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Ausverkauftes „Rock Hard“-Festival feiert mit Testament und Pyro

Ausverkauftes „Rock Hard“ feiert mit Testament und Pyro

Erstmals in der zwölfjährigen Historie war das „Rock Hard“-Festival in Gelsenkirchen ausverkauft. 7000 Besucher kamen ins Amphitheater um 20 Bands – darunter die Headliner Testament – zu sehen und zu hören. Beinahe im Sekundentakt flogen die Crowdsurfer in Richtung Bühnengraben.

Gelsenkirchen. 

„Wir sind vermutlich die unmetallischste Metal-Band der Welt“, befindet „Sacred Reich“-Frontmann Phil Rind. „Wir sehen nicht gut aus, tragen hässliche Klamotten und einige von uns sind dazu noch ziemlich fett.“ Naja, dafür hat der Vierer aus Arizona beim Rock Hard Festival in Gelsenkirchen aber ganz schön abgeräumt. Dicht drängten sich am Samstagabend die Fans im Innenraum des Amphitheaters, beinahe im Sekundentakt flogen die Crowdsurfer in Richtung Bühnengraben und nach dem finalen „Surf Nicaragua“ gab’s auch von den Rängen stehende Ovationen.

Überhaupt wurden die meisten der über 20 Bands, die sich am vergangenen Wochenende am Rhein-Herne-Kanal die Gitarren in die Hand gaben, von den rund 7000 Zuschauern standesgemäß abgefeiert – unabhängig von Stilrichtung, Prominenz und Spielzeit. Schon zum Auftakt am Freitagnachmittag packten die Thrasher Nocturnal um die reichlich guttural grunzende Sängerin mit dem charmanten Künstlernamen „Tyrannizer“ die ganz grobe Abrissbirne aus und sorgten für manchen ausgerenkten Nacken. Und zum großen Finale mit Testament waren nicht nur die Pyro-Techniker im wahrsten Sinne Feuer und Flamme.

Abwechslungsreiches Metall-Paket bei Rock Hard

Wenngleich das Hauptaugenmerk auf harten bis ganz harten Klängen lag, hatten die Veranstalter ausgesprochen abwechslungsreiches Metallpaket geschnürt. Von Blues Rock (mitreißend wie einfühlsam dargeboten von den aufstrebenden Newcomern Blues Pills), über Hard Rock (Dead Lord oder Tesla), traditionellen Metal aus der Ursuppe der Szene (Screamer, Pretty Maids) und derbes Geknüppel (Obituary, Decapitated) bis hin zu experimentellen Klängen, für die unter anderem die Israelis Orphaned Land oder die stilistisch gar nicht zu fassenden Apokalyptischen Reiter verantwortlich zeichneten, war für praktisch jeden Geschmack etwas dabei.

Dass man es dabei nicht jedem recht machen kann, liegt auf der Hand. So unterstellte ein Fan, „dass jeder, der den Reitern etwas abgewinnen kann, auch bei Riverdance headbangt“, während sich ein Anderer bei den reichlich dröhnenden Solstafir wunderte, „ob die einen oder zwei Songs gespielt haben“.

Auf dem Zeltplatz wurde rund um die Uhr gefeiert

Sei’s drum, sollte die Beschallung nicht gefallen, zog man halt Richtung Zeltplatz, wo die Party praktisch 24 Stunden lang nicht zum erliegen kam. Dafür wurden nicht nur die Festival-Grundnahrungsmittel Nackensteak, Dosen-Tortellini und Pils-Bräu in unverhältnismäßig großen Mengen auf die Wiesen des Nordsternparks gekarrt, sondern auch Stereoanlagen, deren Leistung zur Beschallung eines eigenen Festivals durchaus ausgereicht hätten. „Das ist einfach das beste Festival der Welt“, urteilt ein Kuttenträger, während er dem 30-Liter-Fass die letzten Tropfen Gerstenschale entlockt. „Es ist nicht zu groß, top organisiert, und die Location ist einfach der Hammer.“

Auch deshalb vermeldeten die Veranstalter am Sonntagabend auch, dass das Festival zum ersten Mal in der zwölfjährigen Geschichte ausverkauft war – und das, obwohl nicht mal einen Monat vor Pfingsten der Headliner Megadeth abgesagt hatten. Im nächsten Jahr soll’s – wen wundert’s?! – selbstverständlich weitergehen. Und der erste Act steht auch schon fest: Mit Overkill haben die Rock-Hardler ein paar Urgesteine verpflichtet, die auch schon mehrfach im Amphitheater gastierten.