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Melika Foroutan und „Die Kronzeugin“ im ZDF

Melika Foroutan und „Die Kronzeugin“ im ZDF

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Foto: Hannes Hubach
Die fußballbegeisterte Tochter eines Iraners startet jetzt als Schauspielerin durch. In der ZDF-Serie Kriminaldauerdienst (KDD) hat sie eine Kommissarin gespielt. In „Die Kronzeugin“ ist sie eine Polizistin im Personenschutz. Im März ist sie im Herz-Kino zu sehen.

Berlin. 

Mit sieben Jahren kam sie aus Teheran nach Deutschland. Als Tochter eines Iraners und einer Rheinländerin. Katholisch und fußballbegeistert. Lieblingsverein: Schalke. Heute lebt die 36-jährige Melika Foroutan mit einem Dortmunder in Berlin. Und ist, klare Sache, zum BVB gewechselt. Eine Begegnung mit einer Schauspielerin, die lange unter dem Radar flog. Im ZDF-Krimi „Die Kronzeugin – Mord in den Bergen“ (heute, 20.15 Uhr) spielt sie jetzt die Hauptrolle.

„Melika“, sagt sie, reicht die Hand, pellt sich aus ihren Wintersachen, setzt sich auf den Kaffeehausstuhl und guckt erwartungsvoll. Melika Foroutan muss gerade zum ersten Mal in ihrem Leben eine Welle von Interviews bewältigen – und hat noch sichtlich Spaß daran. Keine Spur von jener taktischen Freundlichkeit, mit der ihre Kollegen in Interviews viel sagen, aber wenig preisgeben.

Schwiegereltern in Dortmund haben ein BVB-Abo

Melika Foroutans Vater hat die iranische Fußballnationalmannschaft trainiert. Seine Tochter spielt Fußball, bis sie elf Jahre alt ist. Dann brüllt jemand vom Spielfeldrand: „Ey die sehen ja aus wie Jungs!“ Das verunsichert sie so sehr, dass sie alles hinschmeißt. Sie hört mit dem Training auf – aber bleibt dem Fußball treu. Ihren Mann lernt sie in einer Berliner Fußballkneipe kennen, die Schwiegereltern in Dortmund haben ein BVB-Abo. Passt alles gut zusammen. „Ich hätte doch meinem Vater keinen Schwiegersohn anschleppen können, der lieber ‚Madame Bovary’ liest, als mit ihm Fußball zu gucken.“

Foroutans Eltern lernen sich 1968 in Paris kennen, arbeiten zeitweise in Deutschland, gehen Anfang der 70er-Jahre gemeinsam in den Iran. Nach der Machtübernahme durch Ayatollah Chomeini gerät der Vater in Konflikt mit dem Regime, die Familie kommt zurück nach Deutschland. Melika wächst in Boppard auf, der Vater arbeitet wieder als Fußballtrainer. „Das war praktisch: Wenn wir aus der Schule kamen, war er da und hat uns Mittagessen gekocht.“ Melika Foroutan fehlt lange der Mut für die Schauspielerei. Erst nach Umwegen bewirbt sie sich. Es klappt – und sie landet im Staatsdienst, zumindest vor der Kamera. In der ZDF-Serie Kriminaldauerdienst (KDD) hat sie eine Kommissarin gespielt. In „Die Kronzeugin“ ist sie eine Polizistin im Personenschutz. In der nächsten Staffel der ARD-Reihe „Weissensee“ spielt sie eine West-Agentin.

Ein Kriminaldauergesicht?

Und schließlich hat sie gerade „Unter Feinden“ gedreht, wo sie eine Staatsanwältin mit iranischen Wurzeln ist, die sich rechtfertigen soll, warum sie im Büroalltag ein Kopftuch trägt. Melika Foroutan – ein Kriminaldauergesicht?

Sie kann auch anders. In der ZDF-Reihe „Herzkino“ schickt sie eine „Flaschenpost an meinen Mann“ (Sendetermin 3. März). Die frustrierte junge Ehefrau eines Tanzschullehrers muss durch eine ganze Reihe harmloser Verstrickungen stöckeln, bis alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen ist.

Kühler Thriller in den Alpen

Das klingt nicht nur nach 50er-Jahre, das soll es auch sein: Melika Foroutan trägt schwingende Röcke und Blusen mit Schleifchen, träumt von einem romantischen Neustart und landet doch wieder bei ihrem Ehemann. Herzkino eben. „Ich hatte Spaß daran“, sagt sie und lacht: „Es muss doch nicht immer alles so tief gehen.“ Außerdem: „Ich habe früher gerne diese 50er-Jahre-Komödien mit Doris Day und Rock Hudson geguckt!“

„Die Kronzeugin“ dagegen ist ein kühler Thriller in den Alpen, ein intensives Duett mit Iris Berben. Aus der Beziehung zwischen Polizistin und Kronzeugin wächst ein Mutter-Tochter-Verhältnis. Die Polizistin Ines hat ihre Mutter früh verloren, sie ist verschlossen, unglücklich verliebt, ihr fehlt der Halt im Leben. Foroutan, selbst Mutter von zwei kleinen Kindern, kann Ines’ Gefühlslage verstehen: „Mütter können sehr viel Selbstbewusstsein geben.“ Ihre eigene Mutter war berufstätig und oft nicht zu Hause. Als Kind beneidete sie ihre Freundinnen um deren Hausfrauenmütter, die Pausenbrote schmierten und den Nachtisch servierten. „Mir fehlte dieser Rückhalt manchmal.“ Heute ist das anders. Heute sagt sie über Ines: „Ich habe alles, was sie nicht hat. Ich teile mich gerne mit, ich habe eine Familie und ich lebe meinen Traum.“