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Max Mutzke über Stefan Raab: „Er ist der Kochlehrer“

Max Mutzke im Interview. Ein Gespräch über seine Tournee, seinen Mentor Stefan Raab und Ex-Bundeskanzler Olaf Scholz.

© IMAGO/Stefan Schmidbauer

ESC: Diese Teilnehmer schickte Deutschland ins Rennen

Sie standen bereits für Deutschland auf der Bühne.

Über zwanzig Jahre ist es nun bereits her. Begab es sich doch im Jahre 2004, dass ein junger Mann die Bühne des ESC in Istanbul betrat und für Deutschland mit einem bärenstarken achten Platz abschloss. Die Rede ist natürlich von Max Mutzke.

Mit dem ESC ist der heute 44-Jährige noch immer stark verbunden, half er doch in diesem Jahr doch gar bei der Suche nach Deutschlands Act. Doch Max Mutzke ist viel mehr. Er ist Autor, Songwriter, und natürlich Musiker. Und als dieser geht er ab dem ersten Oktober mit der SWR Big Band auf große „Soul viel mehr“-Tour. Wir haben mit Max über seine Tour, Stefan Raab und sogar Olaf Scholz gesprochen.

Du bist ab Oktober fast zwei Monate durchgehend mit der SWR Big Band auf Tour. Ist das so ein bisschen wie ein Ausflug mit einem Fußball-Club?

(lacht) Es ist ähnlich. Es gibt auch den Bus, in dem der ganze Verein sitzt, es gibt ein Ziel, das wir gemeinsam erreichen wollen. Wir entwerfen auch eine Taktik, die uns 35 Shows gut spielen lässt. Es ist ein großer Unterschied, ob ich die Jungs einmal treffe und eine Show spiele, oder ob wir wirklich zwei Monate gemeinsam unterwegs sind.

Was ist anders?

Bei einer so langen Tour musst du vom ersten Tag an achtsam miteinander umgehen. Du musst ein Gespür für die Stimmung haben. Manche bilden Grüppchen, manche wollen lieber ganz für sich sein. Das muss man im Auge haben. Und ein wichtiger Punkt ist auch die Gesundheit. Wir touren im Herbst, in der kalten Jahreszeit. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand krank wird, ist groß. Darum reise ich beispielsweise auch immer allein mit dem Auto. Ich bin zwar sehr selten krank, aber wenn der Saxophonist ausfällt, ist das schon saublöd, man könnte aber im Zweifelsfall einen Ersatz finden. Wenn ich ausfalle, kannst du nicht weitermachen.

Bleiben wir mal bei der Fußball-Metapher. Wenn du dich und die Big Band als Team siehst, welche Position bekleidest du?

Auf der einen Seite bin ich der aggressive Stürmer, der die Band nach vorne treiben will. Ich will aus allem, was mir die Band vorlegt, ein Tor machen. Du musst aber auch im Mittelfeld spielen können, weil du die Dramaturgie in der Hand halten musst. Die Leute sollen nicht nach dem dritten Song denken, dass das schon das Highlight war. Sie sollen sagen: Am Anfang war es krass, und am Ende war es noch viel krasser.


Max Mutzke auf großer „Soul viel mehr“-Tour:

  • Die Tour startet am 1. Oktober 2025 in Ingolstadt
  • Unter anderem wird Mutzke auch in Berlin, Köln, Hamburg, Bochum, Duisburg und Mönchengladbach auftreten
  • Alle Tour-Termine und Infos zu Tickets findest du unter www.maxmutzke.de

Wie kann ich mir eure Konzerte vorstellen?

Du darfst dir die Shows nicht wie typische Big-Band-Konzerte vorstellen, die in der Mitte eine Pause haben, und in der die Zuschauerinnen und Zuschauer Prosecco trinken. Das wird wirklich eine krass inszenierte Show. Wir haben auch keinen Dirigenten, weil wir mittlerweile so aufeinander abgestimmt sind, dass kleine Zeichen ausreichen. Dazu haben wir noch die Sugardaddys dabei, zwei ganz begnadete Sänger. Und auch Rhani Krija. Rhani ist seit 25 Jahren der Perkussionist von Sting. Ein echter Weltstar.

Was liegt dir mehr: Der Big-Band-Max oder der Solo-Max?

Das ist eine gute Frage. Es gibt mich in so vielen Formen und Farben. Ich werde beispielsweise mit meinem neuen Kinderbuch wieder auf Lesetour gehen, dazu kommt natürlich noch die Musik. Ich vergleiche das gerne mit Essen. Ich mag zum Beispiel sehr gerne Pizza Margherita. Wenn ich die aber drei Tage hintereinander esse, freue ich am vierten Tag auch auf etwas anderes. Wir leben zum Glück in einem Land, in dem das so schön normal ist, dass wir alles bekommen, was wir wollen. Ob es jetzt Essen oder Musik ist. Ich möchte nicht jeden Tag dasselbe essen müssen, sondern ich freue mich, wenn ich etwas Neues ausprobieren kann. Es ist ein riesiges Privileg, dass diese Vielfalt noch von den meisten Menschen gesehen und wertgeschätzt wird. Leider gibt es in diesen Zeiten immer mehr Kräfte, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, die Diversität ablehnen, und Vielfalt einschränken wollen.

