Veröffentlicht inPanorama

Youtube-Video „First Kiss“ ist geschickter Werbe-Schachzug

Youtube-Video „First Kiss“ ist geschickter Werbe-Schachzug

Kuss-Video First Kiss Tatia Pilieva.JPG
Ihre anfängliche Schüchternheit haben diese zwei Darsteller des Kuss-Videos überwunden. Foto: Tatia Pilieva/WRENStudio
Es ist der Traum jedes Künstlers: mehr als 20 Millionen Klicks auf Youtube. Und das nach nur einem Tag. Gelungen ist das der Filmemacherin Tatia Pilieva mit einem Video, das 20 Fremde dabei beobachtet, wie sie sich zum ersten Mal küssen. Bezaubernd, keine Frage. Aber vor allem: eine raffinierte PR-Aktion.

Essen. 

Einmal tief durchatmen. Schüchterne Blicke austauschen. Verlegen lachen. Er weiß nicht, wohin mit seinen Armen. Sie schließt die Augen, fährt sich nervös durch die Haare. „Sollen wir einfach irgendwann loslegen?“, will sie wissen und damit wohl noch ein bisschen Zeit gewinnen. „Klar, nehmt euch Zeit!“, ertönt es aus dem Hintergrund.

Es ist leicht, sich verzaubern zu lassen von dem Video, das gerade bei Youtube die Runde macht. Die Filmemacherin Tatia Pilieva hat zwanzig vermeintlich Fremde gebeten, sich vor ihrer Kamera zum ersten Mal zu küssen. Entstanden sind dreieinhalb Minuten voller charmanter, anrührender Momente. Kein Wunder also, dass das Video auch in den sozialen Netzwerken zum Hit wurde. 20 Millionen Menschen haben den Youtube-Post mittlerweile angeklickt.

Kuss-Video ist vor allem ein Werbecoup

Doch bei aller Sympathie für den schön anzusehenden schwarz-weiß Clip: Anders als es die Legende will, handelt es sich nicht um das Werk einer kleinen Independent-Künstlerin, die sich nun über unverhofften Ruhm freuen darf. Es ist, schlicht und einfach, Werbung. „WREN presents …“, blitzt ganz zu Beginn des Videos kurz auf. Und auch im Abspann ist zu lesen, dass die US-amerikanische Modemarke die küssenden Paare ausgestattet hat.

Virales Marketing vom Feinsten. Ähnlich wie zuletzt beim Edeka-Werbespot „Supergeil“ oder Pharell Williams‘ Song „Happy“ verbreiten Internetnutzer die Videos wie einen Virus. Für die Unternehmen, die dahinter stehen, ist es das Beste, was ihnen passieren kann. Viel Werbung für wenig Geld.

Anders als bei „Supergeil“ oder „Happy“ gibt es beim „First Kiss“-Video allerdings eine Sache, auf die wir wohl vergeblich warten dürften: die ersten Nachahmer-Videos.