Als „Tatort“-Kommissarin kennt man Andrea Sawatzki als starke, kluge Ermittlerin, doch hinter ihrer ruhigen Fassade verbirgt sich eine bewegende Lebensgeschichte. In einem Interview mit der „Zeit“ hat die Schauspielerin nun offen über ihre Kindheit gesprochen. Genauer gesagt über Gewalt, Angst und den Moment, in dem sie als Zwölfjährige ihren Vater am liebsten umgebracht hätte!
Schon mit acht Jahren musste „Tatort“-Bekanntheit Andrea Sawatzki Verantwortung übernehmen, die kein Kind tragen sollte. Ihr Vater litt an Demenz, und sie kümmerte sich um ihn – bis die Situation eskalierte. „In den Jahren, als ich ihn pflegen musste, war da irgendwann nur noch Angst und Widerwille. Und auch Hass“, erzählt sie. Erst viele Jahre später fand sie die Kraft, öffentlich über diese dunkle Zeit zu sprechen.
„Tatort“-Star spricht über Gewalt, Angst und Schuldgefühle
Besonders ein Gewaltausbruch ihres Vaters habe sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt: Er habe sie festgehalten und mit seinem Ehering ins Gesicht geschlagen, bis sie blutete. „Es hat furchtbar geblutet“, erinnert sich die Schauspielerin. Statt Trauer habe sie nach seinem Tod im Jahr 1978 Erleichterung empfunden – ein Gefühl, das sie lange nicht verstand und das sie mit Schuldgefühlen quälte. „Wenn das Hass war, was ich empfand, dann habe ich meinen Vater unermesslich gehasst“, sagt sie rückblickend.
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Mit 16 Jahren verließ der „Tatort“-Star sein Elternhaus. Sie brach die Schule ab, jobbte in München und suchte nach einem eigenen Leben – fernab von der Vergangenheit. Doch die Angst blieb. „Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht lieben kann“, gesteht die Schauspielerin. Selbst eine eigene Familie zu gründen, erschien ihr damals völlig undenkbar.
Andrea Sawatzki findet Frieden durch Familie
Erst durch ihren Partner, den Schauspieler Christian Berkel, und ihre beiden Söhne fand Andrea Sawatzki langsam zu sich selbst. „Ohne meine Kinder wäre ich nicht imstande gewesen, mich in meine Kindheit zurückzuversetzen und die Geister der Vergangenheit hervorzuholen“, erklärt sie. Heute sieht sie ihre Familie als sicheren Hafen – als den Ort, an dem Heilung möglich wurde.
Auch die Schauspielerei, insbesondere ihre Rolle im „Tatort“, half ihr, ihre Emotionen zu verarbeiten. In ihren Figuren konnte Andrea Sawatzki Stärke zeigen, die sie sich selbst lange nicht zutraute. Die „Tatort“-Bekanntheit hat gelernt, die Vergangenheit nicht länger zu verdrängen, sondern anzunehmen. Das berichtet sie auch gegenüber „Zeit„.
„Ein zwölfjähriges Kind will seinen Vater umbringen“, sagt sie heute. „Aber es ist mir gelungen, die kleine Andrea in den Arm zu nehmen und ihr zu sagen: Du bist nicht so schlimm, wie du denkst.“ Ein Satz, der zeigt, wie viel Mut hinter der „Tatort“-Kommissarin steckt – und das auch sie inzwischen ihren eigenen Frieden gefunden hat.



