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Drohender Ausschluss von Israel: Ein fatales Signal der UEFA

Die UEFA denkt darüber nach, Israel von den internationalen Wettbewerben auszuschließen. Eine Kollektivstrafe, die am falschen Ende ansetzt. Ein Kommentar.

© IMAGO/Anadolu Agency

Reden Wir Drüber: Ist die AfD ein Familienkiller?

Im kommenden Sommer findet die insgesamt 23. Fußball-Weltmeisterschaft statt. Schon jetzt ist die Vorfreude bei vielen Fans groß, zumal die Ausrichtung in drei Ländern (USA, Kanada und Mexiko) sowie das vergrößerte Teilnehmerfeld (auf 48 Teams) einiges an Spektakel verspricht. Doch der drohende Ausschluss von Israel nimmt mir sämtliche Vorfreude. Es wäre der nächste Rückschlag für den Sport. Ein Kommentar.

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Der Konflikt im Nahen Osten verlagert sich auf die Bühne des Fußballs, denn es droht ein sportlicher Paukenschlag. Nachdem eine UN-Expertengruppe Israels Agieren im Gazastreifen als Völkermord eingestuft hat, scheint man bei der Uefa über eine Suspendierung der Nationalmannschaft sowie der nationalen Teams nachzudenken. Die UEFA ist als Dachverband des Fußballs in Europa für die hiesigen Nationalmannschaften und internationalen Teams verantwortlich.

Israel wurde 1991, nach dem Ende des Kommunismus in Osteuropa, als vorläufiges Mitglied in die UEFA aufgenommen und drei Jahre später zum vollwertigen Mitglied ernannt. Erstmals bestritt man 1994 die Qualifikation für eine Weltmeisterschaft. Bis heute hat sich Israel noch nie für ein Turnier qualifiziert.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Associated Press und der britischen Zeitung The Times soll sich im UEFA-Exekutivkomitee eine Mehrheit für eine Suspendierung abzeichnen. Der europäische Fußballverband hat sich zwar noch nicht offiziell geäußert, doch es wird vermutet, dass es noch in dieser Woche (KW 40) zu einer Abstimmung kommen könnte.

Ausschluss von Israel wäre fatales Signal

Die sportlichen Folgen wären gravierend: Die israelische Nationalmannschaft würde aus der WM-Qualifikation ausschieden und der Verein Maccabi Tel Aviv würde aus der Europa League aussortiert werden. Ohne Sympathien für den israelischen Fußball zu haben, muss ich sagen, dass der Ausschluss eine Demütigung für die Sportwelt wäre.


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Damit keine Missverständnisse entstehen: Das derzeitige Vorgehen Israels im Gazastreifen ist nicht zu rechtfertigen und wird meiner Meinung nach zurecht von den internationalen Partnern gerügt. Doch dass sich die UEFA hier anschließen möchte, halte ich für vermessen. Sicherlich kann der Fußball als gesellschaftliches Bindeglied ein (politisches) Zeichen setzen, beispielsweise durch Schweigeminuten oder das Spielen in Trauerflor. Eine Kollektivstrafe in Form von Ausschlüssen setzt jedoch am komplett falschen Punkt an.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Israels Ministerpräsident Netanjahu durch jene Maßnahme bekehren lässt. Im Gegenzug werden Sportler, die ihr Leben lang auf einen internationalen Wettbewerb hingearbeitet haben, zu Unrecht belangt. Anders wäre die Ausgangslage, wenn sich beispielsweise die Vereinsführung von Maccabi Tel Aviv beziehungsweise die des israelischen Verbandes offen für das derzeitige Vorgehen des Militärs ausgesprochen hätten. In einem solchen Fall könnte man über Sanktionen nachdenken. Etwaige Aussagen sind mir jedoch nicht bekannt.

Auch russische Sportler müssen Konsequenzen tragen

Die pauschale Bestrafung wird im Sport schon länger als Mittel angewandt, um ein „Zeichen“ zu setzen. Bestes Beispiel ist die Maßregelung von russischen Sportlern, die seit dem Angriffskrieg nicht mehr für ihr Land, sondern als neutraler Akteur in Erscheinung treten müssen. Dabei hat sich beispielsweise Mirra Andreeva, die Nummer fünf der Damen Tenniswelt, öffentlich vom Angriffskrieg distanziert.

Ein Ausschluss Israels wäre daher ein fatales Signal. Es würde das Ziel der Integration, welches sich die UEFA auf die Fahne geschrieben hat, konterkarieren.