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Polizei ermittelt nach Kurden-Demo am Dortmunder Bahnhof

Polizei ermittelt nach Kurden-Demo am Dortmunder Bahnhof

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Kurdische Demonstranten haben den Dortmunder Hauptbahnhof gestürmt und besetzten die Gleise. Foto: Dennis Werner
Demonstrierende Kurden haben Mittwochabend zwei Gleise im Dortmunder Hauptbahnhof besetzt und Chaos im Bahnverkehr verursacht. Dutzende Menschen zogen durch den Bahnhof, 50 besetzten die Gleise. In ganz Deutschland fordern Kurden derzeit mehr Unterstützung beim Kampf gegen die Terrormiliz IS.

Dortmund. 

Dutzende Demonstranten haben am Mittwochabend den Dortmunder Hauptbahnhof gestürmt. Sie hatten sich über die Sozialen Medien verabredet, um gegen das Morden der IS-Terroristen in den Kurdengebieten zu protestieren und auf das Leid ihres Volkes aufmerksam zu machen. Für etwa eine Stunde war der Bahnverkehr gestört, vor allem weil gleichzeitig wegen eines Notarzteinsatzes die Strecke zwischen Duisburg und Essen gesperrt werden musste. Dadurch kam es zu massiven Verspätungen.

Die Bahnpolizei einigte sich jedoch relativ schnell mit den Demonstrierenden in Dortmund, die Gleise und den Bahnhof zu verlassen. „Uns geht es darum, Aufmerksamkeit zu schaffen für die Situation in Kurdistan“, erklärte Berfin B. vom Verband der Studierenden aus Kurdistan.

Die Polizei hat ein Ermittlungsverfahren gegen die Versammlungsleitung eingeleitet, weil die Veranstaltung nicht ordnungsgemäß angemeldet war.

Mehr als 1000 Kurden demonstrieren in Hamburg

In ganz Deutschland fordern Kurden zur Zeit mit Kundgebungen und anderen Aktionen mehr Unterstützung bei der Verteidigung der umkämpften syrisch-kurdischen Stadt Kobane. Rund 1300 überwiegend kurdische Demonstranten haben am Mittwochabend in Hamburg gegen die Angriffe der Terrormiliz protestiert. Unter den Teilnehmern seien auch etwa 120 Angehörige des linken Spektrums gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Die Demonstranten, teilweise in kurdischer Nationaltracht, zogen mit Transparenten, Fahnen und Musik friedlich durch die Stadt. Sie forderten auch Freiheit für Abdullah Öcalan, den Chef der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK.

Nach der Abschlusskundgebung zog ein Teil der Demonstranten weiter durch Hamburg, nach Polizeiangaben flogen Flaschen und auch einige Steine. Die Polizei war mit mehreren Hundertschaften im Einsatz, um die verschiedenen Gruppen zu begleiten. Mehrere Personen seien in Gewahrsam genommen worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten hätten auch Gegenstände wie Messer und eine Machete beschlagnahmt.

In der Nacht zum Mittwoch war es in Hamburg zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Kurden und mutmaßlich salafistischen Muslimen gekommen. Dabei waren 14 Menschen teilweise schwer verletzt worden. Auch im niedersächsischen Celle kam es zu Ausschreitungen. In der sonst so beschaulichen Fachwerkstadt gingen jesidische Kurden und muslimische Tschetschenen aufeinander los. Nach einer Massenschlägerei am Vorabend liefern sich Hunderte Anhänger in der Nacht zum Mittwoch erneut massive Auseinandersetzungen, es gibt neun Verletzte.

Bundeskriminalamt fürchtet Eskalation

Sollte Kobane fallen, stehen Deutschland womöglich heftige Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Islamisten bevor. So heißt es in einer vertraulichen Lageeinschätzung des Bundeskriminalamtes (BKA). Die Behörde fürchtet eine Eskalation der angespannten Situation zwischen Kurden und Islamisten in der Bundesrepublik, so „Spiegel online“.

Die Wut der Kurden über die Zurückhaltung der türkischen Regierung in dem Konflikt entlädt sich auch in der Türkei. Bei Ausschreitungen, etwa in ­Diyarbakir, kamen mindestens 19 Menschen ums Leben. (mit dpa)