Wer Bock auf Volksfest, Trachten, Bierzelte und Fahrgeschäfte hat – aber um das touristisch überlaufene Oktoberfest in München gerne einen Bogen machen würde – der könnte ebenfalls in Süddeutschland fündig werden. Während in der bayerischen Landeshauptstadt mit dem Oktoberfest das größte Volksfest der Welt gefeiert wird, gibt es direkt im Bundesland nebenan, in Baden-Württemberg, das zweitgrößte Volksfest der Welt: den Cannstatter Wasen in Stuttgart.
Ich wurde in diesem Jahr von meinen Freunden zum allerersten Mal mit auf den Cannstatter Wasen genommen. Gute Musik, ausgelassene Stimmung und natürlich die ein oder andere erfrischende Maß Bier sorgten für einen rundum gelungenen Abend im Bierzelt.
Doch als wir nach einigen Stunden einen Uber bestellten, um zu unserem Hotel zurückzugelangen, trauten wir beim Blick auf die Preise unseren Augen kaum.
Uber-Wahnsinn nach der Wasen
Unser Hotel lag etwas außerhalb vom Stuttgarter Stadtzentrum, in der angrenzenden Stadt Winnenden. Rund 18 Kilometer liegen zwischen Wasen-Gelände und Hotel, eine gute Viertelstunde Fahrtzeit. Gegen Mitternacht riefen wir die Uber-App auf, suchten ein Auto für vier Personen – und plötzlich waren wir wieder hellwach!
Für die 18 Kilometer zum Hotel waren sage und schreibe 130 Euro fällig! Das sind mehr als 7 Euro pro Kilometer. Der normale Kilometerpreis für Uber bzw. UberX (mehr Fahrgäste) liegt in deutschen Städten meist zwischen 1,10 Euro und 2 Euro.
Entsprechend hatten wir mit einem Fahrpreis von 40 bis maximal 50 Euro gerechnet. Doch am Ende mussten wir rund das Dreifache bezahlen. Der Grund? „Surge Pricing“ bzw. „Fahrpreisanpassung“.
Über 7 Euro pro Kilometer – was ist „Surge Pricing“?
„Surge Pricing“ beschreibt eine dynamische Preisentwicklung, über die Uber auf seiner Website informiert. „Manchmal bestellen so viele Menschen Fahrten, dass nicht genug Fahrzeuge vorhanden sind, um alle Bestellungen durchzuführen“, erklärt das Unternehmen. „Schlechtes Wetter, Staus im Berufsverkehr und besondere Veranstaltungen können dazu führen, dass sehr viele Menschen gleichzeitig Fahrten über die Uber-App bestellen möchten.“ Und der Samstagabend (4. Oktober) auf dem Cannstatter Wasen fällt zweifelsohne in diese Kategorie.
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„Wenn die Nachfrage sehr hoch ist, können die Fahrpreise steigen, damit jeder Fahrgast bei Bedarf eine Fahrt bestellen kann“, heißt es von Uber. Entsprechend erhöhte Preise werden in der App auch solche markiert. Die Erhöhungen sind dabei dynamisch – innerhalb einer halben Stunde kann sich der Preis je nach Nachfrage drastisch verändern. Uber fasst es auf seiner Website knallhart zusammen: „Fahrgäste zahlen mehr oder warten.“
Dynamische Preisanpassung bei Uber
Aufgrund der variablen Dynamik bei der Preisanpassung gibt es keinen festen Multiplikator, der exakt voraussagen kann, um wie viel Prozent die Uber-Preise in welcher Situation ansteigen. Das unterscheidet sich je nach Verkehrssituation und variiert auch je nach Stadt oder Stadtgebiet. Während im einen Stadtteil also die Preise in die Höhe schießen, könnte nach 10 Minuten Fußweg eine Uber-Bestellung in einem anderen Stadtteil womöglich direkt billiger sein.
Mit derartigen Rechenspielereien wollten wir uns jedoch nicht herumschlagen. Wir teilten die 130 Euro Uber-Kosten auf uns vier Fahrgäste auf – 32,50 Euro pro Nase machte den Braten nach einem sowieso schon kostspieligen Wasen-Abend auch nicht mehr fett. Doch beim nächsten Mal werden wir uns sicherlich genau überlegen, wann wir wo am kostengünstigsten eine Uber-Fahrt buchen.




