Dieser „Tatort“ war spannend wie schon lange nicht mehr. Und das, obwohl der Mörder schon längst tot war. Es war der erste Fall des neuen Teams aus Frankfurt, bestehend aus Hamza Kulina (gespielt von Edin Hasanović) und Maryam Azadi (gespielt von Melika Foroutan). Sie – introvertierte und bei der Chefin in Ungnade gefallene Leiterin der „Abteilung für Altfälle“. Er – Hauptkommissar, und von selbiger Chefin als Spitzel eingesetzt. Eine denkbar schlechte Kombi. Doch es funktioniert.
Der Fall – angelehnt an eine reale Begebenheit. Zwischen 1971 und 2004 ermordete Manfred Seel mindestens fünf Frauen, ging als der „Hessen-Ripper“ in die deutsche Kriminalgeschichte ein. Spannend: Im „Tatort“ wie im echten Leben wurde Seel erst nach seinem Ableben überführt. Seine Tochter fand beim Ausräumen einer Garage Fässer mit Leichenteilen.
Der erste Fall des neuen „Tatort“-Teams aus Frankfurt
Für Kulina und Azadi wird im „Tatort“ schnell klar, bei dem Verstorbenen muss es um den bis dato unbekannten Mörder handeln. Nun gilt es, den Fall restlos aufzuklären. Ein Wettlauf gegen die Zeit, soll doch schon in drei Tagen eine Pressekonferenz geben, die Hinterbliebenen müssen schnellstmöglich erfahren, dass der Mörder gefunden wurde. Und dann ist da ja immer noch der Fall eines ermordeten Jungen, der jedoch mit zwei Männern gesehen wurde.
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Es ist berührend und gleichzeitig erschreckend zu sehen, wie tief sich Hamza Kulina in die Fälle eingräbt. Auch, weil sie ihn an seine eigene, traurige Geschichte erinnern. In einer bewegenden Szene erzählt der, von Edin Hasanović gespielte Hauptkommissar von dem Grauen von Srebrenica. Dem Massaker von Srebrenica, bei dem er seinen Bruder und seine Mutter ihren Sohn verloren. Ihnen blieb nur seine Uhr, gefunden in einem Massengrab.
Es ist eine Szene, in der mir beinahe die Tränen kommen. So intensiv, so echt spielt Hasanović seine Rolle. Es war ein brillanter Auftakt des neuen Teams Frankfurt. Ein Film, der mit Sicherheit zu den besten „Tatort“-Episoden der vergangenen Jahre gezählt werden kann. Auch, weil er weniger den Mörder an sich beleuchtet, als diejenigen, die mit der Ungewissheit leben müssen, diejenigen, die auch nach Jahren nicht wussten, wer ihren Liebsten diese Gräueltaten angetan hat. Ein ARD-„Tatort“ aus der Sicht der Opfer.




