Veröffentlicht inPolitik

Razzia bei vier mutmaßlichen Neonazi-Helfern und NSU-Unterstützern in Sachsen

Razzia bei vier mutmaßlichen Neonazi-Helfern in Sachsen

Ermittler durchsuchen die Wohnungen von vier mutmaßlichen NSU-Unterstützern in Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg. Die Beschuldigten sollen der Zwickauer Terrorgruppe Waffen und Sprengstoff verschafft haben.

Karlsruhe. 

Ermittler von Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt (BKA) durchsuchen seit Mittwochmorgen in Sachsen die Wohnungen von vier mutmaßlichen Unterstützern der Zwickauer Neonazi-Terrorgruppe. Zudem würden zwei Geschäftslokale eines der Beschuldigten in Sachsen sowie drei weitere Wohnungen in Thüringen und Baden-Württemberg durchsucht, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. Ziel der Razzia sei es, „weitere Erkenntnisse über das Unterstützerumfeld“ der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) und zur Herkunft der Waffen des NSU zu gewinnen.

Zwei der Beschuldigten sollen den mutmaßlichen NSU-Mitgliedern Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe bereits 1998 Sprengstoff und eine Schusswaffe zur Verfügung gestellt haben. Es bestehe der Anfangsverdacht, dass sie dem NSU auch in der Folgezeit logistische Unterstützung zukommen ließen. Die beiden weiteren Beschuldigten sollen den NSU-Mitgliedern 2002 und 2003 „in Kenntnis der terroristischen Ziele der Gruppierung“ mehrere Schusswaffen verschafft haben, darunter mindestens eine Pumpgun.

An den Durchsuchungen sind den Angaben zufolge neben Ermittlern der Bundesanwaltschaft etwa 110 Polizeibeamte aus den Reihen des BKA sowie aus Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg beteiligt. Grundlage seien Beschlüsse des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs.

Die Zwickauer Zelle hatte nach Erkenntnissen der Ermittler über Jahre hinweg neun Einwanderer und eine Polizistin ermordet. Der rechtsextremistische Hintergrund der Mordserie war jedoch erst nach zehn Jahren und nur durch Zufall entdeckt worden. Als Konsequenz aus den Ermittlungspannen in dem Fall will der Bundestag am Donnerstag einen Untersuchungsausschuss einsetzen. (dapd/reuters)