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Was im Eis wirklich drin steckt

Was im Eis wirklich drin steckt

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Foto: Getty Images
Eis gerät nie aus der Mode, aber jetzt im Sommer hat es Hochkonjunktur. Im Durchschnitt isst jeder Deutsche 110 Kugeln im Jahr. Was Sie über Eis wissen sollten.

Essen. 

Auf der Liegewiese, am Schreibtisch oder im Café. Nach dem Essen, vor dem Essen, irgendwo dazwischen. Bei Sonnenschein und Regen, bei Hitze – und bei Kälte auch: Ein Eis schmeckt immer und überall und jedem. Das war eigentlich klar, ist dank einer Umfrage des Verbandes der italienischen Speiseeishersteller aber auch in Zahlen gegossen: 96 Prozent der Deutschen mögen Eis. Für die Mehrheit ist Eisgenuss gleichbedeutend mit Entspannung und Fröhlichkeit.

Die Top Ten der Sorten

Die Top Ten der beliebtesten Eissorten führen seit Jahren die Klassiker Vanille und Schokolade an. Aber was ist eigentlich drin, in dieser cremig-kühlen Portion Glückseligkeit? Das schreibt schon seit 1933 die Deutsche Speiseeisverordnung genau vor. In den 1990er-Jahren wurde sie überarbeitet und an Europäisches Recht angepasst. Seitdem sind in Speiseeis alle als Lebensmittel zugelassenen Inhaltsstoffe erlaubt.

Das lässt manch kuriose Komposition wie Birne-Parmesan (Eis des Jahres 2014) oder Erdbeere-Balsamico (Eis des Jahres 2015) zu. Auch Farben, die bei konservativen Essern womöglich Fluchtreflexe auslösen, sind so möglich, etwa das Quietschblau von „Schlumpf-Eis“. Dennoch gibt es Regeln und Mindestvoraussetzungen – die für den gemeinen Eisschlecker aber alles andere als übersichtlich sind.

Das ABC der Begriffe

Wie der Name schon vermuten lässt, steckt in Milcheis vor allem Milch – die „Leitsätze für Speiseeis“ schreiben einen Milchanteil von mindestens 70 Prozent vor. Hinzu kommen Zucker und die Zutaten, die aus der Grundmasse die jeweilige Sorte machen: Kakao oder Schokolade, Vanilleschoten oder Vanillearoma. In Creme-/Kremeis darf der Milchanteil etwas geringer sein, hier gehört noch Ei oder Eigelb in die Mischung.

Bei Sahne-/Rahmeis bildet Sahne eine Hauptzutat – durch zugesetztes Eigelb wird es zum Parfait. Fruchteis muss mindestens 20 Prozent Fruchtanteil enthalten, Fruchtsorbet mindestens 25 Prozent. Weniger Obst darf nur in Sorten aus Zitrus- und anderen sauren Früchten wie Maracuja stecken, sofern sie mindestens 2,5 Prozent Zitronensäure enthalten.

Kompliziert wird es spätestens dann, wenn das Creme/Krem nicht vor, sondern hinter dem Eis steht: Für Eiscreme fordert das Regelwerk nämlich lediglich „mindestens zehn Prozent der Milch entstammendes Fett“. Bei der Fruchtvariante sind es mindestens acht Prozent Milchfett und ein „deutlich wahrnehmbarer Fruchtgeschmack“ – wie der zustande kommen soll, ist weitestgehend den Produzenten überlassen.

Steht lediglich „Eis“ auf der Verpackung, ist oft kein Milchfett sondern das günstigere Palmfett enthalten. Ein „Eis mit Erdbeergeschmack“ muss demnach weder Milch, noch Sahne, noch Erdbeeren enthalten. Ebenfalls irreführend: Der Begriff „Molkenerzeugnis“ auf der Zutatenliste weist nicht auf Milch als Bestandteil hin, sondern zum Beispiel auf Molke, ein Nebenprodukt der Käseherstellung, oder Molkepulver.

Softeis ist übrigens keine eigenständige Eisvariation im Sinne der Leitsätze, sondern unterscheidet sich durch die Art der Zubereitung: Die Eismasse wird nämlich gleichzeitig aufgeschäumt und gefroren. Ebenfalls aus dem Raster fällt wohl das nichtschmelzende Eis einer amerikanischen Supermarktkette, das im vergangenen Jahr kurzzeitig für Furore sorgte. Es vertrug locker 35 Grad, ohne aus der Form zu geraten. Sein Geheimnis: eine beeindruckende Menge chemischer Stabilisatoren.

Wühler, Beißer, Becherfans

Laut Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie verzehrt jeder von uns etwa 110 Kugeln Eis pro Jahr. Aber es ist nicht so sehr das Wieviel, sondern das Wie, für das sich die Wissenschaft interessiert. Wird geschleckt oder gebissen, gelöffelt oder gewühlt? Bevorzugt man sein Eis im Hörnchen oder im Becher, am Stiel oder als Riegel? All diese Vorlieben sollen Rückschlüsse auf die Persönlichkeit zulassen.

Kostprobe gefällig? Wer sich der Eiskugel mit den Zähnen statt mit der Zunge nähert, ist eher der Abenteurer-Typ. Das will eine Umfrage des Marktforschungsinstitutes Emnid herausgefunden haben. Und der Münsteraner Psychologe Prof. Alfred Gebert kommt auf der Internetseite des „Eis Info Service“ (E.I.S.) des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie gar zu dem Schluss, dass Eis-am-Stiel-Liebhaber oft einfühlsame Zuhörer seien, Hörnchen-Fans treu und romantisch, Becher-Typen gerecht und hilfsbereit.

Ein bisschen Geschichte

Und wer hat’s erfunden? Nein, nicht die Italiener. Die Chinesen sollen es gewesen sein. Ihre Grundzutat: Schnee. Verfeinert wahlweise mit Gewürzen oder Früchten. Die erste Eisdiele (wenigstens die!) schreibt man jedoch einem Italiener zu. Der Begriff „Diele“ ergab sich später eher zufällig: Weil die Hersteller ihr kühles Produkt aus den Fenstern von Häusern oder Wagen verkauften, an die ihre Kundschaft nicht gut herankam, legten sie Dielenbretter davor.