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Gas-Dilemma: Deutschland wird zum Spielball im Ukraine-Konflikt – die Zeche zahlen die Verbraucher

Gas-Dilemma: Deutschland wird zum Spielball im Ukraine-Konflikt – die Zeche zahlen die Verbraucher

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Gas-Dilemma: Deutschland wird zum Spielball im Ukraine-Konflikt – die Zeche zahlen die Verbraucher

Gas-Dilemma: Deutschland wird zum Spielball im Ukraine-Konflikt – die Zeche zahlen die Verbraucher

Olaf Scholz: Die Karriere des neuen Bundeskanzlers

Mit Olaf Scholz als Spitzenkandidaten ist die SPD bei der Bundestagswahl stärkste Kraft geworden. Wir zeigen die bisherige Karriere des neunten Kanzlers.

Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine dreht sich nicht nur um die Donbass-Region oder die Expansion der NATO nach Osteuropa, sondern es ist auch ein kalter Gas-Krieg zwischen den USA und Russland.

Deutschland und die EU sind dabei zu Spielbällen geworden – und fürchten um die Versorgungssicherheit im Falle einer Invasion in die Ukraine.

Gas-Dilemma: Deutschland wird Spielball – die Zeche zahlen die Verbraucher

Das zögerliche Verhalten von Kanzler Olaf Scholz bei möglichen Sanktionen gegen Russland in Hinblick auf die Ostseepipeline Nord Stream 2, lässt sich durch die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas erklären. Rund 55 Prozent aller Gasimporte stammen aus Russland, zumindest war das noch vor der Ukraine-Krise so.

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Ukraine und Russland im Vergleich:

  • Die Ukraine hat rund 41,8 Millionen Einwohner und eine Fläche von 576.800 Quadratkilometern (jeweils abzüglich der von Russland annektierten Krim).
  • Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 155 Milliarden US-Dollar lag die Ukraine im Jahr 2020 auf Platz 58 der Welt.
  • Die Russische Föderation hat eine Bevölkerungszahl von rund 146,8 Millionen sowie eine Fläche von 17.102.344 Quadratkilometern (jeweils mit der annektierten Krim).
  • Das Bruttoinlandsprodukt lag 2019 bei 1.702 Milliarden US-Dollar und damit auf Platz 11 aller Länder weltweit.
  • Militäretat 2020: Russland 61,7 Milliarden US-Dollar – Ukraine 5,9 Milliarden US-Dollar
  • Truppenstärke inklusive Reservisten: Russland 2,9 Millionen – Ukraine 1,1 Millionen

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Kreml nutz Gas als Druckmittel: Deutschlands Reserven auf einem Tiefstand

Schon heute lässt Wladimir Putin die Muskeln spielen. Die Gasvorräte sind in Deutschland auf einem Tiefstand, weil Gazprom derzeit rund 40 Prozent weniger liefert als noch im Vorjahr. Der Kreml nutzt sein Gas als Druckmittel im Ukraine-Konflikt. Die Europäische Union und Berlin werden unruhig.

Angesichts der explodieren Gaspreise müsste Gazprom aus marktwirtschaftlicher Perspektive eigentlich mehr liefern. Doch Gazprom ist kein normaler Energiekonzern, sondern steht unter der Kontrolle Putins.

+++ Donald Trump ällt über Olaf Scholz her: „Deutschland ist eine Geisel“ +++

Aus diesem Dilemma wollte Deutschland eigentlich schon unter Kanzlerin Angela Merkel herauskommen. Nach der Annexion der Krim 2014 verkündete Merkel das Ziel, die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren. Das Gegenteil ist passiert.

Nun sucht die EU händeringend nach Alternativen, verhandelt mit dem autoritären Regime in Aserbaidschan über eine Erhöhung der Gas-Lieferungen. Auch in Ägypten, Algerien und Katar klopfte die EU-Kommission jetzt an.

Neben Russland bezieht die EU rund 38 Prozent des importierten Gases aus Norwegen. Danach kommen die USA mit einem Anteil von bislang rund einem Viertel.

US-Energiekonzerne sind die großen Gewinner der Ukraine-Krise

Großer Gewinner der Krise sind aktuell US-Energiekonzerne. Sie wittern das große Geschäft in Europa. Die im Vergleich zum heimischen Markt exorbitanten Marktpreise können sie sich nicht entgehen lassen.

Statt über die Ostseepipeline Nord Stream 2 von Gazprom, die kurz vor ihrer Fertigstellung steht und den USA immer miesfiel, soll die EU künftig weitaus mehr über die Nordsee beliefert werden. Die entsprechende Infrastruktur von Flüssiggas-Terminals wurde geschaffen und soll noch ausgebaut werden.

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Mehrere Gas-Megatanker aus den USA, die eigentlich Richtung Asien unterwegs waren, wurden bereits nach Europa umgeleitet. Die hohe Nachfrage hat den USA im Dezember bereits einen Ausfuhrrekord bei Flüssigerdgas (LNG) eingebracht.

Umweltschädliches Frackingverfahren: Darum ist Gas aus den USA ein Problem

Das Problem: Das Flüssiggas aus den USA wird unter extrem umweltschädlichen Bedingungen gefördert, nämlich mittels des Frackingverfahrens aus tiefen Gesteinsschichten. Dieses sogenannte Schiefergas wird gewonnen, indem unter hohem Druck Wasser und Chemikalien in tiefe Tonschichten gepresst werden.

Diese Methode kann zu extremen Umweltschäden führen. Zudem ist zumindest der Transport des Flüssiggases sehr energieintensiv, denn es muss auf 163 Grad Celcius heruntergekühlt werden. Ein Albtraum, besonders für den grünen Ampel-Koalitionspartner von Kanzler Scholz.

Russland sucht derweil ebenfalls nach neuen Optionen und will die Gaslieferungen in die verbündete Volksrepublik China ausweiten. Ein neuer Gas-Deal wurde am Wochenende von Präsident Wladimir Putin und Parteichef Xi Jinping verkündet. Die Botschaft dahinter: Auf den Westen sind wir nicht angewiesen, ihre Sanktionen können uns nicht hart treffen.

+++ Ukraine und Russland kurz erklärt: Warum gibt es den Konflikt überhaupt? +++

Ausweg aus der Gas-Abhängigkeit Deutschlands: Erneuerbare Energien

Für die deutschen Verbrauchen wären ein Krieg in der Ukraine und das damit verknüpfte Aus für Nord Stream 2 und möglicherweise aller Gaslieferungen aus Russland heftig. Die sowieso schon nach oben geschossenen Energiepreise würden voraussichtlich weiter steigen, auch wenn die USA ihre Lieferungen erhöhen. Ein weiterer Anstieg der Inflation wäre die Folge.

Kurzfristig hat die EU keine Alternative, um die Versorgung sicherzustellen. Langfristig aber kann nur ein Ausbau der Erneuerbaren Energien die EU und Deutschland aus dem Dilemma der Energieabhängigkeiten von Russland und den USA befreien. Ein Ausstieg aus fossilen Energieträgern ist der Weg hin zu mehr Autonomie – und damit auch zu mehr politischem Freiraum.