Jack Nicholson, Hollywoods grandioses Grinsen, wird 75
Drei Oscars, zwölf Oscar-Nominierungen – und ein Schlag bei den Frauen: An diesem Sonntag wird Hollywood-Star Jack Nicholson 75 Jahre alt. Der Schauspieler hat früh gelernt, wie man gegen den Strom schwimmt, um in Hollywood Oberwasser zu haben.
Los Angeles.
Drei Oscars, zwölf Oscar-Nominierungen und unzählige Paraderollen — im Haifischbecken von Hollywood tummelt sich keiner seit Jahrzehnten so erfolgreich wie Jack Nicholson. Das kann nicht nur an den gefletschten Zähnen liegen, mit denen Bleck-Jack die Konkurrenz in die Flucht grinst. Der US-Schauspieler, der am Sonntag 75 Jahre alt wird, hat früh gelernt, wie man gegen den Strom schwimmt, um in Hollywood Oberwasser zu haben.
Als er anfängt mit dem Schwimmen, sortiert sich im Amerika mit Polanski, Hopper und Scorsese gerade die erste Garde des „New Hollywood“. Der junge Nicholson hat ein paar Jahre bei Metro Goldwyn Mayer als Laufbursche gejobbt und belanglose B-Movies gedreht, als 1969 bei „Easy Rider“ ein Darsteller ausfällt. Nicholson schwingt sich aufs Motorrad und prescht den großen Kollegen Dennis Hopper und Peter Fonda einfach davon. Man kann sich das wahnsinnige Lachen vorstellen, mit denen der wilde Jack schon mal für seine kommenden Rollen als Psychopath in Kubricks Horror-Klassiker „Shining“ (1980) übt oder für seinen grandiosen Auftritt als Anstalts-Insasse in „Einer flog übers Kuckucksnest“, der ihm 1976 den ersten Oscar einbringt.
„Shining“, „Chinatown“, „Die Ehre der Prizzis“
Während seine Kollegen noch auf Drogenparties abhängen, probiert Nicholson schon mal den Rausch des Erfolges. Er spielt 14 Rollen in sechs Jahren. Und er spielt niemals so, als würde er je die Rolle des Schwiegermutter-Traums anpeilen. Sein Frauenverschleiß ist legendär. Nicht nur auf der Leinwand, wo er Faye Dunaway in „Chinatown“ 1974 auch mit Nasenpflaster betört und Anjelica Huston in „Die Ehre der Prizzis“ die Waffen der Frau vorführen lässt.
Mit Huston ist er fast 16 Jahre liiert, rekordverdächtig für einen Kerl, der fünf Kinder aus vier Beziehungen zur Familie zählt. Den Bergrücken am Mullholland Drive, wo Nicholson lange neben hauptamtlichen Herzensbrechern wie Marlon Brando und Warren Beatty residiert hat, nennen sie seither den Schwerenöter-Hügel. Und als Regisseur Alexander Payne dem virilen Kraftpakt in der Roman-Verfilmung „About Schmidt“ (2003) keinen Alterssex, sondern nur die späten Freuden eines Adoptivkinds gönnt, staunt sogar Autor Louis Begley über die Wandlung zum ruppigen Rentner, aber: „Jack Nicholson könnte selbst eine saure Gurke spielen“.
Sauer ist bei ihm lustig
Er spielt keine Gurke, aber sauer ist bei ihm immer lustig. Als er in „Besser geht’s nicht“ den knurrigsten Miesepeter seit Erfindung des Menschenfeinds auf die Leinwand grimmt, gibt’s den zweiten Oscar als bester Hauptdarsteller. Da ist Nicholson endgültig bei seinem Spezialfeld angekommen: Dieser Mischung aus größenwahnsinnigem Unsympath und melancholischem Grantler scheint auf seine Physiognomie zugeschnitten wie die Ray-Ban-Brille, die er selten von der Nase nimmt.
Aber man liebt Nicholson ja auch nicht seiner schönen Augen wegen, sondern wegen dieser unverschämt erotischen Melange aus Spott und Selbstparodie. Bei Frauen kommt das an. Und als er als alternder Playboy in „Was das Herz begehrt“ (2003) vom Doc ein OP-Hemdchen verpasst bekommt statt Viagra, kann er sich immer noch auf die Zuneigung von Diane Keaton verlassen, die auch im wahren Leben eine enge Freundin ist.
Wildes Grimassieren
Frauenfreundschaften seien ein wichtiger Teil seines Lebens, hat Nicholson in seinen oft sehr klugen und pointierten Interviews gesagt. Dass muss an seiner Jugend liegen, die er im Schönheitssalon von Mutter Ethel verbracht hat. Erst mit Mitte 30 erfährt er, dass seine 17 Jahre ältere „Schwester“ June in Wahrheit seine Mutter ist. Den Vater hat er niemals kennengelernt.
Er selbst wird schließlich der Pate in Scorseses Mafioso-Meisterwerk „Departed“. Den Mafiaboss Costello legt er so flamboyant an, dass mancher vor allem Angst vor seinem Grimassenspiel bekommt. Aber das ist eben eines der Dinge, die er unbedingt noch tun will – das Gangster-Klischee überspitzen, bis es bricht. Was Nicholson sich sonst noch vorgenommen hat, sieht man in der Senioren-Komödie „Das Beste kommt zum Schluss“. Da lacht er den Krebstod einfach aus — mit seinem frechen Haifischgrinsen.