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Wie Schwule und Lesben ihr „Coming Out“ angehen sollten

Wie Schwule und Lesben ihr „Coming Out“ angehen sollten

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Essen. 

Selbst in einer aufgeklärten Gesellschaft haben lesbische Frauen und schwule Männer Angst vor dem „Coming Out“. Paartherapeutin Heiland gibt Tipps, wie es gelingen kann. Sie rät davon ab, die eigene sexuelle Identität zu verleugnen. Denn nur das Bekenntnis dazu ermögliche ein erfülltes Lebensgefühl.

Ich (19) liebe eine Frau, mit der ich seit zwei Jahren zusammen bin. Auch wenn wir in einer angeblich aufgeklärten Gesellschaft leben, habe ich Angst vor dem Outing. Wie können wir es machen? Ich brauche dringend Tipps. – Julia H., ledig, keine Kinder

Die Antwort von Paartherapeutin Julianna Heiland:

Zu Beginn ein kleiner Hinweis: Outing meint das nicht gewollte Bekanntmachen der eigenen Lebensweise durch andere Personen. Ich gehe davon aus, dass Sie „Coming Out“ meinen.

Ihre Angst vor dem Coming Out ist verständlich. Auch wenn wir in einer liberalen Gesellschaft leben, gibt es Menschen, die eine lesbisch orientierte Lebensweise abwerten. Sie können daher nicht vorhersehen, wie Ihre Eltern, Verwandten, Freunde und Kollegen auf die Offenlegung Ihrer sexuellen Identität reagieren. Es ist wahrscheinlich, dass Sie diskriminierende Erfahrungen machen werden, was Sie aber nicht davon abhalten sollte, sich selbst zu outen. Das Geheimhalten ist äußerst anstrengend und führt häufig zu psychosomatischen Symptomen wie z.B. Süchten oder auch zu Depressionen.

Nur das Bekenntnis zur eigenen Identität ermöglicht die Entfaltung Ihrer Persönlichkeit und ein erfülltes Lebensgefühl.

Aber es ist sehr hilfreich, sich auf das Coming Out vorzubereiten. Ein gutes Selbstwertgefühl und die innere Stärke, die eigene sexuelle Orientierung anzunehmen und zu akzeptieren, sind eine wichtige Voraussetzung, den vielleicht auftretenden Anfeindungen der Umwelt stand zu halten.

Sie sollten sich mit folgenden Fragen auseinandersetzen:

– Wie stehen Sie selbst zu Ihrer sexuellen Orientierung? Sind Sie mit Ihrer lesbischen Identität einverstanden?

– Haben Sie sich schon einmal mit den Biografien und Lebensentwürfen anderer Lesben beschäftigt?

– Was gibt Ihnen Unterstützung und Halt?

Den Coming Out-Prozess könnten Sie bei den Menschen beginnen, die Ihnen am nächsten stehen. Wenn Sie eine positive Reaktion erfahren, wird es Sie sehr ermutigen. Für den Fall, dass Sie auf Ablehnung stoßen, sollten Sie immer eine Vertrauensperson haben, mit der Sie reden können. Viele machen übrigens die Erfahrung, dass es die Eltern schon geahnt haben.

Eine gute Möglichkeit zur Unterstützung des Coming Out ist die Gemeinschaft mit anderen lesbischen Frauen. Es gibt in vielen Städten entsprechende Gruppen und Treffpunkte.

Nach dem Coming-Out fühlen sich die meisten Frauen sehr erleichtert und genießen die neu gewonnene Offenheit und Freiheit.

Haben Sie auch eine Frage an einen unserer Paartherapeuten? Dann schreiben Sie eine Mail an partnerschaft@derwesten.de