Der Mord an Charlie Kirk hat die politische Stimmung in den USA in eine neue Eskalationsstufe getrieben. Der Tod des 31-jährigen Trump-Verbündeten entfacht Wut, Märtyrermythos und Rachefantasien. Seine Anhänger verklären ihn als Opfer eines politischen Krieges – Experten warnen aber vor einer weiteren gefährlichen Radikalisierung und vor einem Präsidenten, der Öl ins Feuer gießt, statt es zu löschen.
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Trump-Verbündeter Charlie Kirk: Sein Tod spaltet die USA
Der ultrarechte Unterstützer von Donald Trump und Gründer von „Turning Point USA“, Charlie Kirk, wurde am 10. September während einer Rede in Utah erschossen. Kirk galt als polarisierende Figur: Einerseits suchte er die offene Konfrontation, andererseits vertrat er rechtsextreme Positionen.
Seit seinem Tod verschärft sich die politische Spaltung. In den sozialen Medien übertönen Rufe nach Vergeltung die Appelle zur Besonnenheit. Auch im öffentlichen Diskurs zeigt sich die Radikalisierung. Fox-News-Moderator Jesse Watters erklärte: „Wir werden Charlies Tod rächen.“ Kommunikationsexperte Johannes Hillje ordnete im Gespräch mit unserer Redaktion ein: „Durch diesen Mord hat Kirk jetzt eine Art Märtyrer-Status erlangt.“ Der strammrechte Publizist Steve Bannon „nennt Kirk ja tatsächlich ein Kriegsopfer.“
Die Jagd auf die „Radikal Left“
Die Gedenkfeier für den Rechts-Aktivisten in Arizona unterstrich Kirks Status des Märtyrers. Mit Feuerwerk, christlicher Musik und einem Promiaufgebot zelebrierten die Anhänger in dem gigantischen Stadion das Leben des 31-Jährigen. Auch Donald Trump ließ sich blicken und wetterte wieder einmal gegen seine politischen Feinde und das linke Spektrum in den USA.
Der US-Präsident machte die „radikale Linke“ für den Mord verantwortlich und stufte die Antifa jetzt sogar als Terrororganisation ein. Dass der mutmaßliche Täter Tyler Johnson selbst Sympathien für das MAGA-Lager hatte, ließ Trump unerwähnt. Ebenso verzerrt sei die Darstellung, dass Gewalt hauptsächlich von links komme, so Hillje: „Der Vorwurf, dass die Gewalt allein von Linksradikalen ausginge, so wie die MAGA-Bewegung und auch die Republikaner teilweise diesen Vorwurf formulieren, ist statistisch einfach nicht zutreffend. Die quantitativ häufigste politische Gewalt kommt von rechts.“
Das unterstreicht eigentlich auch eine Studie des US-Justizministeriums, die laut „Watson“ nach dem Kirk-Attentat plötzlich nicht mehr auf der Internetseite zu finden ist. Der Bericht zu inländischem Terrorismus machte klar, dass „rechtsextreme Extremisten weitaus mehr ideologisch motivierte Morde begangen haben als linksextreme oder radikale islamistische Extremisten“.
Menschen verlieren ihre Jobs durch negative Äußerungen
Die Republikaner und MAGA-Anhänger stehen seit dem Attentat auf Kriegsfuß mit Liberalen und jenen, die Kirk im Internet kritisieren. Das macht sich nicht nur in aufgeheizten Debatten auf den sozialen Plattformen bemerkbar, sondern auch im Alltag. US-weit verlieren zahlreiche Menschen ihre Jobs aufgrund von kritischen Aussagen über Kirk oder über den Umgang mit seinem Tod. Lehrer, Airline-Mitarbeiter und Angestellte in verschiedenen Branchen sehen sich Entlassungen ausgesetzt, weil sie sich öffentlich äußerten.
Zusätzlich verschärft eine Internetseite die Lage, die vermeintliche Verleumdungen Kirks sammelt. Im Handumdrehen wurden zehntausende Beiträge veröffentlicht und Namen und Branchen der Betroffenen öffentlich gemacht. Im Fachjargon nennt man das Doxing, also das Veröffentlichen personenbezogener Daten, typischerweise mit bösartigen Absichten gegenüber den Betroffenen.
Ist die Debattenkultur für immer verloren?
Eine schnelle Rückkehr zu ruhigen Tönen ist nicht in Sicht. Kommunikationsberater Hillje betont jedoch, dass die Verantwortung auf beiden Seiten liegt: „Es ist wichtig, dass Kräfte auf beiden Seiten, die für eine moderate Tonlage stehen, so etwas wie Unterstützung und Meinungsführerschaft in ihren Lagern erreichen.“
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Doch ob ein Ausgleich unter Trump möglich ist, bleibt fraglich. Der Präsident verzichtet auf versöhnliche Worte und schürt stattdessen weiter Konflikte. Hillje fasst es so: „Das Fatale an dieser Situation ist, dass wir einen Präsidenten haben, der qua seines Amtes eigentlich das Land zur Versöhnung aufrufen müsste, doch genau das Gegenteil tut. Er vergrößert die Gräben, verschärft den Konflikt und stachelt weitere Gewalt an.“
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