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Hartz 4: Kinder erleben Armut – „Wenn meine Eltern wenig haben, gebe ich mein Taschengeld ab“

Bewegend und offen sprechen Kinder in Armut darüber, wie sie die aktuellen Preiserhöhungen wahrnehmen. So erleben sie die Armut.

Hartz 4 Kinder: Taschengeld muss wieder abgegeben werden.
© Screenshot ZDF-Mediathek

Das ist das neue Bürgergeld

Nach der Einigung im Vermittlungsausschuss haben Bundestag und Bundesrat die Einführung des Bürgergelds beschlossen. Damit kann die neue Grundsicherung für Langzeitarbeitslose wie geplant zum 1. Januar in Kraft treten.

Wie holt man Kinder aus dem Teufelskreis der Armut? Fast drei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland erleben Armut tagtäglich. Ein Beitrag im ZDF-Morgenmagazin zeigte am Dienstag, was oft unbemerkt los ist im Land.

ZDF-Reporter Carsten Behrendt besuchte nun die Arche in Berlin-Hellersdorf und führte bewegende Interviews mit den Schulkindern. Sie reden offen darüber, wie sie die Armut ihrer Eltern erleben.

Kinder aus Hartz-4-Familien: Ihre Schilderungen sind berührend

Es ist eine von 30 Archen in ganz Deutschland. In den spendenfinanzierten Häusern werden bedürftige Kinder kostenlos mit einem warmen Mittagsessen versorgt, es gibt belegte Brötchen für die Schulpausen, Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe, aber auch Spielangebote.

Mit dem Bürgergeld werden sich auch die Regelsätze für Kinder ab Januar im Vergleich zu Hartz 4 leicht erhöhen. Zwischen 318 bis 420 Euro gibt es dann für sie je nach Alter (heute 285 bis 376 Euro). Doch das meiste wird durch die Preissteigerungen wieder aufgefressen.

Vor der ZDF-Kamera offenbaren einige Kinder, wie sie die Zeiten von rund 10 Prozent Inflation im November erleben. Der zehnjährige Salih bekommt die Nöte der Erwachsenen schon mit: „Es wird halt zur Zeit wegen der Krise ein bisschen schwerer mit dem Essen.“ Dann lächelt er stoisch: „Ich versuche einfach glücklich zu sein mit dem, was wir haben. Weil manche Leute haben gar kein Essen.“


Kinderarmut in Deutschland:

  • Mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in Armut auf.
  • Das sind rund 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
  • Betroffen sind Kinder, deren Eltern Hartz 4 beziehen oder weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens zur Verfügung haben.
  • Hinzu erleben sie oft Benachteiligungen bei Bildungschancen sowie bei gesellschaftlicher und kultureller Teilhabe.
  • Das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl der Kinder ist betroffen. Depressionen, Angst- oder Essstörungen können die Folge sein.
  • In vielen Fällen kommen Gewalt in der Familie oder gar Missbrauchserfahrungen dazu.

Der junge Martin hat ein konkretes Beispiel für die Auswirkungen der Inflation: „Man merkt auch, dass es teuer geworden ist. Zum Beispiel hat man damals für 10 Euro drei Döner bekommen, heute vielleicht nur noch einen oder zwei.“

Hartz 4 Kinder: Taschengeld muss wieder abgegeben werden.
Die zehnjährige Alina offenbart, dass sie ihr Taschengeld manchmal wieder abgeben muss. Foto: Screenshot ZDF-Mediathek

Und Alina (10) enthüllt: „Manchmal bekommen wir Taschengeld, um uns Süßigkeiten zu kaufen. Wenn meine Eltern viel Geld haben, behalte ich das Geld. Und wenn nicht, dann gebe ich ihnen ein bisschen ab.“


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