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Vollstreckung der Todesstrafe kostet viele Millionen

Vollstreckung der Todesstrafe kostet viele Millionen

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Foto: imago stock&people

Washington. Die Todesstrafe in den USA verursacht laut einer Studie Kosten in Millionenhöhe. Bis zu 30 Millionen Dollar kostet eine Vollstreckung. Grund sind die jahrelangen Prozesse. Das US-Informationszentrum zur Todesstrafe (DPIC) fordert die Abschaffung – auch aus wirtschaftlicher Sicht.

Die Vollstreckung der Todesstrafe in den USA kann den Staat einer neuen Studie zufolge bis zu 30 Millionen Dollar (etwa 20 Millionen Euro) pro Fall kosten. Grund für die hohen Kosten sei vor allem die jahrelange Verfahrensdauer mit Verurteilungen und Berufungen, bei der zumeist staatlich bezahlte Pflichtverteidiger eingesetzt würden, heißt es in der am Dienstag vorgelegten Studie des US-Informationszentrums zur Todesstrafe (DPIC).

Das Informationszentrum, das seit Jahren für die Abschaffung der Todesstrafe wirbt, bezeichnete diese Kosten angesichts der Wirtschaftskrise als «absurd» und forderte ein Ende der Hinrichtungen. «Es gibt mit Sicherheit bessere Einsatzmöglichkeiten für die staatlichen Gelder», sagte der Autor der Studie, Richard Dieter.

Teure Prozesskosten

Allein durch die Tatsache, dass ein Verbrechen mit der Todesstrafe geahndet werden könnte, sind die Prozesskosten der Studie zufolge um eine Million Dollar teurer als bei anderen Verfahren. Verhängt werde die Todesstrafe in einem von drei Fällen, vollstreckt in einem von zehn Fällen. Somit fielen für jede Hinrichtung Kosten in Höhe von 30 Millionen Dollar an.

„Im heutigen Wirtschaftsklima ist es nach diesen Zahlen zweifelhaft, dass jetzt irgendwo ein Gesetz zur Einführung der Todesstrafe verabschiedet werden könnte», sagte Dieter. Der Experte warnte vor Sparmaßnahmen bei der Prozesskostenbeihilfe. Würde etwa am Prozessverlauf gespart, steige das Risiko, dass Unschuldige zum Tode verurteilt werden.

900 zusätzliche Arbeitsstunden für den Verteidiger

Teurer ist ein Todesstrafenprozess dem Bericht zufolge, weil er länger und komplexer ist. Todeskandidaten werden meist Pflichtverteidiger zur Seite gestellt, für die der Staat aufkommt. Diese arbeiten im Schnitt 900 Stunden mehr als in normalen Prozessen. Zudem werden mehr Experten zur Einschätzung des Angeklagten, der Tat und möglichen Strafmilderungen herangezogen als in normalen Prozessen.

Nicht zu unterschätzen sind dem Bericht zufolge außerdem die Berufungsverfahren nach dem Urteil. Eine Berufung ist nach einem Todesurteil obligatorisch, sollte sie zu einem neuen Prozess führen, steigen die Kosten für Anwälte und Richter erneut. Nach dem Urteil fallen der Studie zufolge auch zusätzliche Kosten für die Unterbringung des Verurteilten an, etwa durch Einzelzellen im Todestrakt des Gefängnisses und eine höhere Zahl von Wärtern.

Die Todesstrafe ist in 35 der 50 US-Bundesstaaten legal, in etwa einem Dutzend wird sie regelmäßig angewendet. In mehreren Bundesstaaten wird derzeit diskutiert, sie aus Kostengründen abzuschaffen. Der Staat New Mexico unternahm diesen Schritt im März. Einer Umfrage von vergangener Woche zufolge befürworten 65 Prozent der Befragten in den USA die Todesstrafe. (afp)