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Freund des indischen Vergewaltigungsopfers schildert brutale Tat

Freund vergewaltigter Inderin schildert brutale Tat

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Foto: ap
Erstmals hat sich der Freund der nach einer Gruppenvergewaltigung gestorbenen Studentin geäußert und berichtet, wie er mitansehen musste, wie die junge Frau brutal missbraucht, gefoltert und nackt aus dem Bus geworfen wurde. Nach der Tortur habe niemand ihnen helfen wollen – auch die Polizei nur sehr zögerlich.

New Delhi. 

25 quälend lange Minuten lagen sie am Straßenrand. Nackt und nach Hilfe rufend. Vorbeifahrende Autos bremsten ab, die neugierigen Blicke der Insassen waren auf die Verletzten gerichtet. Aber keiner hielt an. Schon die grausame Vergewaltigung einer 23-jährigen indischen Studentin löste im Dezember weltweites Entsetzen aus. Das erste Fernseh-Interview ihres Begleiters, der das Martyrium in einem Kleinbus – anders als seine Freundin – überlebte, lässt den Zuschauer nun endgültig fassungslos zurück.

In bewegenden Worten schilderte der junge Mann am Freitag dem Fernsehsender Zee News erschütternde Details des skandalösen Vorfalls. Eigentlich hätten er und seine Freundin an jenem Abend nach einem Kinobesuch lieber mit einer Autorikscha nach Hause fahren wollen, sagte der Freund des Opfers dem Fernsehsender Zee TV. Als es ein Fahrer jedoch abgelehnt hätte, sie mitzunehmen, seien sie in einen mit sechs Männern besetzten Bus gestiegen. Nach einer Weile hätten diese angefangen, sie zu belästigen und anzugreifen.

„Ich habe mich mit drei von denen geprügelt“, schilderte der junge Mann, der während des Interviews mit einem gebrochenen Bein im Rollstuhl saß. „Ich schlug hart zu. Aber dann haben mich zwei andere mit einer Eisenstange traktiert.“ Seine Freundin habe versucht, mit dem Handy die Polizei zu alarmieren, aber die Männer hätten es ihr weggenommen, sagte er. Dann hätten sie sie zu den Rücksitzen im Bus gezerrt und vergewaltigt, immer wieder. Beide Opfer wurden mit Eisenstangen traktiert und brutal verprügelt. Der jungen Frau fügten ihre Peiniger so schwere innere Verletzungen zu, dass sie zwei Wochen später im Krankenhaus starb.

„Wir schrien im Bus um Hilfe“

„Wir schrien im Bus um Hilfe“, erzählte jetzt ihr Freund, mit gebrochenem Bein im Rollstuhl sitzend. „Wir versuchten die Aufmerksamkeit der Leute draußen zu erregen, aber das Licht im Bus war ausgeschaltet.“ Hilfe kam nicht. „Sie haben uns alles abgenommen, auch die Klamotten. Es waren fünf oder sechs. Meine Freundin hat versucht, die Nummer der Polizei zu wählen, aber dann haben sie ihr das Telefon weggenommen.“

Nach der Tortur warfen die Verbrecher ihre Opfer aus dem Bus. Mehr noch, sie hätten sogar extra noch einmal gewendet und versucht, die beiden zu überfahren, erzählte der nicht näher identifizierte Mann, den Zee News einfach nur als „Indiens Held“ vorstellte. Die beiden konnten sich gerade noch in Sicherheit bringen. Dann begann das Warten auf Hilfe. „Ich habe allen Vorbeifahrenden zugewinkt. Rikschas, Autos und Radler haben ihre Fahrt verlangsamt, aber nicht angehalten.“ Irgendwann rief ein Augenzeuge schließlich die Polizei.

Nur zögerliche Hilfe

Doch die Beamten erwiesen sich nicht als die erhofften Helfer in der Not, wie der Interviewte berichtete. „Sie haben untereinander gestritten und konnten sich nicht entscheiden, welche Polizeistation für den Fall zuständig sei. Wir haben sie angefleht: ‚Holt uns einen Krankenwagen. Gebt uns etwas zum Anziehen.‘ 20 Leute standen ums uns herum und haben gegafft.“ Am Ende habe sich einer der Neugierigen erbarmt und ihm ein Betttuch gereicht, um seine entblößte Freundin zu bedecken.

Statt mit dem Krankenwagen seien sie dann mit einem Jeep ins Krankenhaus gefahren, er selbst habe die Schwerverletzte ins Auto hieven müssen. „Vielleicht wollten sich die Polizisten nicht die Hände schmutzig machen mit all dem Blut“, erzählte der Mann dem Fernsehsender. Erst zwei Stunden nach dem Vorfall seien sie in der Klinik angekommen. Dort habe er dann zitternd auf dem Boden gesessen und auf wiederholte Bitte hin nichts zum Anziehen bekommen – bis ihm eine Putzjunge mit einem Tuch aushalf.

Zum Abschluss des Interviews richtete der Mann einen Appell an die Demonstranten im Lande, ihren Kampf gegen die gesellschaftlich kaum sanktionierte Gewalt an Frauen nicht aufzugeben – und die Regierenden zum Handeln zu zwingen. „Lasst nicht zu, dass euer Engagement umsonst gewesen ist“, lautete seine Botschaft.

Gegen fünf Täter war am Donnerstag Mordanklage erhoben worden. Der sechste soll noch minderjährig sein und könnte vor ein Jugendgericht kommen.

Nach einem Bericht der Hindustan Times, die sich auf den Polizeibericht beruft, soll der jüngste (17), der mutmaßlichen Täter auch der brutalste gewesen sein, er habe sich zweimal an der jungen Frau vergangen – beim zweiten Mal sei sie bereits bewusstlos vor Schmerzen gewesen. (afp)