Berlin. Christian Lindner gibt sich gern als Mann der klaren Worte und unbequemen Wahrheiten. Gerne macht er auch unpopuläre Meinungen öffentlich. Erst Anfang Februar hatte der FDP-Chef gegen die von der SPD vorgeschlagene Grundrente geschossen.
Er warnte davor, die Rente „zu einer Art zweiten Sozialhilfe“ umzubauen. „Hubertus Heil will die Rentenversicherung, wie wir sie kennen, abschaffen“, sagte Christian Lindner der „Rheinischen Post“.
Christian Lindner knöpft sich Schülerdemos vor
Und weiter: „Der Minister sollte sich lieber darauf konzentrieren, dass innerhalb der Rentenversicherung Leistung einen Unterschied macht", so Lindner zur Grundrente. Am Wochenende knöpfte Lindner sich dann das Thema Schülerdemos vor. Seit Wochen demonstrieren Schüler in vielen deutschen Städten unter dem Motto „Fridays for Future“ gegen eine fahrlässige Klimapolitik gegen den voranschreitenden Klimawandel.
„Ich finde politisches Engagement von Schülerinnen und Schülern toll. Aber das sollte nach der Schule stattfinden. In der Unterrichtszeit sollten sie sich lieber über physikalische und naturwissenschaftliche sowie technische und wirtschaftliche Zusammenhänge informieren“, so Lindner via „Bild am Sonntag“. Auf Twitter wiederholte er die Aussage später in ähnlicher Form.
Kevin Kühnert übt Kritik an Lindners Aussagen
Mit dieser Aussage machte Lindner sich, erwartungsgemäß, wenig Freunde auf Twitter.
Kritik gab es unter anderem von Juso-Chef Kevin Kühnert: „Ein altes Missverständnis rund um das Thema Kinder- und Jugendbeteiligung: Das Erfassen aller globalgalaktischen Zusammenhänge ist KEINE (!) Voraussetzung für demokratische Teilhabe (auch bei Erwachsenen nicht). Wir leben nicht in einer Aristokratie.“
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Auf dessen Aussage meldete Lindner sich dann auch prompt: „Profis meint hier nicht "Politiker" oder "Erwachsene". Sondern die Wissenschaftler, Ingenieure. Die sollen über Auswahl der besten Mittel entscheiden, um Klimaschutz zu erreichen.“
Altes Wahlplakat zeigt einen anderen Lindner
Kühnert nahm diese Klarstellung aber nicht an: „Entscheidungen treffen wir in unserer Gesellschaft demokratisch im Rahmen der dafür geschaffenen Institutionen. Um unsere Positionen werben wir natürlich auch unter Zuhilfenahme von Fachwissen. Aber die Verantwortung können wir niemals an einen kleinen erlauchten Kreis abtreten.“
Besonders unangenehm für Lindner ist die Tatsache, dass er noch im Bundestagswahlkampf 2017 von Schülern indirekt mehr Einmischung forderte. So stand auf Wahlplakaten der FDP mit Lindners Konterfei: „Schulranzen verändern die Welt. Nicht Aktenkoffer.“
Lindner fühlt sich missverstanden
Trotz aller Kritik wollte Lindner seine Aussagen aber nicht zurücknehmen. Stattdessen schrieb er auf Twitter: „Dieses gewollte Missverstehen wieder... dennoch: Jeder soll demonstrieren – aber außerhalb der Schulpflicht. Klimaziele kann man fordern – wir haben aber „Paris“ schon. Zur Erreichung dieser Ziele braucht man nun eben Ingenieurinnen, Techniker und Ökonomen - also Profis.“