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Du sprichst den Aufstieg der Rechten an. Wo steuern wir hin?

Das ist eine Frage, die mich zerreißt. Auf der einen Seite bin ich ein unverbesserlicher Optimist, der glaubt, dass alles schon nicht so schlimm wird. Wenn ich ehrlich bin, habe ich das aber auch gesagt, als Trump das zweite Mal Präsident wurde. Heute sehen wir, dass es doch viel schlimmer geworden ist. Dazu kommt, man kann das Last oder Privileg nennen, dass ich viele Menschen aus der Politik kenne. Ich bin mit Annalena Baerbock sehr eng befreundet. Vor Kurzem habe ich durch Zufall bei einem Konzert Olaf Scholz kennengelernt. Dann ist man leider sehr nah an der nackten Wahrheit. Du hörst Dinge, bei denen du eigentlich sagen willst: Ich will das gar nicht hören. Ich will in meinem Herzen noch sagen können: Es wird alles besser.

Was ich aber auf jeden Fall weiß, ist, dass wir, auch wenn wir uns manchmal machtlos fühlen, einen Wirkungskreis haben. Sei es die Familie, Freunde, Kolleginnen und Kollegen. Und in diesem Wirkungskreis müssen wir die Verantwortung annehmen, die wir haben. Wir müssen die Vielfältigkeit feiern und die Toleranz hochleben lassen.

Was fragt man Olaf Scholz, wenn er einem privat gegenübersitzt?

Ich habe ihn gefragt, wie es sich anfühlt, wenn man jetzt nur noch an der Seitenlinie sitzt. Wenn man vier Jahre im Amt war, die allermeisten Menschen kennenlernen durfte, die heute für die Krisen zuständig sind, und man nicht mehr eingreifen kann.

Was hat er geantwortet?

Er hat gesagt, es fühlt sich nicht gut an. Er glaubt aber, dass das, was wir uns gerade so destruktiv ausmalen, nicht in dem Maße kommen wird. Die Menschen, die wir für die Kriege, Konflikte und Systemwechsel verantwortlich machen, werden damit nicht durchkommen. Das wird bei unserer aufgeklärten Welt nicht klappen. Ich fand das sehr schön. Da ist auch wieder viel Optimismus dabei, auch viel Wunsch, es ist aber eine schöne Meinung.

Ich würde gerne noch einmal zu deiner Speise-Metapher zurückkommen. Mit welchem Essen würdest du die Zusammenarbeit mit Stefan Raab vergleichen?

(lacht). Das ist schwierig. Ich würde eher sagen, er ist der Kochlehrer. Aber nicht der erste Kochlehrer aus dem Hauswirtschaftsunterricht, sondern einer der späteren, der dir das Kochen viel intensiver und tiefer beibringt. Ich würde Stefan als jemanden sehen, der mir als Mentor in ganz vielen Momenten mit viel Leidenschaft und Freude das Kochen noch einmal neu beigebracht hat. Ich meine das aber nicht so, dass er mir Musik beigebracht hat. Ich glaube, in der Musikalität war ich in der Zeit schon ein erfahrener Mensch. Aber in allem drumherum. Er hat mir verraten, wie ich Fettnäpfchen vermeide. Hat mir deutlich gemacht, dass ich mein Privatleben raushalten sollte. Ganz viele wertvolle Dinge, für die ich ihm heute noch dankbar bin.

Es war damals einfach so, dass er mit mir glücklicherweise kein Geld verdienen musste. Stefan hat mich im Zweifel lieber irgendwo nicht hingeschickt.



Wie meinst du das?

Stefan hat mir damals gesagt, dass ich im ersten Jahr sehr viel Geld verdienen könne, wenn ich wollen würde, aber dann vielleicht auch nur dieses und eventuell noch das nächste Jahr. Er hat mir aber auch die andere Option gezeigt. Und zwar, dass ich vielleicht im ersten Jahr nicht so viel Geld verdiene, dafür aber die nächsten zwanzig Jahre von der Musik leben könne. Und das Argument hat mir vollkommen ausgereicht, dass ich sage, ich spiele nicht schnell für 4.000 oder 5.000 Euro bei Firma XY, sondern mache es richtig. Auch wenn es sehr schwer war, als Schüler, der vorher für ein paar Euro arbeiten gegangen ist, plötzlich vierstellige Beträge abzulehnen (lacht).