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Erneuter Kutschen-Kollaps in Palma: Mallorca-Touristen entsetzt über Tierquälerei

Nach Kollaps von Pferden in Palma: So denken die Mallorca-Urlauber wirklich über die Kutschenfahrten: „Schrecklich“.

Pferdekutsche in Palma de Mallorca
© imago images/McPHOTO

Pferdekutschen auf Mallorca: Touristenattraktion oder Tierquälerei?

Die traditionellen Pferdekutschen gehören in Mallorcas Hauptstadt Palma seit Jahrzehnten zum Stadtbild. Touristen lassen sich damit durch die engen Gassen der Altstadt chauffieren – oft bei brütender Hitze. Für die Tiere bedeutet das Schwerstarbeit. Bei Temperaturen von über 30 Grad müssen sie stundenlang Kutschen mit mehreren Fahrgästen ziehen, umringt von hupendem Verkehr und glühendem Asphalt. Immer wieder kommt es zu dramatischen Zwischenfällen.

Am Montag, dem 8. September kollabierte erneut ein Kutschpferd mitten in Palmas historischem Zentrum. In der Calle Carnisseria brach das Tier vor den Augen mehrerer Urlauber zusammen und blieb minutenlang reglos am Boden liegen. Private Videoaufnahmen zeigen die quälenden Momente. Nach Angaben der Tierschutzpartei Progreso en Verde befanden sich zu diesem Zeitpunkt fünf Fahrgäste in der Kutsche. Der Kutscher erklärte den Vorfall lapidar als „Ausrutscher“. Augenzeugen berichten jedoch, dass das Tier offensichtlich erschöpft war. Bereits am Samstag zuvor war ein weiteres Pferd vor der Kirche San Nicolás zusammengebrochen.

Viele Urlauber finden: „Das ist Tierquälerei“

Tierschützer sprechen von einem alarmierenden Signal und fordern seit Langem ein Ende der Kutschfahrten in den Sommermonaten. Alcúdia im Norden Mallorcas hat bereits Konsequenzen gezogen: Seit Ostern dieses Jahres rollen dort nur noch Elektrokutschen. Auch in Palma wächst der Druck, dem Beispiel zu folgen. 2022 wurde erstmals von einem Verbot für die Pferdekutschen in Palma gesprochen, das 2024 in Kraft treten sollte. Die neue Regierung in Palma kippte allerdings eben jenes Gesetz wieder. Der Grund: Die Erhaltung von Arbeitsplätzen.

+++ Dramatische Szene in Palma de Mallorca! Touristen müssen es mit ansehen +++

Tierschützer hoffen, dass Palma bald dem Beispiel Alcúdias folgt. „Die Zeit der Pferdekutschen in der Sommerhitze ist vorbei“, fordern Aktivisten wie PETA – und viele Mallorca-Urlauber stimmen ihnen zu. Bei unserer Recherche in Palma entdecken wir bei drückenden 30 Grad gleich mehrere Kutschen mit geschwächten Pferden, die auf Besucher warten. Direkt vor der Kathedrale sehen wir ein Pferd mit Kutsche mitten auf dem Platz. Etwas Schatten bekommt das Tier ab, doch weder Wasser noch Futter stehen ihm zur Verfügung. Als wir das apathische Pferd beobachten, sammeln sich interessierte Touristen um die Kutsche.

Zwischen jungen Familien und belustigten Touristen bemerken wir eine Frau, die das Tier vorsichtig berührt und heimlich fotografiert. Als wir sie etwas abseits zu der Situation befragen, erzählt Manon uns, sie und ihr Mann seien Pferdetrainer aus Frankreich. „Es ist eine Schande. Das Tier ist total geschwächt und dehydriert. Es hat auch einige Verletzungen.“ Sie selbst sind gegen die Kutschfahrten, sind aber weniger optimistisch, dass diese bald ein Ende finden. „Ich denke, das wird es noch eine Weile geben. Die Leute fahren ja trotzdem mit.“ Manon und ihr Mann sind ausdrücklich für ein Verbot für Pferdekutschen und für die elektrische Alternative.

Pferdekutsche in Palma, geschwächtes Pferd
Die geschwächten Pferde müssen stundenlang ohne Wasser in der Hitze auskommen. Foto: Sarah Fernández

Auch viele andere Touristen zeigen sich schockiert, dass die Tiere trotz wiederholter Vorfälle weiterhin eingesetzt werden. Chantal und Timo aus Würzburg beäugen die Pferdekutschen ebenfalls kritisch. Sie erzählen uns, dass sie von einer auf Mallorca ausgewanderten Freundin immer wieder von den kollabierten Pferden hören. „Es ist schrecklich, so einen Gewinn auf dem Rücken der Pferde zu machen. Es gehört schon längst verboten.“

„Wären sie fitter, dann wäre das kein Problem.“

Karen und Douglas sehen das etwas anders. Für sie ist nicht die Kutschfahrt an sich das Problem: „Pferde und Kutschen hat es schon immer gegeben“, erzählt Douglas. Das heikle hierbei wären die Umstände. „Die Temperaturen sind zu hoch, die Stadt zu voll und die Pferde werden nicht richtig gehalten. Diese Pferde sehen sehr schwach aus. Unter anderen Umständen und mit besserer Pflege wären sie fitter. Dann wäre das kein Problem.“

Auch Anett vom Bodensee und ihrer Familie sind die Pferdekutschen schon aufgefallen. „Wir würden niemals damit fahren und finden das schrecklich.“ An diesem Tag in Palma finden wir keine Touristen, die eine Kutschfahrt machen würden. Doch es gibt sie, die Besucher der Inselhauptstadt, die sich die nostalgische und gleichzeitig quälerische Fahrt für 25 Euro pro Person leisten. Und eben jene Besucher, die auch bei einem Kollaps der Tiere gemütlich in der Kutsche sitzen bleiben, bis das geschwächte Pferd wieder auf den Beinen ist. Sie haben ja schließlich dafür bezahlt.