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Kirche macht Gott zum „Es“ – Gender-Irrsinn oder sinnvolle Änderung?

Kirche macht Gott zum „Es“ – Gender-Irrsinn oder sinnvolle Änderung?

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Kirche macht Gott zum „Es“ – Gender-Irrsinn oder sinnvolle Änderung?

Kirche macht Gott zum „Es“ – Gender-Irrsinn oder sinnvolle Änderung?

500 Jahre Reformation - Das muss man jetzt wissen

Reformation startet: 1517 schlug die Geburtsstunde des Protestantismus. Damals veröffentlichte Martin Luther seine berühmten 95 Thesen.

  • Die schwedischen Protestanten machen Gott in ihren Gottesdiensten zum „Es“
  • Die Entscheidung für geschlechtsneutrale Bezeichnungen sorgt für Kritik – auch hierzulande
  • Dabei ist die Diskussion um diese Frage uralt

Uppsala. 

Die protestantische Kirche in Schweden hat im vergangenen November beschlossen: Gott hat kein Geschlecht! Fortan sollen Geistliche im Gottesdienst geschlechtsneutrale Begriffe verwenden, wenn sie von Gott sprechen. Nur das Vaterunser bleibe.

Für die Entscheidung im schwedischen Uppsala hagelte es Kritik, wie die britische „Daily Mail“ berichtete. Ist das alles ein großer Irrsinn oder eine längst fällige Änderung?

Erneuerung von Gottesdiensten

Der Beschluss, in Gottesdiensten auf Begriffe wie „Herr“ oder „Er“ zu verzichten und dafür das neutralere „Gott“ zu verwenden, wurde von der evangelisch-lutheranischen Kirche während einer Tagung zur Erneuerung eines Handbuchs zur Gottesdienstgestaltung getroffen.

Pfingsten, im kommenden Mai also, soll die Regelung endgültig in Kraft treten.

„Gott ist kein Mensch“

Antje Jackélen, die erste weibliche Erzbischöfin der schwedischen Protestanten, sagte „Daily Mail“: „Theologisch wissen wir, dass Gott jenseits unserer Geschlechtsbestimmung ist. Gott ist kein Mensch.“

Die Idee für eine inklusive Sprache in Gottesdiensten existiere bereits seit Einführung des Handbuches im Jahr 1986.

Kritik von vielen Seiten

Christer Pahlmblad von Schwedens Lund Universität kritisierte die Entscheidung in einer christlichen dänischen Zeitung und meinte, diese „unterminiere die Doktrin der Dreieinigkeit und damit die Gemeinschaft mit anderen christlichen Kirchen.“

Die deutschen „Katholischen Nachrichten“ bezeichneten den Beschluss als „Gender-Irrsinn“.

Diskussion in Deutschland

Auch hierzulande gibt es immer wieder Diskussionen über eine inklusive Sprache in der Bibel. Die ehemalige Familienministerin Kristina Schröder sorgte 2012 mit ihrer Aussage für Aufsehen, der Artikel „der“ hätte nichts zu sagen. „Man könnte auch sagen: das liebe Gott“.

Mit dem Projekt „Bibel in gerechter Sprache“ wurde vor einigen Jahren versucht, eine Bibelübersetzung zu liefern, die von Gott gleichermaßen weiblich und männlich spricht. Trotz einzelner Unterstützung überwog laut „Süddeutscher Zeitung“ auch bei diesem Projekt die Kritik.

Weibliche Gottesbilder

Feministische Theologinnen wie Mary Daly verweisen seit Jahrzehnten auf weibliche Gottesbilder in der Bibel. Sie argumentierte bereits 1973: „So lange Gott ein Mann ist, ist das Männliche Gott.“

Ob Gott als Neutrum in Gottesdiensten tatsächlich helfen wird, den Vaterbegriff in der Bibel zu reflektieren und das Weibliche im Christentum sinnvoll zu überdenken, ist noch lange nicht geklärt. Dennoch ist die Entscheidung ein Anstoß.

Was meint ihr? Ist die Rede von Gott als „Es“ totaler Schwachsinn oder eine längst fällige Änderung?

(alka)