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Pepsi oder Sheriff – bei Vornamen ist fast alles erlaubt

Pepsi oder Sheriff – bei Vornamen ist fast alles erlaubt

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Foto: Thinkstock
Ungewöhnliche Vornamen liegen im Trend. Standesbeamte und Gerichte haben sich darauf eingestellt – und winken heute viel mehr Namen durch als früher. Doch Eltern sollten das Wohl des Kindes nicht aus dem Auge verlieren, mahnen Experten.

Essen. 

Bei Imperial-Purity wird es wohl etwas länger dauern, bis ihr Name der Oma oder dem Babysitter leicht über die Lippen geht. Auch lautes Rufen im Supermarkt könnte vielleicht zum ein oder anderen irritierten Blick führen. Das dürfte auch bei Courage und Sheriff oder bei Jaygina-Eilyn und Anakin nicht anders sein. Auch wenn Letzterer zumindest den Star-Wars-Fans bekannt sein müsste.

Es ist nur eine kleine Auswahl der ausgefallensten Namen, die Eltern allein in Essen ihrem Nachwuchs 2013 gegeben haben. Dabei sind der Phantasie offenbar kaum noch Grenzen gesetzt. „Wir beobachten einen Trend zu immer exotischeren Namen“, bestätigt Jürgen Rast, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Standesbeamten.

Standesbeamte sind liberaler geworden

Ein Trend, dem sich die Behörden nicht verschließen wollen. Bei der Genehmigung von Vornamen seien die Standesbeamten zunehmend liberaler geworden, sagt Rast. Auch viele Richter, die in Zweifelsfällen entscheiden müssen, winken die ungewöhnlichen Vornamen häufig durch. „Mittlerweile ist fast alles möglich“, sagt Rast. „Der Elternwille steht im Vordergrund.“ In den 80ern sorgte der Fall „Pumuckl“ noch für Schlagzeilen. Zu dieser Zeit wollten Eltern ihren Zögling nach dem Kobold mit den roten Haaren benennen. Sie mussten bis vor ein Oberlandesgericht ziehen, um ihren Namenswunsch schließlich durchzusetzen. „Heute würde wohl kaum ein Standesamt diesen Namen ablehnen“, sagt Rast. Auch Pepsi oder Winnetou sind erlaubt

Wenn ein Standesbeamter dennoch Bedenken hat, können sich die Eltern an die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden wenden. Gegen eine geringe Gebühr erstellen die Namensforscher ein Gutachten, das bei positivem Ergebnis den Standesbeamten überzeugen soll. Bei Frauke Rüdebusch landen jede Woche rund 20 Anfragen auf dem Schreibtisch. Häufig sind es Figuren aus Büchern und Filmen, nach denen Eltern ihre Kinder benennen wollen. Die Namen der Protagonisten der Herr-der-Ringe-Trilogie etwa hat die Expertin von Aragon bis Gandalf schon alle abgesegnet.

Rote Karte für Danger und Luxus

Beliebt sind auch Namen, die mit einer Bedeutung verbunden sind. Grünes Licht gab es etwa für Destiny, Freedom oder Liberty. Die rote Karte zeigten die Forscher dagegen bei Luxus, Pain oder Danger. „Für unsere Entscheidungen ist das Wohl des Kindes ausschlaggebend“, erklärt Rüdebusch. „Namen, die merkwürdige oder gar negative Assoziationen hervorrufen, stehen wir eher ablehnend gegenüber.“

Wichtig sei darüber hinaus der Vornamen-Charakter des Vorschlags, sagt Rüdebusch. Auch wenn der Papa ein großer Fan ist: Lamborghini ist kein Name für einen Jungen, haben die Namensberater entschieden. Auch Vespa, Gold oder Jetaime als Abwandlung des französischen Liebesbekenntnisses wurden abgelehnt.

Besondere Namen für besondere Kinder

Expertin Rüdebusch beobachtet ebenfalls, dass die Namensvielfalt in Deutschland deutlich zugenommen hat. „Viele Eltern wünschen sich außergewöhnliche Namen“, so Rüdebusch. Es ist ein besonderes Kind, also braucht es auch einen besonderen Vornamen, sagte erst kürzlich ein Vater zu ihr. „Dennoch sollte man die Eltern immer darauf aufmerksam machen, wenn sie dem Kind unnötig Steine in den Weg legen“, mahnt Rüdebusch.

Insofern war es eine gute Entscheidung der Experten, den Namen Borussia abzulehnen. Das Kind kann sich nun überall im Ruhrgebiet ohne Probleme bewegen – und notfalls sogar nach Schalke ziehen.