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Unmut beim WDR über designierte Radio-Chefin Valerie Weber

Unmut beim WDR über designierte Radio-Chefin Valerie Weber

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Foto: WDR/Herby Sachs
Selten hat eine Personalie für so viel Empörung gesorgt wie Tom Buhrows Plan, Valerie Weber zur Hörfunk-Chefin zu machen. Grund: Weber steht bei Antenne Bayern für Dudelfunk mit dünnen Witzchen und Gewinnspielen. Taugt die Privatfunk-Erfolgsformel auch beim WDR?

Köln. 

Beim WDR gärt es. Für Unmut bei weiten Teilen der Mitarbeiter sorgt eine Personalie. Nach dem Willen von Intendant Tom Buhrow soll Valerie Weber (47) von Antenne Bayern neue Hörfunk-Chefin werden. Ihr Markenzeichen sind Gewinnspiele.

Am Freitag entscheidet der Rundfunkrat. Neben Weber steht WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn (49) zur Wahl. Er soll TV-Chef der größten ARD-Anstalt werden. Im April scheiden Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff (60) und Hörfunk-Chef Wolfgang Schmitz (65) aus.

Buhrow bezeichnet die beiden designierten Nachfolger als „Wunschkandidaten“. Schönenborn sei „ein großartiger Journalist und Programmmanager“, Weber sei „eine der erfolgreichsten Radiofrauen in Deutschland“ sowie eine „leidenschaftliche und analytische Strategin“.

Eng auf Werbepartner abgestimmte Gewinnspiele

Webers Erfolg bei Antenne Bayern ist unbestritten. Der Münchner Privatsender wuchs mit 1,29 Millionen Hörern pro Stunde zur stärksten deutschen Einzelwelle. Die Radiomanagerin steht für konsequenten Kommerzfunk. Dazu gehören ungezählte eng auf Werbepartner abgestimmte Gewinnspiele. So erklärte Weber bei einer Fachtagung unverblümt: „Es ist enorm wichtig, dass wir die Menschen zum Spielen bringen, denn das erlaubt ihnen das Abtauchen in eine Scheinwelt, um den Problemen des Alltags zu entfliehen.“

Was Weber unter öffentlich-rechtlichem Rundfunk versteht, bleibt vorerst ungeklärt. Auf Anfrage dieser Zeitung mochte sie sich nicht äußern.

WDR-Verwaltungsrat Michael Kroemer übt offen Kritik

Offen bleibt auch die Frage, warum für den WDR-Hörfunk jemand von außen geholt werden muss. Als designierter Nachfolger von Wolfgang Schmitz galt 1Live-Chef Jochen Rausch (56). Die erfolgreichste WDR-Welle (1,1 Millionen Hörer pro Stunde) punktet da, wo sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk schwer tut: bei den Jungen. Deshalb gab Rausch TV-Kollegen erst kürzlich Tipps.

Der erfahrene und bisher stets loyale WDR-Verwaltungsrat Michael Kroemer sieht Buhrows Vorschlag als verfehlte Politik der Frauenförderung, „die bei der anstehenden Personalentscheidung den erfolgreichsten öffentlich-rechtlichen Radiomacher zum Kollateralschaden verkommen lässt“.

Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi meinte auf Anfrage lediglich: „Es ist der Vorschlag des Intendanten!“