerwelle verdankt.

Westerwelles Denkfabrik

Auch der Ex-Außenminister hat eine neue Aufgabe: Seine „Westerwelle-Foundation“ nimmt im Januar die Arbeit auf, repräsentative Räume am Berliner Kurfürstendamm sind schon angemietet. Von dort aus will sich Westerwelle als Stiftungs-Vorstandschef international für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und soziale Marktwirtschaft einsetzen. Im Blick hat er bei seiner Mission Länder in Osteuropa oder der arabischen Welt.

Westerwelle sieht das als Fortsetzung seiner Ministertätigkeit: In Berlin soll die Stiftung als Denkfabrik Entwicklungen analysieren und Seminare ausrichten – im Ausland sind Projekte mit Partnern geplant.

Der Freund gibt das Geld

Den Vorstandsposten in der Stiftung will Westerwelle ehrenamtlich ausüben. Finanziert wird das ehrgeizige Projekt maßgeblich von Stiftungs-Mitgründer Ralph Donnermuth, Chef des Internet-Anbieters United Internet AG. Er besitzt ein Vermögen von 2,3 Milliarden Euro, ist mit Westerwelle befreundet. 2010 durfte Donnermuth den Außenminister sogar auf einer großen Südamerika-Reise begleiten. Mit Westerwelles Partner Michael Mronz hat er auch schon geschäftlich kooperiert.

Solche hilfreichen Freunde haben nicht alle Spitzenliberale. Über die Zukunft des früheren Entwicklungshilfeministers Dirk Niebel, der einst als Arbeitsvermittler tätig war, herrscht Rätselraten. Von Fraktionschef Rainer Brüderle heißt es, er sei tief verbittert. Brüderle könnte mit 68 Jahren immerhin einfach seinen Ruhestand genießen. Ex-Gesundheitsminister Daniel Bahr (37) will „einige Monate Auszeit mit der Familie“ nehmen. Mit dem Wohnmobil durch Kalifornien, das ist jetzt so ein Plan.