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Großer Zapfenstreich: ARD-Zuschauer sind entsetzt – „Bilder erinnern an Wehrmacht“

Großer Zapfenstreich: ARD-Zuschauer sind entsetzt – „Bilder erinnern an Wehrmacht“

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Der Zapfenstreich vor dem Reichstagsgebäude am Mittwoch. Foto: picture alliance/dpa | Christophe Gateau

Die ARD übetrug am Mittwoch (13. Oktober) ein besonderes militärisches Ereignis: den Großen Zapfenstreich.

Viele TV-Zuschauer reagierten regelrecht angewidert und erschüttert auf die alte Tradition des Großen Zapfenstreiches.

Großer Zapfenstreich: Ehrung für Afghanistan-Veteranen

Mit einem Großen Zapfenstreich vor dem Reichstagsgebäude wurde am Mittwochabend der 20-jährige Einsatz deutscher Streitkräfte in Afghanistan gewürdigt. Rund 160.000 deutsche Streitkräfte haben Dienst am Hindukusch geleistet, 59 verloren dabei ihr Leben.

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Was ist der Große Zapfenstreich und wie ist der Ablauf?

  • Die höchste militärische Zeremonie der Bundeswehr findet abends ab.
  • Er geht zurück auf preußische Traditionen.
  • Dabei sind Militärmusiker, Fackelträger und Bewaffnete vom Wachbataillon.
  • Einen Anspruch auf einen Großen Zapfenstreich haben der Bundespräsident, der Bundeskanzler und der Bundesverteidigungsmininister sowie alle Generäle und Admiräle bei ihrer Verabschiedung aus dem Dienst.
  • Zu den Elementen zählt unter anderem die Serenade mit der Aufführung von bis zu vier Musikstücken sowie das musikalische Gebet „Ich bete an die Macht der Liebe“ sowie die deutsche Nationalhymne.
  • Bei der Serenade dürfen die Politiker Musikwünsche äußern. Viele reagieren emotional berührt in diesen Momenten.

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Großer Zapfenstreich: Steinmeier, Merkel, Kramp-Karrenbauer vor Ort

Am Nachmittag gab es den feierlichen Abschlussappell beim Bundesverteidigungsministerium. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer waren vor Ort.

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Bereits zuvor fand eine Kranzniederlegung am Ehrenmal der Bundeswehr zum Gedenken an die in den Einsätzen getöteten Bundeswehr-Angehörigen statt.

Am Abend übertrug die ARD dann den Großen Zapfenstreich vor dem Reichstagsgebäude.

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Großer Zapfenstreich: Heftige Kritik im Netz – „Mit Stahlhelm und Fackeln vor dem Reichstag“

Im Netz wurden derweil Kritik laut. Insbesondere linke Politiker und Blogger lehnten die Zeremonie vor dem Reichstagsgebäude als nicht mehr zeitgemäß und unpassend ab. Manche gruselten sich vor den Bildern der aufmarschierenden Truppen mitten in Berlin. Es handle sich um ein Ritual aus vordemokratischer Zeit, kritisierten sie.

So schrieb Christian Ströbele, ehemaliger Bundestagsabgeordnete der Grünen: „Was soll das militaristische Ritual aus Preußen und NS- Zeit. In dem Krieg starben über 175.000 Mensch-meist Zivilisten. Nichts ist gut in Afghanistan. Was gibts da zu feiern.“

Die ehemalige Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth widerte die Zeremonie regelrecht an: „Wenn Deutsche Fackeln in die Hand nehmen sag ich mit Max Lieberman: ‚ick kann janich so viel fressen, wie ich kotzen möchte‘.“

Reyhan Sahin, bekannt als Rapperin und Autorin unter ihren Künstlernamen Lady Bitch Ray, wetterte auch gegen die Zeremonie und twitterte, man solle sich auch angesichts der Rechtsextremismus-Fälle in der Bundeswehr „nicht wundern, warum solche Bilder an die Wehrmacht und SS erinnern“.

„Solche Bilder erzeugen ja immer großes Wohlbehagen bei mir“, äußerte Marina Weisband ihre Gefühle. Die frühere Piratenpartei- und heutige Grünen-Politikerin hielt 2021 bei einer Gedenkstunde im Bundestag eine Rede als Vertreterin der jüngeren Generation der Juden in Deutschland.

ZDF-Satiriker Jan Böhmermann stimmte ebenfalls mit ein: „Wenn allen unwohl ist bei Fackelmärschen, aber alle dennoch eine respektvolles Ritual und eine Zeremonie für die Bundeswehr wollen: Warum denkt sich das Land der Tüftler nicht mal eine Zapfenstreich-Innovation aus???!“

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Ähnlich äußerte sich Journalist Robert Meyer von der Zeitung „Neues Deutschland“: „Deutsche Soldaten mit Stahlhelm und Fackeln vor dem Reichstag. Weckt der Zapfensteich bei euch auch ungute Gefühle?“

Es gab aber im Netz deutlichen Widerspruch für solche Meinungsäußerungen und insbesondere gegen Anspielungen auf die Zeit des Nationalsozialismus und die Wehrmacht. Politiker würdigten parteiübergreifend die Zeremonie für die Parlamentsarmee gerade vor dem Bundestag als angemessen.

Das Verteidigungsministerium findet klare Worte: „Vergleiche mit dem dunkelsten Kapitel Deutschlands enttäuschen uns. Die Bundeswehr ist Parlamentsarmee. Als diese hat sie ihren Platz inmitten der Gesellschaft – bei besonderen Anlässen auch vor dem Reichstagsgebäude.“

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Bundeswehr: Zuletzt gab es eine außergewöhnliche Zeremonie in Berlin

Zuletzt wurde der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Dr. Peter Tauber, mit einer Serenade im Bendlerblock aus dem Dienst entlassen. Bei dieser Zeremonie spielte der Stabsmusikkorps mit einem Medley der Filmmusik von Star Wars – auf Wunsch des CDU-Politikers.

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Dirigent Oberstleutnant Reinhard Kiauka trat dabei sogar mit einem Pilotenhelm der Rebellen sowie einem Lichtschwert statt Taktstock auf. Im Netz kam der Humor der Truppe sehr gut an. Auch Tauber freute sich: „Was für ein Abend!“

Großer Zapfenstreich in der ARD: Pastor protestiert – „Würdelos gegenüber den Opfern“

Evangelische Theologen protestierten im Vorfeld gegen den Großen Zapfenstreich vor dem Reichstagsgebäude, darunter auch ein Hamburger Pastor.

Großer Zapfenstreich wird zum internationalen Aufreger

Auch im Ausland gab es Hohn und Spott für den Großen Zapfenstreich (hier alle Einzelheiten).