Altendorf.
Dem faulen Zauber setzte die VI. Strafkammer Fakten entgegen: Auf fünfeinhalb Jahre Gefängnis erkannte sie für die Nigerianerin Rita O. (36) aus Altendorf, die junge Frauen aus ihrer Heimat mit Voodoo-Drohungen zur Prostitution zwang.
Schon 2002 war Rita O. wegen ähnlicher Delikte aufgefallen. Drei Jahre Haft wegen Menschenhandels bekam sie damals. Ab 2007 war sie dann wieder aktiv. Bei Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Mannheim geriet sie ins Visier der dortigen Fahnder.
Pässe abgenommen
In zwei Fällen des Menschenhandels sprach das Landgericht Essen sie jetzt schuldig. Rita O. hatte früher selbst als Prostituierte in Deutschland gearbeitet, nachdem sie 1996 als politischer Flüchtling Asyl beantragt hatte. Später arbeitete sie mit einem nigerianischen Menschenhändler zusammen, dem sie Geld überwies und dafür Mädchen übermittelt bekam.
Konkret ging es um eine 16-Jährige, die 2009 nach Deutschland geholt wurde und um eine 20-Jährige, die zwei Jahre zuvor kam. Beiden jungen Frauen soll Rita O. die Pässe abgenommen und sie ins Bordell geschickt haben. Sie soll ihnen auch mit erheblichen Problemen durch Voodoo-Zauberei gedroht haben. Alles, um die Mädchen für die Arbeit im Rotlichtmilieu gefügig zu machen. Und Geld mussten die Frauen natürlich bei ihr abliefern. Gab es Probleme, dann sagte die Angeklagte schon mal: „Ruf den Voodoo-Mann an.“ Eine der Frauen war schwanger, als sie in Essen ankam. Später betreute die Angeklagte das Kind, damit die junge Frau ihrer Arbeit nachging.
Rita O. hatte im Prozess zunächst geschwiegen. Am Donnerstag, kurz vor Schluss der Beweisaufnahme, ergriff sie denn doch das Wort. Sie bestritt die Vorwürfe. Sie habe den jungen Frauen doch nur helfen wollen, sich in Deutschland zu orientieren, behauptete sie. Dieser menschenfreundlichen Sichtweise widersprach die Kammer im Urteil vehement. Die abgehörten Telefonate hätten ein ganz anderes Bild ergeben, betonte Richterin Jutta Wendrich-Rosch im Urteil.
50 000 Euro abkassiert
So sei es in einem Telefonat um eine Schwangere gegangen, von der Rita O. 50 000 Euro haben wollte. In einem anderen Gespräch regte die Angeklagte sich über eine Frau auf, die sich bei der nigerianischen Botschaft um einen neuen Pass bemühte. Für die Angeklagte war der Fall klar: „Die will ihre Madame nicht bezahlen.“ Die Polizei hatte auch bei Rita O. den Pass einer anderen Frau gefunden. Die Richterin: „Was hat der da zu suchen. Damit wurde der Weg in die Freiheit verbaut.“