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Erdogan: Taliban gratulieren ihm ++ Istanbulerin weint, als sie Video von Deutschtürken aus München sieht

Erdogan kann bei der Türkei-Stichwahl seine Macht sichern. Die Reaktionen fallen heftig aus. Besonders als ein Clip aus München auftaucht!

Türkei-Stichwahl: Erdogan gegen Kilicdaroglu.
© IMAGO / ITAR-TASS, IMAGO / SNA,, IMAGO / UPI Photo

Erdogan: Das ist der Machthaber der Türkei

Recep Tayyip Erdogan ist langjähriger Machthaber in der Türkei. Wir stellen den türkischen Präsidenten vor.

Am Sonntag fiel die Entscheidung in der Türkei: In der Stichwahl zwischen Recep Tayyip Erdogan und seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu ging es um die Zukunft der Türkei. Beobachter und Kritiker der Regierung befürchten, dass das Land endgültig in eine Autokratie abgleiten könnte, jetzt wo Erdogan seine Macht erneut verteidigen konnte.

In diesem Ticker informieren wir dich über Ergebnisse, News und emotionale Reaktionen zur Stichwahl in der Türkei.

21.04 Uhr: Ließen viele Kurden Kilicdaroglus bei der Stichwahl hängen?

Der Türkei-Kenner und Auslandskorrespondent Frank Nordhausen glaubt nicht, dass es die Auslandstürken waren, die letztlich den Ausschlag pro Erdogan bei der Stichwahl gegeben haben (siehe Update 18.53 Uhr). Er sieht dagegen auch Erdogans Herausforderer Kilicdaroglu in der Verantwortung, weil er im Endspurt vor der Stichwahl auf nationalistische Parolen setzte. Das habe möglicherweise Teile der Erdogan-Opposition abgeschreckt.

„Offenbar haben sich die Kurden an der Wahlurne zurückgehalten. Würde heißen: Kilicdaroglus dusslige Anbiederung an die Rechtsradikalen war ein Eigentor“, schreibt Nordhausen über Twitter.

20.59 Uhr: Taliban gratulieren Erdogan zum Wahlsieg

Wahlsieger Erdogan bekommt weitere Glückwunsche – nun sogar auch von den Taliban und dem Emir von Katar. Eine fragliche Gesellschaft! Der Opposition bleibt nun nur übrig, die Zivilgesellschaft weiter gegen seinen autokratischen Führungsanspruch zu mobilisieren und eine weitere Radikalisierung zu verhindern. Immerhin ist das Land tief gespalten, wie das Ergebnis demonstriert.

In der Großmoschee Hagia Sophia wird Erdogan derweil von euphorischen Anhängern gefeiert, die seinen Kurs des politischen Islams unterstützen.

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20.50 Uhr: Türkin kommen Tränen, als sie Bilder aus München sieht

Verkehrte Welt: Während Erdogan unter zahlreichen wahlberechtigten Deutschtürken eine treue Anhängerschaft hat, ist er in weiten Teilen im Heimatland verhasst. ARD-Moderatorin Natalie Amiri berichtet nun über Twitter über eine entsprechende Reaktion: „Eine Freundin aus Istanbul unter Tränen als sie die Jubelbilder aus München sieht: ‚Es ist schon bitter, dass diejenigen, die bei euch die Demokratie genießen, uns ein freiheitliches Leben verwehren, indem sie Erdogan von Deutschland aus wählen‘.“

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Der Grüne Danyal Bayaz, Finanzminister in Baden-Württemberg, kann über solche Bilder aus Deutschland ebenfalls nur den Kopf schütteln: „Autokorsos auf deutschen Straßen, die den Wahlsieg von Erdogan feiern. Wie bitter muss sich das für die 50% der Menschen in der Türkei anfühlen, die sich nach Rückkehr zu Demokratie, Rechtsstaat und Meinungsfreiheit sehnen – und ihnen genau das von Wählern aus Deutschland verwehrt wird.“

Der Großvater des Politikers war Generalkonsul der Türkei in Deutschland. Bayaz selbst wurde in Heidelberg geboren und wuchs dort auf, hat aber die doppelte Staatsangehörigkeit.

19.44 Uhr: Erdogan präsentiert sich vor Anhängern auf Bus – erste Gratulationen aus dem Ausland

Kein Erdrutschsieg, aber die Wiederwahl: Resignation macht sich breit bei den Erdogan-Gegnern. Der Präsident erhält bereits erste Glückwunsche aus dem Ausland – und lässt sich vor seinen Anhängern auf einem Bus feiern. Er erklärt sich zum Sieger der Stichwahl. Wie die „Zeit“ berichtet, wird er dort in Istanbul von seinen Anhängern wie ein „Rockstar“ gefeiert. Es gebe auch „Allahu Akbar“-Rufe („Gott ist groß“).

Währenddessen hat Ungarns rechtsnationaler Ministerpräsident Viktor Orbán dem Amtsinhaber bereits zu seinem „unbestreitbaren Wahlsieg“ gratuliert.

