Alle reden über diese vermeintliche 63.000 Euro Rechnung, die ein angeblicher US-Superstar in einem Restaurant in Palmanova auf Mallorca verursacht haben soll. Eines muss einem bei diesem Eingangssatz schon komisch vorkommen. US-Superstar und Palmanova. Das passt nicht zusammen.
Palmanova ist höchstens ein Mittelklasse-Urlaubsparadies, das dann doch eher Menschen aus Hull, Liverpool oder Manchester anzieht – weniger die Superreichen aus L.A. oder Miami. Zugegeben, Palmanova hat sich nach Corona schon herausgeputzt, zurechtgemacht, ist aber bei weitem kein Puerto Portals oder Valldemossa. Und noch lange nicht so bekannt!
Was hat es mit dieser Rechnung auf sich?
Palmanova hat keinen Hafen, in dem die 70-Meter-Yacht eines US-Stars mal kurz ankert oder der Skipper per Schlauchboot 18 Pizzen und zwei Dutzend Pullen Champagner sowie für 45.000 Euro Fisch-Spezialitäten an Bord schafft.
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Und das ist bei weitem nicht die einzige Merkwürdigkeit bei dieser Rechnung, die das Restaurant Annabel selbst gepostet hat. Die Rechnung oder das Bild wurden bearbeitet, manipuliert. Da sind beispielsweise auf der Rechnung 17 Flaschen Dom Perignon Rosé für jeweils 480 Euro, die in der Addition nur 160 auf der Endrechnung ergeben statt 8.160 Euro. So beknackt ist kein Kassensystem.
War hier Photoshop aktiv?
Das Bild wirkt zusammengesetzt gleich unter dem Risotto Carabinieri für 38 Euro. Besonders auffällig sind die „Varios Pescados“ für 45.000 Euro. Verschiedene Fische. Umgerechnet wären das ungefähr 200 vollausgewachsene Hummer oder 2 Kilo besten Kaviars. Der Wirt vom Annabel tischt der „BILD-Zeitung“ allerdings eine andere Rechnung auf. Angeblich stünden die verschiedenen Fische für drei Flaschen Wein der Marke Petrus Jahrgang 1986. Im Einkauf gibt es die Flaschen ab 2.500 Euro aufwärts.
In der Gastronomie würde dieser Wein normalerweise für den zweieinhalb bis dreifachen Preis verkauft werden. Wenn also der Petrus 86 einem Weinkenner für 15.000 Euro angedreht würde, gäbe es darauf von ihm nur eine Reaktion: Wucher!
Nicht nur gefälscht – auch illegal
Ein richtiges Eigentor schießt sich das Annabel, indem es noch so dreist ist, 10 Prozent Trinkgeld auf die Rechnung zu addieren. Das wären 5.748,90. Dieses einfach so mit auf die Rechnung zu packen, ist absolut illegal, zumal diese Summe auf dieser Rechnung nicht als Tipp, sondern als Tax – also Steuer – ausgewiesen ist. Auch wenn unten auf der Rechnung steht „optionale Bedienungsgebühr berechnet“ ändert das nichts. Es bleibt illegal.
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Fazit: Das Ganze ist mindestens Gäste-Verarsche, wahrscheinlich aber eher Mumpitz, Kokolores und frei erfunden. Eins ist es aber auch: eine gigantische PR Nummer. Jeder Besucher in Palmanova auf Mallorca möge selbst seine Konsequenzen daraus ziehen.




