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Edeka geht radikalen Schritt und benennt beliebtes Eis um – das ist der Grund

Edeka geht radikalen Schritt und benennt beliebtes Eis um – das ist der Grund

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© IMAGO / Jochen Tack / DER WESTEN

Edeka: Die Erfolgsgeschichte der Supermarktkette

Die Edeka-Gruppe ist die größte Supermarktkette Deutschlands. Gegründet wurde die Edeka AG & Co. KG 1907 in Leipzig. Heute hat sie ihren Hauptsitzt in Hamburg.

Edeka gibt einem beliebten Eis einen neuen Namen. Das ist jetzt erst mal kein Grund für Aufregung.

Interessant ist jedoch die neue Bezeichnung für das Eiscreme-Sandwich und der Hintergrund für diese Entscheidung. Denn Edeka will damit etwas bezwecken.

Edeka nennt Eiscreme-Sandwich um – das hat einen ernsten Grund

Sobald du den Namen hörst, kannst du dir die Begründung vermutlich schon denken: Das „Ice Snack Sandwich Moskauer Art“ bekommt einen neuen Namen und heißt jetzt „Kiewer Art“. Ja, mit der Umbenennung will der Supermarkt seine Solidarität mit der Ukraine gegen die russischen Invasoren bekunden.

+++ Edeka: Kunde empört, als er ins Eisfach schaut – „Seid ihr noch ganz dicht?!“ +++

„Die Geschehnisse in der Ukraine machen uns nach wie vor sehr betroffen“, meldet sich der Supermarkt dazu zu Wort. „Uns liegt es am Herzen, unsere Solidarität weiterhin zum Ausdruck zu bringen und wir sind der Überzeugung, dass man das auch mit kleinen Gesten zeigen kann“, so die Sprecherin Miriam Heimberg.

Edeka: Ice-Sandwich „Moskauer Art“ heißt jetzt „Kiewer Art“ – Supermarkt erntet Kritik

Die Kunden können das Produkt der Eigenmarke „Gut&Günstig“ bereits mit dem durchgestrichenen alten Namen in der Kühltruhe finden. Allerdings könnte der Supermarkt damit für Irritation unter den Kunden und Händlern sorgen. Aber nicht nur das. „Ich bezweifle, ob die Umbenennung überhaupt eine Wirkung erzielt“, drückt der Leiter des Marktes in Lubmin, Volker Kieckhefen, seine Meinung aus. Er befürchtet, dass Kunden eher davon abgeschreckt werden könnten.

Der Handelsverband Nord geht zurzeit davon aus, dass sich Produkte mit Russlandbezug immer noch genauso gut verkaufen wie vor Ausbruch des Krieges. Damit gäbe es rein auf den Markt bezogen kein Problem beim Handel dieser Artikel. Vielmehr wären die steigenden Energiepreise, die Inflation und auch immer noch die Lieferkettenprobleme, die durch den Krieg ausgelöst wurden, ein Thema.

Edeka: Solidarität oder Kalkül? Expertin rechnet mit Supermarkt ab

Die Greifswalder Sprachwissenschaftlerin Konstanze Marx kritisiert ebenfalls den Umbenennungswahn der Supermärkte. Ob dahinter wirklich nur eine noble Geste steckt, kann sie nicht zweifelsfrei erkennen. „Der Hersteller möchte seine Solidarisierung mit der Ukraine zeigen und/oder er möchte mehr Produkte verkaufen“, ist ihr Fazit.

Die Solidarität mit der Ukraine in der Bevölkerung ist groß, laut ZDF-Politbarometer wollen 70 Prozent das Land unterstützen und würden dafür auch höhere Energiepreise hinnehmen. Könnte der Lebensmittelhändler davon profitieren wollen? Oder soll die Umbenennung der Eiscreme ein Zeichen setzen?

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Für die Sprachwissenschaftlerin könnte es auch ein „Ausdruck von Hilflosigkeit“ sein. „Wir greifen auf kulturelle Praktiken zurück, die uns Protest und Distanzierung erlauben.“ Viel mehr, als Produkte mit Russlandbezug umzubenennen, kann der Supermarkt auch nicht machen. „Es ist dann eine Frage der gesellschaftlichen Aushandlung, was davon angemessen ist und was nicht“, so Marx.

Langfristig soll das Eis laut dem Supermarkt allerdings nur noch „Ice Snack Sandwich“ heißen, wie die „Ostsee Zeitung“ berichtet. Das Anhängsel „Kiewer Art“ sei nur ein vorübergehender Name, erklärt der Supermarkt. Damit handhabt es die Lebensmittelkette ähnlich wie Aldi, der Discounter nennt das Produkt mittlerweile einfach „Sahneschnitte“. (mbo)