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Karikaturist Heiko Sakurai über die Freiheit des Zeichners

Karikaturist Heiko Sakurai über die Freiheit des Zeichners

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Foto: Getty Images
WAZ-Zeichner Heiko Sakurai im Gespräch über das Attentat von Paris. „Ich stehe auf der Seite der Pressefreiheit“, sagt er.

Köln. 

Heiko Sakurai, der mit vielen Preisen geehrte WAZ-Karikaturist, ist ein Mann des Humors, ein Menschenfreund und aufmerksamer Interpret des politischen Geschehens. Der blutige Anschlag in Paris stimmt den Künstler nachdenklich. Zeichner, findet er, sollten sich nicht verbiegen lassen. Schon gar nicht von Fanatikern.

Herr Sakurai, was war Ihr erster Gedanke, als Sie von den Morden hörten?

Heiko Sakurai: Es ist so grauenvoll, so entsetzlich. Ich habe gleich vermutet, dass die Täter religiöse Fanatiker sind. „Charlie Hebdo“ hat schon einige islamkritische Zeichnungen veröffentlicht. Die Redaktion fährt da einen eindeutigen und mutigen Kurs. Es ist aber kein rein islamkritisches Blatt. Jeder, der es verdient, kriegt da sein Fett weg.

Haben Sie selbst Angst vor religiösen Fanatikern?

Heiko Sakurai: Natürlich denke ich über solche Bedrohungen nach, besonders nach diesem Ereignis. Ich bin ja nicht der geborene Märtyrer. Ich werde aber versuchen, mich nicht einschüchtern zu lassen.

Glauben Sie, dass dieser Anschlag die Haltung vieler Bürger gegenüber dem Islam verändern wird?

Heiko Sakurai: Ausgerechnet jetzt, da alle über die Pegida-Demos reden, passiert dieser Anschlag. Mag sein, dass die Pegida-Leute nun mit Zulauf rechnen können. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die große Mehrheit der Muslime in Deutschland sich an unsere Gesetze hält und unsere Werte akzeptiert.

Darf ein Zeichner Mohammed und den Islam karikieren?

Heiko Sakurai: Ich stehe auf der Seite der Pressefreiheit. Natürlich darf ein Zeichner das, und jede Zeitung hat das Recht, solche Karikaturen zu veröffentlichen.

Auch wenn dadurch religiöse Gefühle verletzt werden?

Heiko Sakurai: Redaktion und Karikaturist müssen sich darüber im Klaren sein, dass man in diesem Fall ein scharfes Schwert führt. Es ist nicht in Ordnung, wenn es dem Zeichner allein darum geht, zu provozieren oder einen Gag zu machen. Ich zeichne auch nicht unbedingt Jesus, und Gott deute ich höchstens mal an. Ein Zeichner muss sich immer wieder fragen, wie weit er gehen kann. Aber wenn die Karikatur einen aufklärerischen Zweck hat, dann ist auch Religion in ihr allemal erlaubt.

Wir erinnern uns jetzt wieder an den „Karikaturenstreit“ von 2005/06 in Dänemark, als Redaktionen und Botschaften bedroht wurden.

Heiko Sakurai: Ja, und wir werden die gleiche Frage zu klären haben wie damals: Wie weit darf Meinungsfreiheit gehen? Ich glaube aber nicht, dass die Zeichner seitdem zahmer geworden sind.