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Eine Frau mit stahlhartem Job

Eine Frau mit stahlhartem Job

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Foto: WAZFotoPool
Dr. Julia Mura entwickelt Stähle für ThyssenKrupp. Früher hätte man gesagt: ein Männerberuf. Aber das stimmt heute nicht mehr. Warum? Das erklärt die 32-Jährige im Interview.

Duisburg. 

Julia Mura hat einen stahlharten Job. Genauer: Sie entwickelt für ThyssenKrupp neue Stähle. Härter, flexibler, hochfester. Je nach Einsatzgebiet. Muras Stähle kommen etwa in Autos zum Einsatz. Die 32-Jährige Projektleiterin aus Düsseldorf ist Diplom-Ingenieurin mit Doktortitel – und Frau in einem Männerberuf.

„Frauen und Technik“ – was antworten Sie darauf?

Mura: Passt! (Pause, Lächeln) Mittlerweile werde ich das kaum noch gefragt. Aber am Anfang im Studium an der RWTH Aachen wurde ich im Bekanntenkreis schon damit konfrontiert. Dabei waren wir anfangs vierzig Prozent Frauen in meinem Studiengang Metallurgie und Werkstofftechnik. Aber die Abbrecherquote ist recht hoch, und es haben mehr Frauen durchgehalten als Männer. Unser Forschungsteam besteht nun zur Hälfte aus Frauen. Wir sind die erste Generation, aber meine Erfahrung ist: Sobald eine Frau da ist, kommen weitere.

Warum haben Sie sich für die Technik entschieden?

Mura: Naturwissenschaften haben mich immer interessiert. Mein Vater war schon bei ThyssenKrupp Steel, meine Eltern haben mir viel vermittelt. Und trotzdem habe ich mich zuerst nicht getraut. Ich wollte Jura studieren, habe auch in der zwölften Klasse einen Schnuppertag an der Uni besucht. Und nach der Jura-Vorlesung sind wir rüber zum Physikzentrum. Ich fand es einfach unheimlich interessant, wie man über die Atomstrukturen einen Werkstoff verändern kann. Da war ich mir sicher.

Was hat sie zuvor abgehalten?

Mura: In der Schule wurde mir immer aufgezeigt, dass Jungs Technik anders begreifen. Die Lehrer in den Naturwissenschaften waren ja auch männlich.

Und, begreifen sie anders?

Mura: Ich glaube schon. Jungs haben einen anderen Zugang, sie gehen unerschrockener an Technik heran. Wenn’s nachher kaputt ist, ist es kaputt. Frauen haben oft eine andere Arbeitsweise, kommen aber zum gleichen Ergebnis. Nur der Weg ist ein anderer.

Was kann man tun, um Mädchen früh zu interessieren?

Mura: In bestimmten Entwicklungsphasen und Fächern mag es sinnvoll sein, die Geschlechter zu trennen. Aber es hat sich schon viel verändert. Ich habe es nicht erlebt, dass man in der Schule eine Rose zusammenschweißt. Aktionen wie der Girls’ Day oder der Ideenpark machen’s möglich. Mädchen sollten sich einfach trauen, einen technischen Beruf zu ergreifen, sich informieren, ihrem Gefühl folgen.

Die Frau und die Technik – wie sieht der Alltag aus?

Mura: Klar hat man in einem Stahlwerk den Überraschungseffekt auf seiner Seite. Aber das nutzt sich schnell ab. Bis auf den Kaffee, den man immer noch überall angeboten bekommt. Aber dann ist man rasch auf der Arbeitsebene und wird nicht mehr als Frau wahrgenommen, sondern als Kollege. Und das find’ ich gut.