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„Markus Lanz“: Holocaust-Überlebende spricht eine unbequeme Wahrheit aus – für alle Deutschen

„Markus Lanz“: Holocaust-Überlebende spricht eine unbequeme Wahrheit aus – für alle Deutschen

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Die Holocaust-Überlebende Laureen Nussbaum warnte bei „Markus Lanz“ vor den aktuellen politischen Entwicklungen. Foto: Screenshot: ZDF

Es war ein emotionaler Auftritt von Laureen Nussbaum (91) am Donnerstagabend bei „Markus Lanz“. Die Holocaust-Überlebende hat in der ZDF-Talkshow mit der Menschheit abgerechnet.

Im Alter von acht Jahren war sie mit ihren Eltern von Frankfurt nach Amsterdam geflohen. Dort lernte sie unter anderem Anne Frank kennen, die nach ihrem Tod im Konzentrationslager durch ihr Tagebuch große Berühmtheit erlangen sollte. Sie glaube noch immer an das innere Gute im Menschen, schrieb das jüdische Mädchen drei Wochen vor ihrer Verhaftung in ihrem Versteck.

Auf die Frage von Markus Lanz, ob Laureen Nussbaum dieser Einschätzung folge, hat die 91-Jährige eine eindeutige Antwort: „Nein.“

„Markus Lanz“: Bericht der Holocaust-Überlebenden Laureen Nussbaum macht nachdenklich

Ihre Kindheit in Frankfurt Anfang der 30er Jahre verbindet Laureen Nussbaum vor allem mit Erfahrungen der Ausgrenzung. Als Jüdin durfte sie sie in der Schule nicht mehr mit den „arischen“ Kindern lernen. Selbst eine Schulfreundin wollte nicht mehr gemeinsam mit ihr zur Schule gehen.

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Als immer offensichtlicher wurde, dass Hitler kein Phänomen war, dass verschwinden sollte, entschied sich ihre Familie drei Jahre später in die Niederlande auszuwandern: „Es war offensichtlich, dass keine Zukunft mehr für uns bestand“, erinnert sich Nussbaum.

Die geplante Vernichtung der Juden in Europa durch das Hitler-Regime war für die Familie aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht denkbar.

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Laureen Nussbaum spricht unbequeme Wahrheit an

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg behaupteten viele Bürger, nichts von der Judenvernichtung mitbekommen zu haben. Das lässt die Holocaust-Überlebende nicht gelten.

Zwar habe man auch in den Niederlanden nicht genau gewusst, was sich genau in den Vernichtungslagern zugetragen hatte. „Auschwitz war nur ein Ort auf der Landkarte für uns“, so Nussbaum. Aber weil niemals eine Nachricht zurückkam, habe man geahnt, dass dort nichts Gutes geschehen konnte.

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Solange nur 16 bis 40-Jährige zur Arbeit in den Lagern aufgerufen wurden, habe man noch glauben können, dass es sich um Arbeitslager handeln könnte. „Sobald Großmütter und Babys auf Transport geschickt wurden, war klar, dass die Arbeit nur ein vorgeschobener Grund war“, sagt die 91-Jährige bei „Markus Lanz“.

Nussbaum: „Ich bin sehr deprimiert und sehe schwarz“

Die Tatsache, dass trotz der Judenvernichtung in Amerika, Europa und selbst in Deutschland wieder rechte Parteien an Zuspruch gewinnen, macht die Holocaust-Überlebende fassungslos. Das Aufstreben „engstirniger Nationalisten“ wie Donald Trump sei für sie ein großes Warnsignal.

„Ich bin sehr deprimiert über die Weltentwicklung. Ich sehe das sehr schwarz im Moment“, so die betagte Dame bei „Markus Lanz“.

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Sie habe nur eine kleine Resthoffnung für die Weltbevölkerung: Die bestehe darin, Menschen wie Greta Thunberg und anderen jungen Leuten zuzuhören. Denn: „Was wir Erwachsenen aus dieser Welt gemacht haben, das ist eine traurige Misere“, sagte die 91-Jährige in ihrem Schlussplädoyer bei „Markus Lanz“.