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New York Times macht sich über dieses deutsche Phänomen lustig – und nimmt sich dann die AfD vor

New York Times macht sich über dieses deutsche Phänomen lustig – und nimmt sich dann die AfD vor

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Die New York Times kritisiert die AfD wegen eines Vergleichs. Foto: imago/Steinach

„Sie schlagen während der Morgendämmerung zu, hinterlassen Blutspuren und Körperteile…“ So beginnen die Zeilen eines Artikels, den die New York Times am Dienstag veröffentlichte.

Weiter heißt es: „Es gab sechs oder sieben Täter. Einer lief ganz ruhig am Auto von Annett Hertwecks vorbei, als sie auf dem Waldweg zum Ort des Massakers in der Nähe des ostdeutschen Dorfes Förstgen entlang fuhr. Erst danach sah sie die Leichen. Dutzende davon.“

Bei den Tätern, von denen die Zeitung schreibt, handelt es sich nicht um skrupellose Mörder, sondern um Wölfe. Die Opfer: 55 Schafe. „Eigentlich waren sie ausgestorben, aber Deutschlands bekanntester Märchenbösewicht ist zurück.“

Wölfe kommen aus Polen über die Grenze

Schon seit Jahren kommen Wölfe aus Polen über die Grenze, lassen sich in den ländlichen Gebieten Deutschlands nieder. Zwar gibt es nur ein paar Hundert – „aber glaubt man Politikern, gibt es eine regelrechte Invasion“, schreibt das Blatt.

„Und wie sie über sie sprechen, hat große Ähnlichkeit damit, wie sie über Immigranten reden. Das Tier machen sie zu einem Terror-Objekt.“ Das Thema Wolf habe sich zu einem Thema des Krieges zwischen Kulturen entwickelt: „Zwischen der städtischen Elite und dem ländlichen Nachlass. Zwischen West und Ost. Und auch denen, die Wölfe – und Immigranten – willkommen heißen und denen, die Angst vor ihnen haben.“

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AfD-Politiker Hilse: „Gibt eine Menge Gemeinsamkeiten zwischen Wölfen und Flüchtlingen“

Dass der Vergleich zwischen Wölfen und Immigranten tatsächlich sogar von Politikern herangezogen wird, beweist eine Aussage des AfD-Politikers Karsten Hilse. Im Bundestag sagte er letztes Jahr: „Es gibt eine Menge Gemeinsamkeiten zwischen dem Niederlassen der Wölfe in Deutschland und der Flüchtlingskrise.“

Dass 2015 1,5 Millionen Immigranten in die Bundesrepublik kamen, habe zu „Vergewaltigungen, Morden und Angriffen auf Polizisten geführt“, sagte der 54-Jährige. Die meisten Migranten würden auf Kosten Deutschlands leben. „Das gleiche gilt für Wölfe“, so Hilse.

Silke Grimm – wie die „New York Times“ verdeutlicht, besteht keine Verwandschaft zu den Gebrüdern Grimm, aus deren Feder die bekanntesten Märchen stammen – ist in Sachsen für das Wolfproblem zuständig. Schon seit 2014 setzt sie sich dafür ein, dass Wölfe gejagt werden. Und auch mit dem Islam setzt sie sich auseinander und versucht die Menschen davon zu überzeugen, dass er – wie sie findet – mit der deutschen Kultur nicht kompatibel ist.

Biologin: Gibt keine Wolfskrise

Und sie sagt: „Wölfe sind gefährlich und sie vermehren sich schnell. Offiziell heißt es, dass alles unter Kontrolle sei. Aber das kennen wir schon von der Flüchtlingskrise. Keiner glaubt nur ein Wort.“

Doch die Zahlen zeigen ein ganz anderes Bild: Bislang wurden nur 73 Wolfsrudel, 31 Pärchen und drei einzelne Wölfe gezählt. Insgesamt sind das etwa 700 Tiere. „Eine Wolfskrise gibt es nicht“, so Vanessa Ludwig, eine Biologin, die sich mit Wölfen auseinandersetzt

Kanzlerin Angela Merkel stellt klar: Wenn es nötig ist, soll der Wolf gejagt werden. Sogenannte „Problemwölfe“ könnten man so ausradieren. Doch einige Personen wollen nicht darauf warten, bis die Regierung etwas unternimmt: Im vergangenen Jahr erschoss ein Unbekannter in Sachsen einen Wolf und versenkte ihn dann im See. „Hingerichtet mit Mafia-Methoden“, schreibt die „New York Times“. (cs)