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Lehrer gab sich als Anwalt aus – Gericht verhängt hohe Geldstrafe

Lehrer gab sich als Anwalt aus – Gericht verhängt Geldstrafe

Ärger über einen gescheiterten Ebay-Kauf über knapp 27 Euro brachte jetzt einen Lehrer vor das Landgericht Dortmund. Angezeigt worden war er von einem ProSieben-Darsteller. Weil der Lehrer sich ihm gegenüber als Rechtsanwalt ausgab. Vor Gericht aber forderte der Lehrer pathetisch Gerechtigkeit.

Dortmund. 

Auch in zweiter Instanz ist ein Realschullehrer vom Landge­richt Dortmund wegen Missbrauchs von Berufsbezeichnungen verurteilt worden. Die Kammer war überzeugt, dass sich der 41 Jahre alte Dortmunder in einem Mahnschreiben nach einem gescheiterten Ebay-Kauf über 26,96 Euro fälschlich als Rechtsanwalt ausgegeben habe, um so mehr Eindruck auf den zahlungsunwilligen Käufer zu machen. Damit bestätigten die Richter das Urteil des Amtsgerichtes Dortmund über eine Geldstrafe von 3600 Euro (40 Tagessätze zu 90 Euro).

Beim Kunden handelte es sich um den ProSieben-Darsteller Chris Karn („Catch the Millionaire“). Der angeklagte Lehrer hatte ihn einer Verschwörung bezichtigt und sich selbst unschuldig genannt. Das Gericht sah aber ihn als Lügner. Richter Thomas Gessert erinnerte an das pathetische letzte Wort des Angeklagten: „Sie haben die schauspielerische Leistung erbracht.“ Er spielte auf die eindringlich vorgetragenen Sätze des beamteten Pädagogen an. Einen Freispruch hatte er gefordert, „gerade für mich, dem Gerechtigkeit so wichtig ist, der sie seit 15 Jahren seinen Schülern vorlebt“.

Eine Nichtigkeit als Auslöser

Richter Gessert hatte mehrfach daran erinnert, dass es eigentlich um eine Nichtigkeit als Auslöser gegangen sei. Einen Satz LED-Leuchten für 26,96 Euro hatte der Lehrer bei Ebay angeboten. Dafür nutzte er aber die Internet-Verbindung eines Freundes aus Plettenberg. Der Grund für das verdeckte Geschäftsgebaren lag nach Ansicht des Gerichtes auf der Hand: „Es ging um die Problematik, eine gewerbliche Nebentätigkeit als Beamter genehmigt zu bekommen.“

Pragmatisches Handeln bescheinigte die Kammer dem Lehrer auch bei dem Mahnschreiben, in dem er sich als Rechtsanwalt ausgegeben hätte. Zahlungsunwillige Kunden seien bei Ebay ja keine Seltenheit. So habe der Angeklagte es aber schnell erreicht, dass der säumige Kunde das Geld überwiesen habe. „Er hat einen Fehler gemacht und nicht eingestanden.“

Lehrer spricht von Verschwörung

Der Lehrer hatte vorgetragen, den Schauspieler, der auch als Model arbeitet, in der Bochumer Diskothek „Prater“ kennengelernt zu haben. Er habe ihm 50 Euro geliehen, weil dieser kein Geld mehr für die Rückfahrt nach Stuttgart besessen hätte. Weil Chris Karn ihm das Geld später nicht zurückzahlen wollte, sei er wohl auf die Idee einer Verschwörung gekommen und hätte selbst den Brief als falscher Anwalt aufgesetzt.

Eine Logik, die das Gericht offenbar als sehr konstruiert ansah. Tatsächlich arbeite Chris Karn ja als Angestellter in der Kfz-Branche und verfüge so über Geld. „Frei erfunden“ nannte Richter Gessert diese Geschichte des Lehrers. Realistischer sind da wohl die Folgen, die er in der Urteilsbegründung auflistete. Falls das Urteil in der Revision rechtskräftig werden sollte, wird der Fall für den Lehrer beamtenrechtliche Folgen haben. Und gegen dessen Freund aus Plettenberg, einen Industriekaufmann, der die Aussage des Lehrers vor Gericht unterstützt hatte, ermittelt aktuell die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachtes auf Falschaussage.