Liberale Talkshows und Programme für Vielfalt fallen Donald Trump zum Opfer. Während Rechte und Konservative vor seiner Präsidentschaft immer wieder wegen „Cancel Culture“ auf die Barrikaden gegangen sind, hebt der US-Präsident das Ganze erst so richtig auf ein neues Level. Ein Kommentar.
Trump-Freund streicht beliebte US-Talkshow
Gerade einmal neun Monate ist Donald Trump im Amt und schon hat er die gesamte US-Medienlandschaft umgepflügt. Der Sender CBS strich erst neulich seine Diversitätsprogramme, später die Late-Night-Show von Stephen Colbert, einem scharfen Kritiker des US-Präsidenten. Der Kanal gehört mittlerweile einem engen Trump-Freund, der schon den Kauf der Film- und Fernsehfirma Warner Bros. anvisiert.
Nun trifft es sogar Colberts Kollegen und Talkshow-Legende Jimmy Kimmel, dessen Sendung von ABC abgesetzt wurde. Kimmel thematisierte in seiner Show den tödlichen Schuss auf den stramm rechten Influencer Charlie Kirk. Anhänger von Trump hätten versucht, den Kirk-Mörder „als alles andere als einen von ihnen darzustellen und alles Mögliche getan, um daraus politisches Kapital zu schlagen“. Die Aussagen sorgten für scharfe Kritik des Chefs der US-Medienaufsichtsbehörde FCC, Brendan Carr, der durch Trump ins Amt kam.
Doppelmoral bei der Meinungsfreiheit
Ausgerechnet wegen Charlie Kirk, einem Aktivisten der aus Sicht der MAGA-Bewegung für Meinungsfreiheit stand, wird Kimmel gecancelt, weil er das Falsche gesagt haben soll. Seine Show wird am kommenden Freitag (19. September) durch eine Gedenksendung für Kirk ersetzt. Obendrauf soll sich der Moderator bei Kirks Witwe Erika entschuldigen und seiner Familie ein beträchtliches Sümmchen spenden. Dass er damit seinen Sendeslot wieder bekommt, steht aber trotzdem in den Sternen.
Sogar konservative Stimmen in den USA und international kritisieren die Absetzung von Kimmels Sendung. Der deutsche Journalist Jan Fleischhauer schreibt zum Beispiel auf X: „Wenn Rechte wie Grüne reden, ist klar: Die Macht hat nur die Seiten gewechselt.“
Cancel Culture geht erst richtig los
Die Schritte zeigen: Alles, was für Trump nicht passt, wird passend gemacht – oder einfach gecancelt. Das wird von Fans des Republikaners bejubelt. Doch es sind paradoxerweise auch jene, die im Netz immer wieder über fehlende Meinungsfreiheit und „Cancel Culture“ klagen.
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Auch vor Trump konnte man über den Begriff „Cancel Culture“ streiten, so oft wurde das Wort aufgegriffen und als politischer Kampfbegriff inflationär benutzt. Dass ein US-Präsident und seine Regierung aber so stark in die Film- und Fernsehstruktur eingreifen, ist ein beängstigendes Signal im „Land of the free“. Ein US-Präsident muss Kritik aushalten können, statt andere Meinungen einzustampfen.




