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Ungarische Reporterin stellt Flüchtlingsvater ein Bein

Ungarische Reporterin stellt Flüchtlingsvater ein Bein

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Foto: Reuters
Ein erschöpfter Flüchtling flieht mit seinem Kind vor der Polizei – und eine Journalistin stellt ihm ein Bein. Das Video aus Ungarn geht um die Welt.

Röszke/Ungarn. 

Selbst nach mehrfachem Ansehen mag man es kaum glauben: Eine ungarische TV-Reporterin stellt einem Flüchtling ein Bein, als er der Polizei ausweichen will. Der Mann schlägt auf die Wiese – mitsamt Taschen, Rucksack und seinem kleinen Sohn, den er auf dem Arm trug. Auch ein Fernsehteam von RTL war dabei und filmte die Szene.

Die Szene spielte sich in Röszke ab, einem kleinen Ort an der Grenze zwischen Serbien und Ungarn. Hunderte Flüchtlinge waren dort am Dienstag aus einem Auffanglager getürmt. Die Polizei versuchte sie zu stoppen. Allerdings eher halbherzig, wie auf dem Video zu sehen ist.

Der umgetretene Mann hatte sich gerade aus dem Griff eines Polizisten losgerissen – Sekunden später fuhr die Journalistin ihr Bein aus. Und das war offenbar nicht ihre einzige Entgleisung: Auf einem zweiten Video ist zu sehen, wie die Kamerafrau nach zwei Kindern tritt.

Der Arbeitgeber von Reporterin Petra Laszlo, der Sender N1TV, verkündete danach per Twitter und auf der Sender-Homepage ihre Kündigung. Die Kollegin habe beim Dreh ein unakzeptables Verhalten an den Tag gelegt, heißt es in der Erklärung. (Das Statement auf Twitter im Wortlaut: „The N1TV colleagues today behaved unacceptably in Röszke collection point. The cameraman working relationship, extraordinary notice was released today. The case was considered closed our part.“)

RTL-Reporter Stephan Richter, der die Szene gefilmt und öffentlich gemacht hatte, sagte später in der Bild-Zeitung: „Ich bin fassungslos. (…) Vor allem, dass diese Frau ganz bewusst diesem Vater mit dem Kind auf dem Arm, der in höchster Not ist, der flüchten will, der Angst hat, ein Bein stellt und quasi die Flucht fast verhindert hat.“ Auch der spanische Reporter Jorge Hernandez hatte auf Twitter Bilder der Szene veröffentlicht: