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Schmuggel illegaler China-Böller wächst rasant – Zoll warnt

Schmuggel illegaler China-Böller wächst rasant – Zoll warnt

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ARCHIV - Hauptkommissar Axel Brehm vom Landeskriminalamt (LKA) Sachsen zeigt am 22.12.2014 auf einem Parkplatz des LKA in Dresden (Sachsen) Pyrotechnik-Artikel, die in Deutschland nicht zugelassen sind. Die Zöllner an der brandenburgisch-polnischen Grenze rechnen für dieses Jahr mit einem Rekord beim Fund illegaler Pyrotechnik. (zu dpa „Zoll: Immer mehr Profiböller in Laienhänden“ vom 14.12.2016) Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: dpa
Von Jahr zu Jahr werden mehr illegale Böller und Raketen eingeschmuggelt. Manche Fabrikate können sogar Autos zu Totalschäden machen.

Bonn. 

Der Zoll beschlagnahmt in Deutschland immer mehr verbotene Böller und Raketen. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 151.000 große Feuerwerkskörper sowie 1,85 Tonnen kleinteiliges Feuerwerk – wie zum Beispiel einzelne Böller – sichergestellt, wie Zollsprecher Jürgen Wamser der Deutschen Presse-Agentur sagte. 2013 lagen diese Zahlen noch bei 93.000 Stück und 660 Kilogramm.

Und der Trend setzt sich fort. „Für 2016 zeichnet sich eine deutlich steigende Tendenz ab“, sagte Wamser. Eine absolute Zahl in Tonnen der größeren Pyrotechnik werde statistisch beim Zoll auf Bundesebene nicht erfasst. Kleinere hingegen werden in Tonnen erfasst, weil der Zählaufwand hierfür zu groß wäre.

Fünf Tonnen illegale Pyrotechnik auf einem Lkw

Einer der größten Funde gelang dem Zoll Ende November an der deutsch-polnischen Grenze bei Forst in Brandenburg. Ein Lastwagen wurde mit fünf Tonnen illegaler Pyrotechnik auf dem Weg nach Belgien gestoppt. Dabei war der Laster weder speziell für solche Transporte gesichert, noch verfügte der Fahrer über eine Sicherheitslizenz.

Vermehrt seien in letzter Zeit derart große Ladungen gestoppt worden, erklärte die Sprecherin des Hauptzollamts Frankfurt an der Oder, Astrid Pinz. Das sei besorgniserregend, weil so ein Laster ein echter Gefahrguttransport mit jeder Menge Sprengstoff an Bord sei.

Niemand weiß, was die Böller aus China enthalten

Das illegale Feuerwerk, das meist aus China stammt, erreicht Deutschland meist über Polen oder Tschechien. Organisierte Kriminelle setzten zuletzt aber auch vermehrt auch auf den Internethandel, erklärte Zollsprecher Andre Lenz. Über die Zusammenarbeit mit Postfirmen sei die Zollfahndung auch an diesem Phänomen dran. Schwieriger sei es hingegen, kleine Internet-Bestellungen von Privatleuten im EU-Ausland zu verhindern.

Auch der kleine Grenzverkehr beispielsweise über die Oder macht dem Zoll zu schaffen. Vielen Käufern sei beim Einkauf egal, wie brandgefährlich die Böller seien. Niemand wisse bei den chinesischen Fabrikationen genau, wie viel Schwarzpulver und andere Chemikalien in den Knallern enthalten seien.

„Rohrbomben“ mit bis zu 20 Kilo Sprengstoff

Die Bundesanstalt für Materialforschung warnt: „Diese Pyrotechnikartikel können zu erheblichen Verletzungen führen.“ Geprüftes Feuerwerk erkenne man an der Registriernummer und dem CE-Zeichen.

Dieses Sicherheitsprüfzeichen allein schütze aber nicht vor bösen Überraschungen, erklärte der Frankfurter Zöllner Siegmund Poloczek. Auf den polnischen Märkten seien auch Profiböller der Klasse 3 und 4 zu haben, die in Deutschland nur für ausgebildete Pyrotechniker zugelassen sind. Mit „Rohrbomben“ und Knaller-Batterien, die es locker auf 20 Kilo bringen können, können ganze Autos in die Luft gejagt werden.

Schmugglern drohen bis zu drei Jahre Haft

Schwerste Verletzungen seien bei Laien nicht auszuschließen, weil diese Böller normalerweise mit einem elektrischen Signal über eine Zündschnur aus einer sicheren Entfernung gezündet werden. Will jemand mit einem Feuerzeug so einen Profiböller zünden, explodiert der sofort.

Übrigens: Das Einschmuggeln von illegalen Feuerwerks- und Knallkörpern ist kein Kavaliersdelikt und wird hart bestraft. So sind nach dem Sprengstoffrecht bis zu drei Jahre Gefängnis möglich. Außerdem müssen Schmuggler für die fachgerechte Entsorgung durch Sprengstoffexperten aufkommen, so Wamser. (dpa)