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Arzt hält Rente nicht aus: „Ich wollte raus von zuhause“

In Ruhe die Rente genießen? Bei diesem Arzt ist davon keine Spur. Er hat mit 82 eine Praxis aufgemacht und arbeitet noch immer.

Mit 90 endlich in Rente gehen? Für Yahia Chichakli ausgeschlossen.
© IMAGO/Pond5 Images

Rettung der Rente: „Wir müssten eigentlich nur bei den Schweden abschauen“

Was die Schweden bezüglich Rente besser machen, erklärt Blogger und Rentenexperte Helmut Achatz.

Seit 27 Jahren könnte der freundliche Mann mit der grünen Strickjacke in Rente sein. Er ist Arzt und 90 Jahre alt. Warum er dennoch nicht in den wohlverdienten Ruhestand eintritt, erklärt Yahia Chichakli in einem Interview mit der „Welt“.

Anzutreffen ist Chichakli noch immer in seiner Praxis mit den blassgelben Wänden. Er untersucht und behandelt Menschen, wie schon sein ganzes Leben lang. Für etwa zweitausend Menschen ist er als Hausarzt noch immer verantwortlich, aber warum?

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Der älteste Arzt Hessens

In Rüsselsheim am Main ist die Hausarztpraxis von Yahia Chichakli. Aufgemacht hat er sie im Alter von 82 Jahren und ist heute der älteste praktizierende Arzt in ganz Hessen. Bis zu 80 Patienten versorgt der Internist jeden Tag. Als das Kamerateam ihn besucht, leuchtet er gerade in den Hals einer Patientin. Von Rente will er nichts wissen.

Seiner Frau zuliebe habe er 1997 mit der Arbeit aufgehört, damals war er 63 Jahre alt. Doch mit der Rente habe er sich nicht lange wohlgefühlt, berichtet der Arzt mit dem leichten Akzent. „Ich war sechs Monate in Spanien, aber da ging es mir ohne Arbeit nicht gut.“ Chichakli betont: „Ich wollte arbeiten.“

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Viele Menschen in Deutschland müssen weiter arbeiten, obwohl sie altersmäßig in Rente gehen könnten. Aber das Geld, das sie erhalten, reicht nicht und so müssen sie sich wohl oder übel noch etwas dazuverdienen. Doch es gibt auch viele, denen der Beruf Erfüllung und Spaß bringt, und die deswegen nicht aufhören möchten.

Yahia Chichakli ist einer davon. Von seiner kurzen Zeit in der Rente berichtet er: „Ich wollte raus von zuhause. Wenn ich zuhause geblieben wäre, wäre ich vielleicht schon unter der Erde.“ Also arbeitete der Facharzt für Innere Medizin bis heute weiter – hilft noch immer tausenden Menschen.

Rente: Arbeitstier im Gesundheitswesen

Für Menschen, die mit Bronchitis, Nierenbeckenentzündung oder auch nur mit einer fiesen Grippe zu ihm kommen, ist der Arzt ein echter Glücksfall. Nicht zuletzt durch den demografischen Wandel, also das Älterwerden der Gesellschaft, ohne, dass genug junge Menschen da sind, die in die Fußstapfen der älteren treten können, herrscht ein großer Fachkräftemangel.


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Besonders stark ist schon seit Jahren der Gesundheitssektor betroffen. Mitunter muss man monatelang auf einen Termin beim Facharzt warten und auch die Hausarztpraxen sind meist überlastet. Arbeitstiere wie Yahia Chichakli halten den Laden also am Laufen.