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19.21 Uhr: Offizieller Zwischenstand zeigt starken Ausschlag für Erdogan bei Türkei-Stichwahl

Die Zentrale Wahlkommission gibt ein Zwischenergebnis bekannt. Nach Öffnung von 75,4 Prozent sehe der Zwischenstand so aus: Erdogan 53,4 Prozent, Kilicdaroglu  46,6 Prozent. Also satte 6,8 Prozent Vorsprung laut diesen Zahlen. Ob das tatsächlich das Stimmungsbild im Land widerspiegelt, wird sich im weiteren Verlauf des Wahlabends zeigen – oder wohl noch darüber hinaus angezweifelt werden.

18.53 Uhr: Haben Auslandstürken die Stichwahl entschieden?

Wenn Erdogan gewinnt, war es dennoch ein enges Rennen. Haben dann möglicherweise die Stimmen von Türken aus dem Ausland für die Entscheidung gesorgt? Dr. Cüneyt Dinc vom Hessischen Forum für Religion und Gesellschaft vermutet das. Über Twitter schreibt er am Wahlabend: „Wenn die Ergebnisse so eng sind, geben die Auslandsstimmen den Ausschlag.“

Ganz ähnlich sieht das Professor Burak Çopur, Politikwissenschaftler von der Uni Duisburg-Essen. „Scheint so, dass die Auslandstürken (mehrheitlich AKP-Wähler) bei dem derzeitigen Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen 50,64% Erdoğan und 49,36% Kılıçdaroğlu (ANKA-Zahlen) über das Schicksal der Türkei entscheiden werden“, twitterte er gegen 18.25 Uhr.

Lese hierzu auch den Kommentar: Erdogan-Wähler: Nein, wir haben kein Deutschtürken-Problem – es ist schlimmer!

18.49 Uhr: Wahlurnen sollen bewacht werden! Ist das Rennen schon gelaufen?

Es bleibt beim Trend – und vermutlich ist das Rennen somit schon gelaufen. Selbst die regierungskritische Nachrichtenagentur ANKA sieht Erdogan mit 51,5 Prozent vorne.

Die Oppositionspartei YSP ruft derweil dazu auf, die Wahlurnen zu schützen, um Manipulationen zu verhindern. „Wir befinden uns in kritischen Momenten der historischen Wahl“, teilt die Partei mit.

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18.30 Uhr: Klare Tendenz in Hochrechnungen der Türkei-Wahl

Es sieht alles nach einem Sieg von Erdogan aus. Auch bei der eher oppositionellen Nachrichtenagentur ANKA liegt Erdogan nun knapp vorne. Bei der Erdogan-nahen staatlichen Agentur Anadolu führt er sogar mit rund fünf Prozentpunkten Vorsprung.

18.01 Uhr: Erste Ergebnisse der Stichwahl in der Türkei sind da

Die ersten Ergebnisse der Stichwahl zwischen Erdogan und Kilicdaroglu sickern durch. Laut der regierungskritischen Nachrichtenagentur ANKA soll Kilicdaroglu nach der Öffnung von 67 Prozent aller Wahlurnen mit 50,8 Prozent vor Erdogan (49,2 Prozent) vorne liegen.

Ganz andere Zahlen liefert die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Demnach führe Erdogan deutlich mit 53,4 Prozent vor Kilicdaroglu mit 46,6 Prozent. Laut dieser Agentur bezieht sich diese Hochrechnung auf 75,6 Prozent der geöffneten Wahlurnen.

All diese Zahlen und Zwischenergebnisse sind aber in ihrer Aussagekraft noch mit äußerster Vorsicht zu bewerten.

Türkei-Stichwahl: Erdogan gegen Kilicdaroglu.
Stichwahl in der Türkei zwischen Erdogan und Kilicdaroglu. Foto: IMAGO / ITAR-TASS, IMAGO / SNA,, IMAGO / UPI Photo

17.50 Uhr: Erdogan verteilt gönnerhaft Geldscheine an Anhänger

Bares für Stimmen? Wie auf Videoaufnahmen vom Sonntag zu sehen ist, verteilte Erdogan Geldscheine an Anhänger in Istanbul. Das Geld zog er dabei gönnerhaft aus der Hosentasche, kurz nachdem er selbst seine Stimme abgab. Der Präsident steckte der Menge zahlreiche 200-Lira-Scheine zu (umgerechnet aktuell etwa 9,33 Euro wert).

17:30 Uhr: Prügelei in Wahllokal in der Türkei

In Battalgazi bei Malatya (Ostanatolien) ist es offenbar zu Gewalt in einem Wahllokal gekommen. Demnach hätten Anhänger der Erdogan-Partei AKP Wahlbeobachter der linksgrünen YSP attackiert.

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Auch in der Hauptstadt Ankara soll es zu einer ähnlichen gewalttätigen Konfrontation gekommen sein.