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Legendäre Lutschpastille PEZ wird 80 Jahre alt

Legendäre Lutschpastille PEZ wird 80 Jahre alt

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Wien. Die kleine Nascherei hat eine große Fangemeinde: Von Österreich aus haben die PEZ-Bonbons Kinderzimmer und Pausenhöfe in aller Welt erobert. Seit Jahrzehnten lassen Mädchen und Jungen kleine rechteckige Drops aus knallbunten Spendern flutschen.

Die mit Micky, Shrek und Co verzierten Boxen haben aber auch erwachsene Liebhaber, die für seltene Sammlerstücke ein kleines Vermögen bezahlen. Dieses Jahr wird PEZ 80 Jahre alt. Die alte Dame unter den Bonbons ist mit den Jahren aber eher jünger und innovativer geworden.

„PEZ ist eine der wenigen österreichischen Marken, die sich weltweit einen Namen gemacht haben», sagt PEZ-Marketingchef Stefan Hacker. Nur der Energy-Drink Red Bull und die Swarovski-Kristalle seien international ähnlich erfolgreich. Einen globalen Siegeszug hätte sich der oberösterreichische Chemiker-Sohn Eduard Haas III. wohl nicht träumen lassen, als er 1927 ein Bonbon mit Pfefferminzaroma erfand.

Eigentlich hatte der findige Geschäftsmann eine kleine Atemerfrischung für Erwachsene im Sinn, die er als «Mint der vornehmen Welt» anpries. Den Namen PEZ setzte Haas schlicht und einfach aus dem ersten, mittleren und letzten Buchstaben des Wortes «Pfefferminz» zusammen.

Heute kommen die Bonbons mit Aromen wie Coca Cola, Kirsche und Erdbeere daher, ganz nach dem Geschmack der Hauptzielgruppe, der Kinder. Doch der Clou an PEZ ist weniger das Bonbon selbst als seine Plastikhülle. 1949 wurde der berühmte Spender mit dem Knips-Ausgabemechanismus von Oskar Uxa erfunden, der sich dabei vom Aussehen handlicher Feuerzeuge inspirieren ließ.

Und es waren diese Spender, die der Süßigkeit von 1962 an zum Durchbruch verhalfen. Damals sicherten sich die PEZ-Manager die Nutzungsrechte für sämtliche Walt Disney Comicfiguren. Die Köpfe von Trickfilm-Stars wie Micky Maus, Donald und Goofy schmückten fortan die Plastikspender. Und es folgten unzählige Lizenzverträge mit Produzenten weiterer Comic-Figuren.

Seit Anfang der fünfziger Jahre hat das Unternehmen rund 5000 unterschiedliche Designs herausgebracht. Jedes Jahr kommen 40 neue Spender auf den Markt, oftmals zeitgleich mit neuen Zeichentrickfilmen wie Toy Story oder Findet Nemo. «Die Trends verändern sich immer schneller. Immer neue Nutzungsrechte zu bekommen ist ein Geheimnis unseres Erfolges», sagt Olivier Maurer von der französischen Firma Solinest, die PEZ vertreibt.

Es gibt aber auch Weihnachts- und Halloween-Auflagen von PEZ. Die Helden von Star Wars und die Simpsons haben es ebenso auf die Spender geschafft wie Elvis Presley und George W. Bush. Liebhaber zahlen im Internet mehr als 7000 Euro für seltene Auflagen. Es geht sogar die Legende, Ebay-Gründer Pierre Omidyar habe die Online-Auktionsplattform nur für seine PEZ-besessenen Freundin erfunden, damit sie sich über das Internet mit anderen Sammlern austauschen konnte.

Heute produziert PEZ in Österreich, Ungarn und den USA rund 80 Millionen Spender pro Jahr. Damit erzielte das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 75 Millionen Euro. «Wir sind eine Marke für Kinder, aber auch für Eltern. Sie werden durch PEZ an ihre eigene Kindheit erinnert und kaufen die Bonbons für ihre eigenen Sprösslinge», sagt Marketingchef Hacker.

Zum Geburtstag wird bei Ebay eine limitierte Micky-Maus-Edition angeboten, ganz nobel in Silber, Gold oder mit Swarovski-Kristallen. Innen drin stecken die ursprünglichen PEZ mit Pfefferminzgeschmack. Der Erlös des Verkaufs geht an das Kinderhilfswerk UNICEF. Auch zollt das Unternehmen seiner österreichischen Heimat Tribut: Von zwei PEZ-Sonderspendern schmunzeln Wolfgang Amadeus Mozart und Kaiserin Sissi herunter. (AFP)