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Sex-Skandal in Frankreichs besten Kreisen

Sex-Skandal in Frankreichs besten Kreisen

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Foto: AP
Ein Sex-Skandal erschüttert die französische Stadt Lille. Das dortige Nobelhotel „Carlton“ soll die Zentrale eines Luxusbordell-Ringes sein. Männer der besseren Gesellschaft sollen sich hier haben verwöhnen lassen. Auch der Name Dominique Strauss-Kahn fiel.

Lille. 

Das „Carlton“ in Lille zählt zu den ganz exklusiven Adressen der nordfranzösischen Metropole. Es ist ein Luxushotel, in dem die Nacht in der besonders komfortablen „Kuppel-Suite“ 1280 Euro kostet. Eine Nobelherberge, in der die Gäste verwöhnt werden. Eine sinnenfrohe männliche Kundschaft offenbar auch von Edel-Prostituierten. Die Polizei hat den Verdacht, dass sich hinter der prachtvollen Belle-Epoque-Fassade des „Carlton“ die Zentrale eines weitverzweigten Luxusbordell-Ringes verbirgt.

Die Anschuldigungen gegen die mutmaßlichen Drahtzieher wiegen so schwer, dass die Ermittler vorsorglich alle drei Männer festnahmen – den Besitzer der Nobelherberge, seinen Direktor und den PR-Chef. Dem Trio wird „bandenmäßige Zuhälterei“, Geldwäsche und andere Verfehlungen zur Last gelegt.

Bekannter Baulöwe in Lille festgenommen

Zuhälterei und Bordelle sind in Frankreich verboten. Schon seit Anfang Oktober erschüttert die „Carlton-Affäre“ die Stadt Lille. Dass im Fokus fast ausschließlich Mitglieder der feinen Gesellschaft der Stadt stehen, macht die Angelegenheit umso pikanter. So laufen Ermittlungsverfahren auch gegen einen namhaften Rechtsanwalt, einen hochrangigen Polizeikommissar und vier weitere Polizisten, zwei von ihnen sind schon im Ruhestand.

Am vergangenen Freitag wurde dann noch ein bekannter Baulöwe der Stadt festgenommen. Der soll zusammen mit der in Belgien bekannten Rotlicht-Größe „Dodo la Saumure“ als Mittelsmann für die Rekrutierung der Prostituierten zuständig gewesen sein. „Dodo“ herrscht im belgischen Grenzgebiet offenbar über ein Imperium aus Nachtclubs und Massagesalons, in denen über 100 junge Frauen aus Angola, Madagaskar, Algerien, Brasilien und Frankreich dem horizontalen Gewerbe nachgehen.

Der PR-Chef des „Carlton“, ein 70-jähriger Lebemann, der im Ruf steht, in Lille der schillernde „König der Nacht“ zu sein, fungierte in dem grenzüberschreitenden Netzwerk offenbar als Scharnier. Ihm oblag es, ausgewählte Prostituierte in luxuriösen Hotels bei reichlich fließendem Champagner mit einer gut betuchten Kundschaft zu diskreten Sex-Partys – sogenannten „parties fines“ – zusammen zu bringen.

Die Justiz hat in Lille nicht nur das „Carlton“ im Visier, sondern auch zwei weitere Nobelhotels, die beide ebenfalls dem „Carlton“-Direktor gehören sollen. Die in Lille erscheinende Zeitung „La Voix du Nord“ („Die Stimme des Nordens“) berichtete auf ihrer Internetseite, dass die drei Hotels wegen des Zuhälterei-Verdachts auf Veranlassung der Justiz von diesem Montag an für drei Monate den Betrieb einstellen müssten. Über 100 Angestellte haben keine Arbeit mehr.

Besonders delikat wird die „Carlton-Affäre“ dadurch, dass sie inzwischen auch Paris erreicht hat. Fast alle französischen Zeitungen erwähnen einen anonymen Politiker, der ebenfalls zu den Kunden des illegalen Edelbordell-Rings aus Lille gehören soll.

900 Euro für Liebesdienst

Das auf spektakuläre Enthüllungen spezialisierte Magazin „Closer“ nennt Ross und Reiter. Es soll sich um Dominique Strauss-Kahn handeln, den ehemaligen IWF-Chef und abgestürzten Hoffnungsträger der französischen Sozialisten. „Closer“ zufolge sollen Prostituierte den Namen des Politikers in den Vernehmungen zu Protokoll gegeben haben. Von einer Nacht mit vier Frauen in einem Pariser Luxushotel an den „Grands Boulevards“ ist die Rede und einer Party in einem Appartement mit Swimmingpool.

Eine der Prostituierten berichtete, dass der festgenommene Baulöwe sie und drei weitere Frauen im Frühling 2010 von Lille nach Paris im Zug begleitet und zum Hotel gebracht habe. Den Lohn für ihren Liebesdienst hat die Zeugin mit 900 Euro beziffert. „Ich hatte keine Arbeit, ich brauchte Geld“, zitiert „le- point.fr“ die 36-jährige Frau.